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“Ich habe mir nichts vorzuwerfen”

Der Bozner SVP-Bezirksobmannes Christoph Perathoner entschuldigt sich für seine Aussagen gegen Parteikollegen, die in den SAD-Abhörungen enthalten sind.
Perathoner, Christoph
Foto: Perathoner & Partners
Die Nervosität innerhalb der SVP nimmt immer mehr zu. 
Am Montagvormittag ging eine gemeinsamen Erklärung von SVP-Obmann Philipp Achammer und Landeshauptmann Arno Kompatscher an die Presse. Am vergangenen Montag hatte die SVP-Parteileitung eine Art Scherbengericht über Kompatscher abgehalten und ihn dazu nötigen wollen, sich für seine Aussagen im Interview mit Massimiliano Boschi zu entschuldigen. Kompatscher ließ sich am Ende breitschlagen, eine gemeinsame Erklärung mit dem SVP-Obmann abzugeben, die absolut nichtssagend und lauwarm ausgefallen ist.
Über Mittag tagte dann jene Kommission, die in der SAD-Abhör-Affäre, SVP intern für Aufklärung sorgen soll. Philipp Achammer, Arno Komptascher, Angelika Wiedmer und Daniel Alfreider trafen sich zu ihrer zweiten Sitzung auf der erstmals auch inhaltlich über die abgehörten Telefongespräche im SAD-Skandal geredet wurde.
Am frühen Abend dann die erste Reaktion. Der langjährige Sprecher der SVP-Bezirksobleute und amtierende Obmann des SVP-Bezriks Bozen Stadt und Land Christoph Perathoner verschickt eine Erklärung an die Presse.
 
Heute tagte die vom SVP-Parteiobmann eingesetzte vierköpfige Partei-Kommission zur Aufklärung der Vorkommnisse um die Konzessionsvergabe der Busdienste. Mir ist es nach dieser Sitzung wichtig, folgende Tatsachen klar zu stellen:
Gegen meine Person wurde im erwähnten Zusammenhang weder von der Staatsanwaltschaft ermittelt, noch wurde ich als Zeuge geführt. Das habe ich heute auch noch einmal dargelegt.
Zu den von der Staatsanwaltschaft vorgenommen Maßnahmen zur Klärung der Sachverhalte gehörten insbesondere Abhörungen einer Vielzahl von Personen. Da einige dieser unter Verdacht stehenden Personen mit mir telefoniert hatten, kamen auch vertrauliche Aussagen von mir in die Abhörprotokolle. Diese Abhörprotokolle und sogar die dazugehörigen Audio-Dateien wurden verbotenerweise veröffentlicht. Ich habe mich darin an einigen wenigen Stellen despektierlich über Parteikollegen geäußert. So etwas ist in der politischen, ja menschlichen Realität, nichts Ungewöhnliches. Sollte ich aber damit jemand persönlich in seinen Gefühlen verletzt haben, tut es mir leid. Bei den Betroffenen, von denen ich weiß, habe ich mich bereits entschuldigt. Auch das habe ich heute gegenüber der Kommission bekräftigt.
 
 
Ich habe immer nach Recht und Gesetz gehandelt und habe mir nichts vorzuwerfen.
Ansonsten konnte ich überzeugend darlegen: Ich habe immer nach Recht und Gesetz gehandelt und habe mir nichts vorzuwerfen. Mein Amt als Obmann des SVP-Bezirkes Bozen Stadt und Land habe ich stets mir großen persönlichen Einsatz zum Wohle der Sammelpartei der deutschen und ladinischen Minderheit ausgeübt. Dabei bin ich stets bestrebt, diese Aufgabe sehr ernst zu nehmen und alle entsprechenden Regelungen einzuhalten. Ich übe dieses Amt mit großer Freude und Leidenschaft aus. 
An diese Erfolge sollten wir anknüpfen und deshalb werde ich auch erneut für mein Amt kandidieren.
Die SVP konnte in Südtirol viel Positives bewirken – für das Land, für die Leute. An diese Erfolge sollten wir anknüpfen und deshalb werde ich auch erneut für mein Amt kandidieren. Der Zuspruch vieler SVP-Kolleginnen und -Kollegen sowie vieler Mandatare hat mich in diesem Entschluss bestärkt. Ich bedanke mich für dieses Vertrauen.
 
