Caselatti, Maria Elsabetta
Foto: upi
Politik | Casellati

Die militante Katholikin

Nach dem Wunsch der Lega soll die erzkatholische Senatspräsidentin Maria Elisabetta Casellati Nachfolgerin von Sergio Mattarella werden.

Bei der Wahl des Staatspräsidenten setzt das Rechtsbündnis nun auf die Senatspräsidentin Maria Elisabetta Alberti Casellati. Um zu beurteilen, aus welchem Holz die 75-jährige Senatorin aus Rovigo geschnitzt ist, genügt ein Blick auf einige ihrer Bücher: L´indissolubilità e unità dell' istituto naturale del matrimonio canonico oder ihren Bestseller L' educazione dei figli nell' ordinamento cattolico. Die glühende Berlusconi-Verehrerin, die von Landeshauptmann Fugatti mit dem höchsten Trentiner Orden der Aquila di San Venceslao ausgezeichnet wurde, hat als Staatssekretärin im Gesundheitsministerium mehrfach für Schlagzeilen gesorgt - etwa als sie ihre Tochter Ludovica zur Abteilungsdirektorin ernannte. Oder weil sie 124 mal mit Staatsflügen nach Venedig und sechs Mal nach Sardinien geflogen ist. Als am 27. November 2013 im Senat über die Aufhebung des Mandats für Berlusconi abgestimmt wurde, erschien sie in schwarzer Trauerkleidung im Palazzo Madama.

Als am 27. November 2013 im Senat über die Aufhebung des Mandats für Berlusconi abgestimmt wurde, erschien sie in schwarzer Trauerkleidung im Palazzo Madama.

Seit Jahren gilt sie als "la berlusconiana piú berlusconiana di tutte." Casellati legt Wert auf die Feststellung, dass sie specializzata in diritto canonico alla pontificia università lateranense ist und beschreibt ihr komplexes Weltbild folgendermassen: "Sono contraria alla legge sull´aborto, alla pillola abortiva, alla fecondazione eterologa e alla legge Cirinnà sulle unioni civili. Sono favorevole alla castrazione chimica per gli stupratori e alla legge Bossi-Fini sull' immigrazione.

Was jetzt noch fehlt, ist ein Ayatollah als Kammerpräsident.

Diese sanfte Frau also soll nun nach dem Wunsch von Lega, Forza Italia und Fratelli d'Italia Nachfolgerin von Sergio Mattarella werden. Was jetzt noch fehlt, ist ein Ayatollah als Kammerpräsident. 

70 Heckenschützen vereitelten schliesslich auch Casellatis Hoffnungen auf den Einzug in den Quirinalspalast. Eine deutliche Niederlage für Salvini, der sich der Illusion hingegeben hatte, die Wahl  des Staatspräsidenten steuern zu können.  Bei 154 Überläufern in Kammer und Senat eine pure Illusion.

 

Auch Maria Elisabetta Casellati hat man auflaufen lassen. Mit allen damit verbundenen Beschädigungen.
Eines hat diese Wahl zum it. Staatsoberhaupt, die auch am fünften Tag ergebnislos blieb, gezeigt. Die Notwendigkeit einer Reform des Wahl-Prozedere. Das derzeitige Prozedere ist eine schlechte Kopie des absolutistischen Vatikans und hat so gar nichts von einer modernen, transparenten Demokratie zu tun. Mit allen negativen Folgen, die wir im politischen Italien derzeit sehen.
Auch im Umgang mit den Wahlberechtigten der Regionen tickt Rom anders. Wo gibt es so was sonst in westlichen demokratischen Ländern, dass Delegierte der Regionen bei dieser Wahlversammlung nur abgesondert und abseits auf den Zuschauertribünen verbannt getrennt ihre Stimme abgeben dürfen?
Völlig undenkbar wohl in meisten anderen Ländern.

Sa., 29.01.2022 - 09:37 Permalink

Gäbe es für die Wahl des Staatspräsidenten so etwas wie das CONCLAVE bei der Papstwahl, dann würden den Herren und Damen Parlamentarieren bald die Bäuche derart grollen, dass sie rasch zu einer Einigung kämen.

Sa., 29.01.2022 - 11:11 Permalink