Von Seiten der Gemeinde: Plastik-Almen
Das Album beginnt mit dem Titelsong „Almen aus Plastik” und liefert damit eigentlich das was man sich so erwarten würde von Yo!Zepp, Chrisfader und Testa: Samples aus den (lokalen) Medien, HipHop-Beats und Nordtiroler Dialekt.
Es ist das, was auch gute Literatur auszeichnet.
Aber wir waren ja vorgewarnt. Im November letzten Jahres ist die erste Video-Single „Wolffreie Zone” erschienen, und in diesem Track nehmen sich Von Seiten der Gemeinde ein viel und vor allem kontrovers diskutiertes Thema vor. Es ist kein Pro- oder Anti-Wolf-Song, sondern die Beschreibung eines gesellschaftlichen Diskurses mittels (Audio-)Zitaten und Assoziationen, die ein vielschichtiges und gleichzeitig klares Gesamtbild entstehen lassen. Es ist das, was auch gute Literatur auszeichnet.
Natürlich gibt es auch eine unbeschwerte, auto-ironische Seite: „K und K” beispielsweise, oder „Gewaltig”, aber es sind vor allem die Songs, die sich mit der „alpenländischen Seele” befassen, die es in sich haben. „Anna” beispielsweise, das mit Ausschnitten aus der „Piefke-Saga” arbeitet und Drama und Ausbeutung von Kellnerinnen mit pechschwarzen Strichen nachzeichnet.
Auch wer – wie wir – die „Piefke-Saga” nicht gesehen hat, und dabei offensichtlich einen Klassiker verpasst hat, wird die Geschichte mit einer gewissen Betroffenheit nachvollziehen können.
Ihre Songs sind immer wieder kleine, bittere, durchaus journalistische Reportagen.
Und der rote Faden, der im Titelsong „Almen aus Plastik” vorgegeben und mit „Anna” weitergeführt wird, wird immer wieder bedient: „Ein Paradies”, „Man braucht einander” oder „Ora @ Labora” zeigen Widersprüche, Scheinheiligkeit, Eigeninteresse, Geldgetriebenheit, die subversive, gängelnde Kraft von Religion und lokaler Politik, und, ganz nebenbei, die offensichtliche Schwierigkeit der Medien, Authentizität auch wirklich einzufangen.
Von Seiten der Gemeinde haben ihr Können als „Geschichtenerzähler” perfektioniert, ihre Songs sind immer wieder kleine, bittere, durchaus journalistische Reportagen.
Das haben sie eigentlich auch auf ihren bisherigen Releases gemacht: Die Alben „Von Seiten der Gemeinde” (2014) und „State Of Gmeind” (2017) und die EP „Pfau”, die sie gemeinsam mit Da Kessl 2020 veröffentlicht haben.
Mit „Almen aus Plastik” haben sie aber eine Tiefe und Vielschichtigkeit erreicht, die wir vorher nicht wahrgenommen haben. Die auf dem Album geäußerte Kritik ist nicht neu, Von Seiten der Gemeinde verdichten sie aber für alle noch einmal auf eine ironische, sarkastische und bisweilen schmerzhafte Art und Weise.
Ein bizarres und gleichzeitig faszinierendes Stück Musik.
Das beste Stück des Albums trägt übrigens den Titel „Toad” (Der Tod). Es ist eine Hommage an Ennio Morricone und – so wie der Song bei uns ankommt – an die sperrige, unheimliche Düsternis von Felix Mitterers Sicht der alpenländischen Volkes (Südtirol natürlich inklusive). Ein bizarres und gleichzeitig faszinierendes Stück Musik.
„Almen aus Plastik” ist am 7. Jänner 2021 erschienen und ab sofort auch als grafisch üppig aufgemachtes Doppel-Vinyl so wie CD. Den beiden „physischen” Releases liegt das 32seitige Booklet „Psalmen aus Plastik”, zwei Sticker und ein Download-Code bei.
Heute Abend, 20.15 Uhr, werden Yo!Zepp, Chrisfader und Testa ihr Album im Livestream „Kuana Konzerte” über Dachsbau.tv Innsbruck präsentieren.
Links:
Dachsbau.tv YouTube-Channel: https://www.youtube.com/channel/UCBIaWe5VWhCAhXUPPANhetQ
Homepage: https://www.vonseitendergemeinde.at
VSDG auf Bandcamp: https://vonseitendergemeinde.bandcamp.com
Label Duzz Down San: https://www.duzzdownsan.net
YouTube-Channel von Duzz Down San: https://www.youtube.com/user/duzzdownsan
...über Plastik schimpfen und
...über Plastik schimpfen und dann auf Plastik (doppel-vinyl) veröffentlichen... köstlich!
Antwort auf ...über Plastik schimpfen und von Re El
Sorry, aber ich denke, dass
Sorry, aber ich denke, dass das nicht wirklich damit gemeint ist. Im Artikel selbst steht doch schon, auf was mit Almen aus Plastik angespielt wird. Und ansonsten einfach mal kurz in den titelgebenden Track reinhören …
Ich finde im übrigen, ein gelungenes Album.