An der 3-Millionen-Grenze
Ein Winter wie im Bilderbuch: Das kann in der Saison 2017/18 nicht nur für die klimatischen Bedingungen behauptet werden. Auch wirtschaftlich blickt Südtirols Tourismus auf ein extrem starkes Halbjahr zurück, zeigt die nun erschienene Bilanz des Statistikinstitutes Astat. Knapp drei Millionen Gäste, das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr, urlaubten zwischen November 2017 und April 2018 in Südtirol. Die Übernachtungen stiegen in der Wintersaison gar um 6,3 Prozent und erreichten 12,5 Millionen.
Ausschlaggebend für diesen Erfolg sind die günstigen Wetterbedingungen, der Aufschwung in Italien und das starke Wirtschaftswachstum in Deutschland. Denn stärkste Triebfeder für den heimischen Tourismus bleiben die deutschen und italienischen Gäste, die zusammengerechnet auf 9,4 Millionen Übernachtungen kommen. Zweistellige Zuwächse von mehr als 12 bzw. knapp 11 Prozent gab bei den Gästen aus Österreich und den Niederlanden. Auch Tschechien, Slowenien, Schweiz und Liechtenstein sowie Russland zählen zu den Wachstumsmärkten.
Jeder dritte Gast verbrachte seinen Südtirol-Aufenthalt im Winter-Halbjahr in einem Drei-Sterne-Betrieb. Fast ein Viertel der gesamten Übernachtungen erreichen mittlerweile die Vier-Sterne-Häuser, die einen Zuwachs von knapp neun Prozentpunkten verzeichneten. Noch stärker zulegen konnten laut den Astat-Daten mit einem Plus von rund elf Prozent allerdings Privatquartiere wie möblierte Zimmer und Wohnungen.
Nächtigungskaiser blieb auch in der abgelaufenen Wintersaison das Pustertal mit fast 5 Millionen Übernachtungen. Dort verzeichnete man – gemeinsam mit dem Vinschgau – mit 4,7 Tagen auch die längste Aufenthaltsdauer. Im Landesdurschnitt blieb der Wert bei 4,3 Tagen stabil.
Rosige Bilanzen
Angesichts solcher Daten verwundert es nicht, dass die Branche laut dem WIFO-Wirtschaftsbarometer optimistisch gestimmt ist. Für 2018 erwarten demnach 95 Prozent der Betriebe ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis. Auch für das abgelaufene Geschäftsjahr bewerteten 92 Prozent der Betriebe die Ertragslage als zufriedenstellend. Die Mehrheit der Betriebe konnte 2017 ein Umsatzwachstum verzeichnen, die Kundenpreise stiegen an und die Zunahme der Betriebskosten fiel moderat aus, fasst das WIFO die Lage zusammen. Auch der Zugang zum Kredit habe sich laut der befragten Unternehmer und Unternehmerinnen gebessert. „Die Beschäftigungsentwicklung war sehr gut, so dass im Jahr 2017 die Zahl der Arbeitnehmer im Südtiroler Gastgewerbe um mehr als 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist.“ Am verhaltensten sei das Geschäftsklima unter Bar- und Kaffeebetreibern, viele von ihnen würden sich über die hohen Betriebskosten und den starken Wettbewerb beklagen.
Von Seiten des HGV und Handelskammer wurden die neuen Rekorddaten aber nicht nur mit Enthusiasmus kommentiert: Handelskammer-Präsident Michl Ebner nutzte sie, um einem mehr das Thema Erreichbarkeit zu platzieren: „Die Bewältigung der steigenden touristischen Ankünfte durch eine effiziente und nachhaltige Erreichbarkeit wird für unser Land von entscheidender Bedeutung sein, um weiterhin von dieser wichtigen Ressource zu profitieren und Einkommen und Beschäftigung zu schaffen.“ HGV-Präsident Manfred Pinzger ruft dazu auf, weiter an der Qualitätsstrategie zu feilen. „Der Fokus auf Qualität muss nun erweitert werden hin zu einer nachhaltig ausgerichteten Entwicklung im Tourismus“, meint der HGV-Präsident. „Der Schwerpunkt muss dabei auf die bestehenden Hotels- und Gastbetriebe gerichtet werden, wie es auch vom neuen Landesraumordnungsgesetz vorgesehen ist.“