Gesellschaft | Ehrenzeichen

Das andere Südtirol

Lilli Gruber, Josef Zoderer und Reinhold Messner werden mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol ausgezeichnet. Es ist ein klares Zeichen der Öffnung in diesem Land.
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Foto: Salto.bz
Allein die Tatsache, dass es ein Trio ist, macht das Ganze auch zu einem politischen Bekenntnis.
Am kommenden Sonntag, den 20. Februar, dem Todestag Andreas Hofers, wird in der Innsbrucker Hofburg alljährlich das Ehrenzeichen des Landes Tirol an verdiente Persönlichkeiten Tirols und Südtirols verliehen. Auch in diesem Jahr werden zwölf Personen, drei davon aus Südtirol, für ihr „hervorragendes öffentliches oder privates Wirken“ mit dieser hohen Tiroler Landesauszeichnung gewürdigt. 
Durchaus überraschend ist dabei die Auswahl der drei Südtiroler Geehrten.
Es sind die Journalistin Lilli Gruber, der Schriftsteller Josef Zoderer und der Extrembergsteiger Reinhold Messner.
 

Das Ehrenzeichen

 
Das Ehrenzeichen des Landes Tirol wurde per Gesetz am 30. November 1955 eingeführt und wird jährlich von der Tiroler Landesregierung nach Möglichkeit am 20. Februar, dem Todestag Andreas Hofers, verliehen. Es zeigt den Silbervergoldeten Tiroler Adler, umgeben von einem ovalen patinierten Silberreifen auf dem über dem Haupt des Adlers eine Bandschleife mit der Inschrift „aquila tirolis dignitate honesto“ angebracht ist
 
 
 
Die Zahl der jährlich Ausgezeichneten ist auf zwölf beschränkt. Drei davon sollen aus Südtirol kommen. Sie werden von einer Arbeitsgruppe, die im Ressort von Landeshauptmann Arno Kompatscher angesiedelt ist, unter den eingegangenen Vorschlägen ausgewählt.
 

Die drei Träger

 
Eigentlich braucht keiner aus dem Trio mehr vorgestellt werden.
 
 
Die 64jährige Neumarkter Journalistin Lilli Gruber gehört seit Jahrzehnten zu den bekanntesten TV-Moderatorinnen Italiens. Nach den Bulgarien-Diktat des damaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, verließ sie die RAI und das Fernsehen und kandidierte für als unabhängige Kandidatin auf der Mitte-Links-Liste "Ulivo"  bei den Europawahlen. Gruber saß von 2004 bis 2009 im EU-Parlament. Danach kehrte sie in ihren Beruf zurück. Bereits vorher als Autorin tätig, landete Lilli Gruber mit einer dreiteiligen Buchserie über die Geschichte ihrer Familie einen Bestseller weit über Italien hinaus.
 
 
Auch Josef Zoderer war ursprünglich RAI-Journalist. Der heute 87-jährige Meraner kann aber auf eine beeindruckende Karriere als Schriftsteller zurückblicken. Mit den beiden Romanen „Das Glück beim Händewaschen“ und „Die Walsche“ gelangen ihm bereits vor 40 Jahren Standardwerke der Südtiroler Literatur. Josef Zoderer gehört auch heute noch zu den bedeutendsten Autoren Südtirols.
 
 
 
Über Reinhold Messner braucht man wohl kaum viele Worte zu verlieren. Der 77-jährige Extrembergsteiger ist der bekannteste lebende Südtiroler. Die Ehrung am Sonntag in der Innsbrucker Hofburg dürfte eine verspätete Wiedergutmachung für einen Menschen sein, der jahrzehntelang ausgegrenzt worden war.
Lilli Gruber, Reinhold Messner und Josef Zoderer haben eines gemeinsam. Sie gehören einem „anderen Südtirol“ an.
Die Ehrung durch Landeshauptmann Günther Platter und seinen Amtskollegen Arno Kompatscher am Sonntag ist deshalb auch ein klares Zeichen, dass es inzwischen in diesem Land auch Platz für Andersdenkende gibt.

 

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rotaderga

Es gab eine Stellungnahme von Lilli Gruber zu ihrer Präsenz in Bilderberger Meetings:
Ma la regola generale che vige per i giorni dell’evento è sempre quella standard: Chatam House. Tradotto: le informazioni e le idee che si ascoltano possono essere rielaborate e utilizzate “liberamente”, purché non vengano attribuite direttamente a chi le ha pronunciate.
Scheint das Geheimnis erfolgreichen Journalismus zu sein. Dafür gebührt das Ehrenzeichen des Landes Tirol.

Do., 17.02.2022 - 07:28 Permalink

Glückwünsche zu diesen drei sehr verdiente Auszeichnungen !
Fürs nächste mal würde ich, für diese Auszeichnung, unter anderen, den Journalisten Christoph Franceschini vorschlagen.

Do., 17.02.2022 - 10:24 Permalink

Könnte man nicht ausnahmsweise am Todestag von Michael Gaismair - 15. April - die Ehrung vornehmen, als besonderer Hinweis an Andersdenkende im "geschichtlichen" Tiroler Land ?

Do., 17.02.2022 - 11:57 Permalink

nein, kann man nicht! Michael Gaismair ist der Antipode von Andreas Hofer, ein Ketzer und zudem noch unehrenhaft verräumt worden! Man kann nicht den Todestag eines Rebellen zum Gedenktag für biedere Ehrungen vornehmen. Zudem kennt kaum ein Mensch noch den Capitano Michael Gaismayr aus Tirolo.

So., 27.02.2022 - 21:15 Permalink

"Es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich." (Th. Bernhard)
Das gilt wohl hier auch für das freiheitlich-demokratisch "andere Südtirol".

Do., 17.02.2022 - 11:58 Permalink

Wenn der Bekanntheitsgrad der Personen ausgezeichnet werden soll, dann passt es die Wahl dieser drei sicherlich. Wenn es darum gehen sollte, was sie für Tirol geleistet haben, dann bleiben doch einige Fragen offen. In diesem Sinne hat Christoph Franceschini vollkommen Recht, wenn er von "Öffnung in diesem Land" spricht.

Do., 17.02.2022 - 22:19 Permalink

Recht unterhaltsam finde ich, dass die Athesia-Zeitung "Dolomiten" in einem gut geschriebenen Kommentar die absolute Lächerlichkeit und Absurdität dieser drei Ehrungen überzeugend dargelegt hat, um dann den drei Geehrten in einem Athesia-Eigeninserat zur Ehrung zu gratulieren und für die Bücher der drei Geehrten zu werben. Die rechte Hand hat wohl nichts dagegen, wenn die linke Hand aufgehalten wird.

Mo., 21.02.2022 - 22:01 Permalink