Politik | Coronavirus

Südtirol testet: Die Phase 2

Nach dem ersten Massentest in Südtirol Ende November, sollen nun Anfang Januar weitere folgen. Doch was erwartet man sich davon?
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Corona-Screening
Foto: Othmar Seehauser

Der erste Massentest war Ende November, da hat man die Erwartungen noch kommuniziert:

  • 6 - 10% positive Personen erkennen und isolieren
  • die Anzahl der Neuansteckungen deutlich senken und so die 7-Tages-Inzidenz unter den Grenzwert von 50 drücken. Bei einer Beteiligung von 70 % hätte sich dieser Wert im Dezember einstellen sollen.
  • eine Beteiligung von 350.000 Personen an der Testaktion

Außer der hohen Beteiligung, am Ende waren es 362.050 Personen, wurde nichts erreicht. Die Anzahl der positiven Tests lag bei 1% und die 7-Tages-Inzidenz ist nach wie vor weit vom Grenzwert entfernt.

Was erwartet man sich nun eigentlich von dieser Phase 2 und den neuerlichen Massentests?

Und wie will man die Bevölkerung mitnehmen, wenn man für die Phase 2 keine Ergebnisse kommuniziert? Nicht mal den Bürgermeistern der betroffen Gemeinden!

Für Südtirol testet, die Phase 2 hat die Landesregierung eine eigene Informationsseite eingerichtet, wo diese erklärt wird.

Mithilfe eines Frühwarnsystems auf drei Schienen soll die Kontrolle der Coronavirus-Infektionen in Angriff genommen werden:

  • Wöchentliches „Südtirol-Monitoring“,
  • Überwachung mittels Contact-Tracing,
  • Ad-hoc-Screening-Programme bei höheren Infektionsraten (Hotspot-Tests).

Unter „Südtirol-Monitoring” versteht man die gezielte Testung von wöchentlich ca. 5.200 Personen für die Überwachung des Infektionsgeschehens im Lande.

Ergebnisse der wöchentlichen Tests sucht man jedoch vergeblich, man findet nur jene des ersten Massentests. Wie man jetzt dazu kommt, aufgrund dieses Monitorings für bestimmte Gemeinden weitere Massentests zu planen, bleibt wohl ein Rätsel. Denn wenn man sich die positiven PCR-Tests in den einzelnen Gemeinden anschaut, würde man wohl andere Maßnahmen einleiten.

Beim zweiten Punkt, also der zweiten Schiene, steht da wörtlich Kontaktverfolgung („Contact-Tracing“): Die Infektionsentwicklung der Gemeinden Südtirols wird anhand mehrerer Indikatoren überwacht. Dadurch können Infektionsherde frühzeitig erkannt werden.“

Es muss erlaubt sein zu fragen, ob man verstanden hat, was Contact-Tracing, die Personenkontaktnachverfolgung, ist, bzw. was es sein könnte. Einen Hinweis liefert da das Robert Koch Institut.

Und dass für die Bekämpfung dieser Pandemie eine funktionierende Personenkontaktnachverfolgung ausschlaggebend ist, dürfte mittlerweile wohl jedem klar sein. Südkorea, Taiwan und Japan setzen erfolgreich darauf und kontrollieren auch die Einhaltung der Quarantänevorschriften. Wie das in Südtirol gehandhabt wird, dazu findet man keine offiziellen Informationen. Positiv getestete Personen aus dem Bekanntenkreis berichten zumindest von unterschiedlichen Vorgangsweisen.

Dann wäre da noch die dritte Schiene, die „Hotspot-Tests“. Als dritten Teil des Frühwarnsystems setzt das Südtiroler Gesundheitswesen immer dann ein Ad-hoc-Screening-Programm ein, wenn in bestimmten Gebieten oder Teilen der Gesellschaft ein höheres Infektionsaufkommen - also ein Hotspot - auftritt, etwa in stark betroffenen Gemeinden, Unternehmen, Schulen usw.

Ein sinnvoller Ansatz, doch auch hier kein Hinweis darauf, was man unter stark betroffen verstehen soll. Wäre es nicht hilfreich solche Dinge zu kommunizieren, Grenzwerte festzulegen, so dass die Bevölkerung das Geschehen mitverfolgen kann und sich darauf einstellen? Und wäre es nicht ebenfalls sinnvoll, aufzuzeigen wer sich wie und wo ansteckt? In Kategorien eingeteilt natürlich, die Privacy soll schon gewahrt bleiben. Von alleine würden Personen in solchen Situationen doppelt vorsichtig sein, oder wenn es geht sie ganz meiden.

Wie will man die Bevölkerung mitnehmen in das neue Jahr, wenn man nicht auf eine transparente Kommunikation setzt?

Vielleicht sollte man ein “COVID-19” Kommunikation & Community Management Paket aufsetzen, das nicht auf den Tourismus abzielt, sondern auf die eigene Bevölkerung.

Ich wünsche allen Lesern ein gutes neues Jahr und bleiben Sie gesund!