Chronik | Aus dem Blog von Gerhard Mumelter

Beppe Grillo entdeckt Eva Klotz

In seinem Blog erklärt Beppe Grillo dem Zentralstaat der Krieg. Italien müsse in "Makroregionen" aufgeteilt und die "Identität tausendjähriger Staaten wie der Republik Venedig und des Königreichs der zwei Sizilien neu entdecken". Die Lega Nord zeigt sich entzückt vom neuen Kampfgenossen.

Bisher haben wir den geistvollen Slogan Südtirol ist nicht Italien nur von Eva Klotz gehört. Nun erfährt sie prominente Unterstützung. Kein Geringerer als Beppe Grillo plädiert in seinem Blog für die Zerschlagung des Staates Italien und die Entstehung neuer macroregioni: "Per far funzionare l'Italia è necessario decentralizzare poteri e funzioni a livello di macroregioni, recuperando l'identità di Stati millenari, come la Repubblica di Venezia o il Regno delle due Sicilie. E se domani fosse troppo tardi? Se ci fosse un referendum per l'annessione della Lombardia alla Svizzera, dell'autonomia della Sardegna o del congiungimento della Valle d'Aosta e dell'Alto Adige alla Francia e all'Austria? Ci sarebbe un plebiscito per andarsene." 

Zu seinem Text publiziert Grillo eine Landkarte Italiens, auf der neben dem Ducato di Mantova sogar das 1549 untergegangene Marchesato di Saluzzo im heutigen Piemont aufscheint.  Grillo definiert Italien als  "un'arlecchinata di popoli, di lingue, di tradizioni che non ha più alcuna ragione di stare insieme"  und träumt von der Zerschlagung des verhassten Staates: " E se domani i Veneti, i Friulani, i Triestini, i Siciliani, i Sardi, i Lombardi non sentissero più alcuna necessità di rimanere all'interno di un incubo dove la democrazia è scomparsa, un signore di novant'anni decide le sorti della Nazione e un imbarazzante venditore pentole si atteggia a presidente del Consiglio, massacrata di tasse, di burocrazia che ti spinge a fuggire all'estero o a suicidarti, senza sovranità monetaria, territoriale, fiscale, con le imprese che muoiono come mosche".

Dass ein Monarch wie Grillo für die Aufwertung der Bourbonen plädiert, kann nicht verwundern. Wie man an die Identität der 1797 aufgelösten Republik Venedig anknüpft, verrät er freilich nicht. Slogans waren ihm schon immer wichtiger als Details. Doch die über Grillos Wende entzückte Lega hält schon einen Vorschlag bereit. Er solle zunächst für das Unabhängigkeitsreferendum Venetiens und das Sonderstatut für die Lombardei unterzeichnen. Lega-Chef Matteo Salvini, der Grillo in Sachen Populismus durchaus ebenbürtig ist, freut sich über den unerwarteten Bundesgenossen: "Se ci dai una mano, non ci ferma nessuno." Roberto Maroni fordert dazu auf ,"Grillos Worte nicht zu unterschätzen." Der Schulterschluss zwischen Fünfsterne-Bewegung und Lega Nord kommt keineswegs überraschend. Beide haben in den vergangenen Wochen im Parlament gemeinsame Schlachten geschlagen - gegen ius soli, Immigration und das decreto svuotacarceri. Beide bereiten sich auf einen Europa-Wahlkampf vor, in dem Anti-Euro-Allergie und EU-feindliche Slogans dominieren. Auch Eva Klotz und die Freiheitlichen haben Grund zur Genugtuung. Sie müssen Beppe Grillo nur klarmachen, daß der "Freistaat Süd-Tirol" bereits über eine Verfassung verfügt - zum Unterschied vom ehrwürdigen Marchesato di Saluzzo.

http://www.beppegrillo.it/2014/03/e_se_domani.html

 

 

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Harald Knoflach So., 09.03.2014 - 18:51

ich bin kein freund beppe grillos und halte ihn sehr wohl für eine populisten. einen gefährlichen noch dazu.
aber das prinzip, von dem er spricht ist die rettung der europäischen idee und nicht ihr untergang. die nationalstaaten sind eine überflüssige und zugleich mächtige ebene innerhalb der europäischen integration, welche dieser mehr als alles andere im wege steht. eine implosion des nationalstaatlichen prinzips ist das beste, was europa passieren kann.

So., 09.03.2014 - 18:51 Permalink
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gorgias So., 09.03.2014 - 20:44

Es ist populistisch JETZT nach der Aufspaltung von Nationalstaaten in Markroregionen zu verlangen. Bevor es keine Einheitliche europäische Wirtschaft-, Außen- und Sicherheitspolitik gibt, ist es kontraproduktiv mit der Regionalisierung Europas anzufangen. Nebenbei ist es von Grillo natürlich populistisch, weil es in die Anti-EU, Anti-Euro und Anti-Merkel Kerbe schlägt wie Berlusconi auch ohne in Sachen Europa nach vorne zu sehen. Wer glaubt dass ein europäischer Staat alleine es schaffen wird die Herausforderungen der Zukunft zu bestehen hat sich noch nicht wirklich bemüht über den Tellerrand zu schauen und möchte sich in eine "Makroregion" oder Kleinstaat einnisten. Das schlimmste das uns als Europäer passieren kann, ist dass aus der EU ein dysfunktionales Gebilde wird wie das Römische Reich deutscher Nation.

So., 09.03.2014 - 20:44 Permalink
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Giancarlo So., 09.03.2014 - 21:15

Tranquilli, oggi Grillo ha già fatto marcia indietro e ha detto di essere stato travisato dalla stampa di regime (ovvio, no?), che lui non sarebbe per la divisione dell'Italia e per il ritorno agli stati preunitari, ma per il federalismo. Ora, è da almeno venti anni che i politici italiani, tutti, si riempiono la bocca di federalismo sulla spinta della Lega Nord e quasi tutti senza sapere cosa significa, senza essersi mai interessati di come funziona il federalismo negli stati che sono federali da secoli, come la Svizzera, e senza mai documentarsi in proposito prima di parlare. Grillo non fa eccezione, la Lega Nord men che meno. Ah, come aveva ragione Sigmar Gabriel quando a Febbraio ha commentato le elezioni italiane.....

So., 09.03.2014 - 21:15 Permalink
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paul koellensperger So., 09.03.2014 - 21:42

Sein persönlicher Krieg gegen Grillo ist einfach lächerlich. Da er keine bessere Argumente hat, scheut er auch nicht davor zurück, einen "Schulterschluss zwischen Fünfsterne-Bewegung und Lega Nord" zu erfinden, den es nicht gibt. Peinlich. Was Grillos Blogeintrag betrifft, kann den ja jeder selber lesen um die Interpretation von Mumelter als haltlos zu entlarven. Der M5s hat von Anfang an den Gedanken des Föderalismus und der Stärkung der Regionen getragen, gegen die Nationalstaaten. Und steht damit in Rom alleine da zwischen den Zentralstaat-Verfechtern wie Renzi und dem rechten Pack. Auch Europa wird nur mit diesem Subsidiaritätsprinzip und homogenen Makroregionen funktionieren können, weder mit den heutigen Nationalstaaten noch mit einer Zentralisierung auf Brüssel.

So., 09.03.2014 - 21:42 Permalink