Politik | Kaufhaus Bozen

Spaltpilz aus Österreich

"Bozen gegen Benko", titelt die Süddeutsche Zeitung und rollt den langen Streit um das neue Einkaufszentrum für ihre Leser auf.

Die Süddeutsche Zeitung wagt sich ins Dickicht der Argumentationen pro und contra Kaufhaus Bozen. In einem Stimmungsbericht aus der Landeshauptstadt mit dem Titel "Bozen gegen Benko" versucht das  renommierte Blatt, die Positionen von Gegnern und Befürwortern des Benko-Projekts zusammenzufassen. Mundgerecht zubereitet und anektodotisch angereichert erfahren die SZ-Leser, was in der zweijährigen Geschichte des Benko-Streits passiert ist: von der ersten Begegnung zwischen Heinz Peter Hager und René Benko bei einer Geburtstagsfeier in Bozen im Jahr 2000 über die Lex Benko und den Abgang von Bürgermeister Gigi Spagnolli bis zur Anti-KHB-Positionierung von Renzo Caramaschi, laut SZ  "der Favorit für das Bürgermeisteramt".

"Der österreichische Karstadt-Eigner spaltet die Südtiroler Provinzhauptstadt", heißt es in dem Bericht. "Der Kampf in Bozen steht exemplarisch für den Konflikt, um den es in Innenstädten immer wieder geht. Einerseits ermöglichen die Einkaufspaläste eine Weiterentwicklung der Altstadt. Andererseits bedrohen die renditegetriebenen Investitionen ein gewachsenes Handelsgefüge. Benko, dessen Signa-Holding 2014 die Kaufhauskette Karstadt übernommen hat, verspricht der 100 000-Einwohner-Stadt, eine unattraktive Gegend neu zu gestalten - und 1000 Arbeitsplätze. Welchen Preis sind die Bozner bereit, dafür zu bezahlen?"

Zu Wort kommt in dem Bericht nicht nur der Wirtschaftsberater und Bozner Benko-Statthalter Heinz Peter Hager ("Sie sind daran gewöhnt, dass der Innenstadthandel immer abgeschottet war."). Weitere Interviewpartner sind hds-Chef Walter Amort ("Das ist attraktiv für Touristen, bequem für Einheimische, und es führt zu kurzen Wegen, weniger Verkehr und weniger Konzentration", kontert er) und Philipp Moser, der Vorsitzende des Südtiroler Wirtschaftsrings ("Wir jammern auf hohem Niveau."). Und natürlich der erklärte KHB-Gegner und Mitte-links-Kandidat Renzo Caramaschi, der  für das politische und verwaltungstechnische Gewurstel rund um das neue Einkaufszentrum ein neues Label erfindet: das sei eben "die Südtiroler-neapolitanische Art, mit öffentlichem Gut umzugehen".