Gesellschaft | Sabes

Digital statt rot

Morgen, 1. Juni, startet die elektronische Verschreibung. Die roten Rezeptzettel werden nach und nach von digitalisierten Rezepten ersetzt.

Die roten papierenen Rezeptzettel sollen in Kürze der Vergangenheit angehören. Morgen, 1. Juni, fällt der Startschuss für die elektronische Verschreibung. “Ein erster Meilenstein in der Umsetzung des ICT-Masterplans”, heißt es aus dem Südtiroler Sanitätsbetrieb (Sabes), der den Masterplan 2016-2018 zur Informatisierung und Digitalisierung in neunmonatiger Arbeit entwickelt hat, und der unter anderem auch die Einführung der elektronischen Patientenakte vorsieht.

Wer in Zukunft also vom Arzt ein Medikament verschrieben bekommt, erhält kein rotes Rezept mehr. Sondern nur mehr ein gedrucktes Promemoria, einen Erinngerungsschein, der zum Abholen der Arzneimittel in der Apotheke berechtigt. “Eine schrittweise Übergangslösung bis zur endgültigen Ablöse der Verschreibung auf Papier”, so die Information aus dem Sanitätsbetrieb. “Eine staatliche Vorgabe verpflichtet zum Umstieg auf die elektronische Verschreibung”, erklärt Sabes-Generaldirektor Thomas Schael, der das Projekt heute (31. Mai) präsentiert hat. Doch erwartet man sich vom digitalen Rezept auch eine Reihe von Vorteilen. So sollen etwa mögliche Fehlerquellen wie nicht lesbare Handschriften auf den Rezeptzetteln, deren Beschädigung, zum Beispiel durch Faltung, oder falsche Interpretation aufgrund von Überlagerungen der Aufdrucke (Vorlage, Stempel, Unterschriften) durch das digitalisierte Rezept vermieden werden. Zugleich soll der Fälschung von Rezepten vorgebeugt und die Verlässlichkeit und Geschwindigkeit bei der Abwicklung der Verschreibungen erhöht werden.

Bei der Präsentation am Dienstag mit dabei: Maximin Liebl (Präsident Apothekerkammer), Matteo Paolo Bonvicini (Präsident Federfarma Bozen), Johannes Ortler (Projektverantwortlicher Abteilung Gesundheit), Thomas Schael (Generaldirektor SABES), Stefan Gasslitter (Generaldirektor SIAG). Foto: Sabes

Im Laufe der vergangenen Monate wurden die vertragsgebundenen Apotheken für das Projekt der elektronischen Verschreibung ausgebildet und mit dem System vernetzt – in enger Zusammenarbeit mit der Apothekerkammer und Federfarma, dem Verband der Apothekeninhaber. “92 Prozent der 119 Apotheken in Südtirol sind bereits geschult und operativ”, so die Auskunft, die der Sanitätsbetrieb am Dienstag gibt. Zunächst soll das Projekt intern (das heißt in den Krankenhäusern und den Diensten des Sanitätsbetriebs) anlaufen. Jene Krankenhausärzte, die die entsprechende Schulung erhalten haben, werden in dieser ersten Phase ein digitales Rezept ausstellen können. Gestartet wird mit 1. Juni in den Gesundheitsbezirken von Brixen und Bruneck. Innerhalb Juni sollen die Bezirke Meran und Bozen folgen. Nach und nach sollen dann auch die Allgemeinmediziner und die Kinderärzte freier Wahl auf die Nutzung der neuen Verschreibungsart umsteigen. 349 Ärzte für Allgemeinmedizin gibt es in Südtirol. “28 haben sich noch nicht angemeldet. Alle anderen sind Projektpartner im Rahmen der dematerialisierten Verschreibung”, teilt der Sanitätsbetrieb mit.

Nur in wenigen, unvermeidbaren Fällen soll auch weiterhin auf das Papierrezept zurückgegriffen werden. Nämlich dann, wenn das System ausfällt oder die Computeranlagen beim Arzt oder in der Apotheke fehlerhaft funktionieren. Auch für einige Spezialfälle, wie etwa Sauerstoff, bleibt die Verschreibung auf dem roten Rezept erhalten.