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Von Seiten der Gemeinde: Plastik-Almen

Heute Abend werden Von Seiten der Gemeinde ihr Album „Almen aus Plastik” mit einem Livestream vorstellen, ein Album, das eine uneingeschränkte Empfehlung verdient.
Ein bitter-ironischer Blick auf die alpenländische Seele und ihre Manifestierung: „Almen aus Plastik“ ist das dritte volle Album der Nordtiroler Von Seiten der Gemeinde.
Foto: Valentin Zelger / Artwork: Leonhard-eys-Kotschy & Testa
Ein bitter-ironischer Blick auf die alpenländische Seele und ihre Manifestierung: „Almen aus Plastik“ ist das dritte volle Album der Nordtiroler Von Seiten der Gemeinde.
Ein bitter-ironischer Blick auf die alpenländische Seele und ihre Manifestierung: „Almen aus Plastik“ ist das dritte volle Album der Nordtiroler Von Seiten der Gemeinde und kommt u.a. als Doppel-Vinyl mit wunderbarem Artwork. Foto: Valentin Zelger, Artwork: Leonhard-eys-Kotschy & Testa

 

Das Album beginnt mit dem Titelsong „Almen aus Plastik” und liefert damit eigentlich das was man sich so erwarten würde von Yo!Zepp, Chrisfader und Testa: Samples aus den (lokalen) Medien, HipHop-Beats und Nordtiroler Dialekt.

Es ist das, was auch gute Literatur auszeichnet.

Aber wir waren ja vorgewarnt. Im November letzten Jahres ist die erste Video-Single „Wolffreie Zone” erschienen, und in diesem Track nehmen sich Von Seiten der Gemeinde ein viel und vor allem kontrovers diskutiertes Thema vor. Es ist kein Pro- oder Anti-Wolf-Song, sondern die Beschreibung eines gesellschaftlichen Diskurses mittels (Audio-)Zitaten und Assoziationen, die ein vielschichtiges und gleichzeitig klares Gesamtbild entstehen lassen. Es ist das, was auch gute Literatur auszeichnet.

 

Psalmen aus Plastik 1
Auch wer die „Piefke-Saga” nicht kennt, wird Felix Mitterers krypto-alpine Diagnose spüren: Die zerstörerische Arroganz des Massen-Tourismus' ist ein wiederkehrendes Thema auf „Almen aus Plastik”. Foto: Valentin Zelger / Artwork: Leonhard-eys-Kotschy & Testa

 

Natürlich gibt es auch eine unbeschwerte, auto-ironische Seite: „K und K” beispielsweise, oder „Gewaltig”, aber es sind vor allem die Songs, die sich mit der „alpenländischen Seele” befassen, die es in sich haben. „Anna” beispielsweise, das mit Ausschnitten aus der „Piefke-Saga” arbeitet und Drama und Ausbeutung von Kellnerinnen mit pechschwarzen Strichen nachzeichnet.
Auch wer – wie wir – die „Piefke-Saga” nicht gesehen hat, und dabei offensichtlich einen Klassiker verpasst hat, wird die Geschichte mit einer gewissen Betroffenheit nachvollziehen können.

Ihre Songs sind immer wieder kleine, bittere, durchaus journalistische Reportagen.

Und der rote Faden, der im Titelsong „Almen aus Plastik” vorgegeben und mit „Anna” weitergeführt wird, wird immer wieder bedient: „Ein Paradies”, „Man braucht einander” oder „Ora @ Labora” zeigen Widersprüche, Scheinheiligkeit, Eigeninteresse, Geldgetriebenheit, die subversive, gängelnde Kraft von Religion und lokaler Politik, und, ganz nebenbei, die offensichtliche Schwierigkeit der Medien, Authentizität auch wirklich einzufangen.

Von Seiten der Gemeinde haben ihr Können als „Geschichtenerzähler” perfektioniert, ihre Songs sind immer wieder kleine, bittere, durchaus journalistische Reportagen.

Das haben sie eigentlich auch auf ihren bisherigen Releases gemacht: Die Alben „Von Seiten der Gemeinde” (2014) und „State Of Gmeind” (2017) und die EP „Pfau”, die sie gemeinsam mit Da Kessl 2020 veröffentlicht haben.

Mit „Almen aus Plastik” haben sie aber eine Tiefe und Vielschichtigkeit erreicht, die wir vorher nicht wahrgenommen haben. Die auf dem Album geäußerte Kritik ist nicht neu, Von Seiten der Gemeinde verdichten sie aber für alle noch einmal auf eine ironische, sarkastische und bisweilen schmerzhafte Art und Weise.

 

Psalmen aus Plastik 2
Eines des besten Stücke des Albums: „Toad” ist u.a. eine Hommage an den großartigen Ennio Morricone.  Foto: Valentin Zelger / Artwork: Leonhard-eys-Kotschy & Testa

 

Ein bizarres und gleichzeitig faszinierendes Stück Musik.

Das beste Stück des Albums trägt übrigens den Titel „Toad” (Der Tod). Es ist eine Hommage an Ennio Morricone und – so wie der Song bei uns ankommt – an die sperrige, unheimliche Düsternis von Felix Mitterers Sicht der alpenländischen Volkes (Südtirol natürlich inklusive). Ein bizarres und gleichzeitig faszinierendes Stück Musik.

„Almen aus Plastik” ist am 7. Jänner 2021 erschienen und ab sofort auch als grafisch üppig aufgemachtes Doppel-Vinyl so wie CD. Den beiden „physischen” Releases liegt das 32seitige Booklet „Psalmen aus Plastik”, zwei Sticker und ein Download-Code bei.

Heute Abend, 20.15 Uhr, werden Yo!Zepp, Chrisfader und Testa ihr Album im Livestream „Kuana Konzerte” über Dachsbau.tv Innsbruck präsentieren.

 

Links:

Dachsbau.tv YouTube-Channel: https://www.youtube.com/channel/UCBIaWe5VWhCAhXUPPANhetQ

Homepage: https://www.vonseitendergemeinde.at
VSDG auf Bandcamp: https://vonseitendergemeinde.bandcamp.com
Label Duzz Down San: https://www.duzzdownsan.net
YouTube-Channel von Duzz Down San: https://www.youtube.com/user/duzzdownsan

 

Legen den Finger in so manch offene Wunde der alpenländischen Gegenwart, Von Seiten der Gemeinde v.l.n.r.): Chrisfader, Testa und Yo!Zapp.
Legen den Finger in so manch offene Wunde der alpenländischen Gegenwart, Von Seiten der Gemeinde (v.l.n.r.): Chrisfader, Testa und Yo!Zepp. Foto: Alexia Fin
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Martin Ancient Do., 13.01.2022 - 22:36

Antwort auf von Re El

Sorry, aber ich denke, dass das nicht wirklich damit gemeint ist. Im Artikel selbst steht doch schon, auf was mit Almen aus Plastik angespielt wird. Und ansonsten einfach mal kurz in den titelgebenden Track reinhören …

Ich finde im übrigen, ein gelungenes Album.

Do., 13.01.2022 - 22:36 Permalink