die aus dem Sarntal stammende und seit seiner Jugend in Bozen wohnhafte Musiklegende ist tot. Der Begriff Musiklegende wird normalerweise für jene Menschen verwendet, die auf der Bühne berühmt und famos wurden. Telly war nie bis selten „auf der Bühne“. Telly war die ganz große Nummer dahinter, daneben und davor. Walter „Telly“ Eschgfäller ist ein großes Stück Südtiroler Musikgeschichte.
Walter Eschgfäller ist am 4. März 2022 im Alter von 67 Jahren im Bozner Krankenhaus nach kurzer und schwerer Krankheit zu früh gestorben.
Was bleibt ist ein uneingeschränktes, aufopferungsvolles und hingebungsvolles Leben für die Jugendkultur und Musikszene von Südtirol. Das war seine Familie.

 

 

 

Sein Plattenladen in Bozen ist eine Institution und über 4 Jahrzehnte ist er Treffpunkt für Musikfans die das Besondere suchen und dank seiner Kompetenz auch finden. Es dürfte keinen Laden in Südtirol geben der alle Musikepochen (von der MC über LP bis zu CD und Stream ... und zuletzt wieder LP) überlebt hat. 

 

 

Sls Manager verhilft er der Bozner Metal-Band zu ansehnlichen Erfolgen und macht sie schließlich zu einer der bekanntesten Metal-Formationen Italiens. Auch im Ausland.

 

 

Zusammen mit anderen Pionieren organisiert er die ersten Nachwuchswettbewerbe und die ersten großen Rockkonzerte mit internationalen Stars in Südtirol. Später sollten diverse Konzerte, etwa mit österreichischen und deutschen Popstars und Liedermachern folgen.  

 

 

Telly ist 1987 Mitbegründer der Südtiroler Liederszene, die in den Jahren danach vielen Musikern zu Öffentlichkeit und Bekanntheit verhelfen sollte. Für viele Künstler dient diese Initiative als Sprungbrett.

 

Über 10 Jahre lang zählt dieses Musikfestival zuerst in der Stadthalle und zum Schluss als Open-Air auf dem Bozner Messegelände zu den erfolgreichsten Festivals des Landes. Das Konzept dabei: so viele Südtiroler Bands wie möglich auf die Bühne stellen, wobei internationale Stars als Headliner für volle Halle oder Gelände sorgen sollten: Silbermoon, Mando Diao, Bloodhound Gang ... Auch das ist eine Veranstaltung der Liederszene Südtirol.

 

 

Mit der Einrichtung dieser Anlaufstelle professionalisiert Walter einen bis dahin fehlenden Bereich. Die Stelle dient als Hilfe für viele Fragen um rechtliche Fragen für Musiker ebenso wie für Veranstalter.

 

 

Der Kämpfer gegen Windmühlen. Walter ist ein kompromissloser Kämpfer für Jugendkultur, Musikszene, für ein Veranstaltungs- und Kulturzentrum in Bozen und vieles mehr. Viele seiner Visionen warten heute noch auf Verwirklichung.

 

 

 

 

 

Exponentiell steigen anfangs seine Leserbriefe und zuletzt seine Einträge auf Facebook in denen er auf Missstände hinweist und auch politische Entscheider frontal angreift. Es schiebt sich damit selbst etwas ins Abseits und ist kaum mehr als Fachmann für Politik und Verwaltung ein Ansprechpartner. Auch in seinem direkten Umfeld kommt es immer wieder zu Zwistigkeiten und Meinungsverschiedenheiten. Und schlussendlich auch zu radikalen Trennungen. Einige davon sollten wieder besiegelt werden, andere nicht.

 

Walter ist kein einfacher Charakter. Nach einer schwierigen Kindheit und Jugend und dem Bruch mit seiner Familie muss er sein Leben selbst in die Hand nehmen und verschreibt sein Leben fortan der „Musik“.
Es gibt jene die ihn lieben und schätzen und andere die mit ihm nichts anfangen können oder als „Eigenbrötler“ bezeichnen. In gewissen Dingen ist er stur, unnachsichtig, uneinsichtig und weicht dabei kaum vom Standpunkt ab. Er zeigt sich beleidigt, frisst viel in sich hinein und fühlt sich unverstanden.

 

 

Walter sollte zum Lexikon Südtirols in Sachen Musik werden. Selbst ein mehrstöckiges Landesarchiv für Rockmusik kann ihm niemals das Wasser reichen. Walter weiß alles, kennt jeden Musiker, Künstler und jeden Veranstalter, und ist ein Fachmann wenn es um diesbezügliche Bürokratie, Auflagen und Gesetze geht.
Er wird zum fast einzigen, verfügbaren Ansprechpartner für dieses spezifische Thema und hilft allen die ihn um diesbezüglichen Rat bitten.

 

 

 

 

 Walter ist auch als Musikkritiker und Seitengestalter von Musikseiten in Südtiroler Printmedien aktiv.

 

Für jene die ihn nicht kennen mag er oft als „komischer Kauz“ gelten, für die anderen als liebenswerter und äußerst hilfsbereiter Mensch. Sofern es sich zeitlich ausgeht steht er mit Rat und Tat zur Seite – ohne Honorar versteht sich. Und während speziell dafür geschaffene und öffentlich finanzierte Institutionen nur auf der Stelle treten, macht Walter einfach weiter. Er dient selbst denen als Informationsquelle, wobei er vielleicht selbst gerne an jenem Bürotisch gesessen hätte.
Er verhilft unzähligen Musikern und Bands zu Auftritten, er verhilft ihnen zu Bekanntheit, er motiviert, fördert und fordert. Sobald es dann läuft zieht er oft den Kürzeren.

 

 

 Manchmal schimpft er auch ... schroff, frontal und direkt. Er meint es gut, weil das Business es eben so verlangt ... dass man sich auf einer Bühne entsprechend verhalten muss, dass es das Publikum nicht interessiert ob jemand Gitarren stimmen kann, dass man nicht volltrunken eine gute Show spielen kann, dass eine Liveperformance nicht nur das Herunterspulen von 5 Songs ist. Oder dass vor einem Auftritt auch geprobt werden muss. Nicht alle lassen sich das Sagen und brechen mit einem der es eigentlich gut meint mit seinen Tipps und „Hinweisen“. 

 

 

 

 

Walter „Telly“ Eschgfäller war Plattenverkäufer, Bandmanager, Konzertveranstalter, Musikredakteur, Koryphäe und Fachmann. Er war Ideengeber, Mahner, Motivator und Visionär. Für einige auch ein guter Freund und Begleiter.  
Er wird der Szene für ewig in Erinnerung bleiben. Das Loch, welches er mit seinem Ableben hinterlässt, ist nicht zu füllen. 
 

Pfiati Telly ... machs gut und organisier schon mal das Willkommens-Konzert. Früher oder später sehen wir uns am FOH. Dieses Mal mit einer Coca Cola!