Christoph Perathoner war von 2007 bis 2018 Präsident der SAD AG und er ist einer jener hohen SVP-Funktionäre, der 2018/2019 einen engen Kontakt zu SAD-Eigner Ingemar Gatterer pflegte. Der Bozner Anwalt dürfte sich in seiner Stellungnahme auf abgehörte Telefongespräche beziehen, die in diesem Zusammenhang in die Akten der Staatsanwaltschaft Eingang gefunden haben.
Perathoner will bei den anstehenden SVP internen Wahlen sein Amt als Bezirksobmann verteidigen. 
 
 
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Lollo Rosso Mo., 14.03.2022 - 20:10

Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise aber das ist doch zum Kotzen. "Ich habe alles richtig gemacht bla bla bla". Nicht mal richtig entschuldigen können sich diese Herren.

Mo., 14.03.2022 - 20:10 Permalink
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△rtim post Mo., 14.03.2022 - 20:18

Na, dann. In diesen Zeiten sollte die Machtelite zur Abwechslung wohl besser mal an Land und Leute, an ihren Auftrag, der selbst im Parteinamen enthalten ist, denken. Dafür sind/werden sie schließlich gewählt.

Mo., 14.03.2022 - 20:18 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Di., 15.03.2022 - 10:19

Antwort auf von Claudio Campedelli

Stimmt, das ist eine schlechte Gewohnheit, aber wenn der Eine um Entschuldigung fragt, müsste der Gegenüber die Entschuldigung auch annehmen, was bei diesem Haufen Egozentriker alles andere als sicher ist. Wenn er sich nur entschuldigt, fragt keiner, was der Gegenüber davon hält.

Di., 15.03.2022 - 10:19 Permalink
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Martin Ancient Di., 15.03.2022 - 17:08

"Diese Abhörprotokolle und sogar die dazugehörigen Audio-Dateien wurden verbotenerweise veröffentlicht."

Was in diesem Fall tatsächlich schlecht für Herrn Perathoner ist, ist dagegen gut für die Öffentlichkeit. Wer Politik, sei es auch nur im Hintergrund, machen will, muss auch den Blick hinter die Fassade aushalten und eben dieser hat leider keinen schönen Eindruck hinterlassen.
Ich werde es, zumindest in meinem Umfeld, nicht zulassen, dass der Diskurs vom Inhalt hin zum Umstand verschoben wird.

"Ich habe mich darin an einigen wenigen Stellen despektierlich über Parteikollegen geäußert. So etwas ist in der politischen, ja menschlichen Realität, nichts Ungewöhnliches. "

Ich äußere mich nicht in dieser Art, nirgendwo und über niemanden. Er darf gerne Rechtsanwalt sein, moralisch hat er aber auf ganzer Linie verloren.
Der Versuch, alle anderen in diesen Diskurs mit reinzuziehen, weil ja die anderen auch so sind, ist ein schwacher Versuch abzulenken und eine versuchte rhetorische Selbstrettung.

"... – für das Land, für die Leute."
Und gleich wieder zur Tagesordnung zurück. Aber ich hoffe doch stark, dass Herr Perathoner die Rechnung hier ohne den Wirt gemacht hat.

"Der Zuspruch vieler SVP-Kolleginnen und -Kollegen sowie vieler Mandatare hat mich in diesem Entschluss bestärkt. "

Wer auch immer den Zuspruch geleistet hat, soll dies doch bitte öffentlich machen, erstens damit wir selber feststellen können, ob das nicht nur heiße Luft und Eigentrost ist und zweitens, wen wir offiziell derselben moralischen Kategorie zuordnen können.

Di., 15.03.2022 - 17:08 Permalink
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Klemens Riegler Mi., 16.03.2022 - 00:30

Wahlen - ehrenamtlicher Bezirksobmann ? vielleicht ohne Gegenkandidat ? ... sollte sich ausgehen. Und sonst könnte es spannend werden.

Mi., 16.03.2022 - 00:30 Permalink