Kultur | Gastbeitrag

Nauz von Roberta Dapunt

„Nauz", ladinisch für „Futtertrog", ist eine Sammlung von Gedichten und Schwarzweiß-Fotografien, die sich dem bäuerlichen Leben im Gadertal in Südtirol widmet. „Nauz" versinnbildlicht für die Lyrikerin und Bäuerin Roberta Dapunt den Alltag im Jahreslauf. Die Nähe zu den Tieren, der Akt des Tötens, aber auch der des Neugebärens sind in den Texten zu finden.

Stephanstag

Deine Stiefel zu groß,

stapfe ich vorsichtig Richtung Stall,

ein Eimer Wasser und das Weihwasser,

so hast du es mir beigebracht.

Durch das vereiste Fenster sah ich zum ersten Mal,

was immer unbeschrieben bleibt.

Du rufst, es ist geboren,

sein Aufstehen bricht in die Stille,

und jedes Mal aufs Neue leuchten unsere Augen.

Denk bloß, Lois, wenn das alles nur ein Traum wäre,

in welcher Belanglosigkeit müssten wir morgen erwachen.

 

San Stefo

Trö’massa gragn é tü stivà,

bel plan arpiza mi vari cuntra stala,

na condla d’ega y l’ega santa

sciöche tö m’as insigné.

Tres la broja sön finestra l’ài udü l’prüm iade

degun vers despaia jö l’debit.

Te chërdes, al é nasciü,

rump l’chît sò luvè sö

y lomina vigni iad’danü nösc ödli.

Pënsa Lois, sce düt chësc foss ma stè n som,

te ći meseria che lovessun indoman.

Aus: Roberta Dapunt: NAUZ. Gedichte und Bilder. Ladinisch und deutsch. Aus dem Ladinischen von Alma Vallazza.

ISBN 978-3-85256-582-8 | EUR [I] 21,70

Folio Verlag (Wien / Bozen)