Politik | Landtag

Neutrale Zuschauer

Team K und Grünen wollen sich im SVP-Streit neutral verhalten. Man will Arno Kompatscher auf keinen Fall den Rücken stärken. Nur Diego Nicolini will handeln.
Opposition Landtag Oktober 2019
Foto: Team Köllensperger
Am Ende war es der kleinste gemeinsame Nenner, mit dem alle leben können. Die Oppositionsparteien haben am Dienstag kurz vor Mittag im Generalsekretariat des Landtages einen gemeinsamen Antrag zu Einberufung eines Sonderlandtages hinterlegt. Dabei soll erstmals im Südtiroler Parlament öffentlich über die Abhör-Affäre diskutiert werden. Landtagspräsidentin Rita Mattei oder ihr Stellvertreter Sepp Noggler werden den Landtag laut Geschäftsordnung jetzt innerhalb von 15 Tagen zu dieser Sondersitzung einberufen müssen.
Der Antrag ist eine Notlösung. Denn in Wirklichkeit ist sich Südtirols Opposition, in der Bewertung des Skandals und den möglichen Folgen so uneinig wie meistens.
 

Das Unbehagen des Fraktionssprechers

 
Am Dienstagvormittag trafen sich die Fraktionssprecher der Landtagsparteien, um den Fahrplan der Aprilsitzungen abzustecken. Das beherrschende Thema dabei: Der Abhörskandal und die Überzeugung der Opposition, dass man darüber im Landtag reden muss.
Die undankbarste Aufgabe in dieser Sitzung hatte Gert Lanz. Der SVP-Fraktionssprecher hatte sich im Interview mit Salto.bz und mit RAI Südtirol mehr als klar geäußert und die Rücktritte der involvierte SVP-Funktionäre gefordert. Am Montag wurde Lanz aber von seiner eigenen Fraktion frontal angegriffen und desavouiert.
 
 
Auch deshalb machte der Toblacher SVP-Politiker auf der Sitzung der Fraktionssprecher aus seinem Herzen keine Mördergrube. Gert Lanz erklärte offen, dass er die Mehrheitsentscheidung der Fraktion verteidigen müsse, persönlich aber völlig anderer Meinung sei. „Man sah ihm an, wie viel Kraft ihm dieser Spagat kostet“, sagt ein Sitzungsteilnehmer. Im Auftrag der Fraktion musste Gert Lanz deshalb auch gegen den Vorschlag stimmen, die Debatte als Tagesordnungspunkt in die April-Session des Landtages aufzunehmen.
Denn die Vorgabe aus der SVP-Spitze ist klar: Die Affäre aussitzen und herunterspielen.
 

Oppositionelle Schützenhilfe

 
Es sind ausgerechnet die beiden größten Oppositionsparteien, die dieser Taktik der SVP-Parteiführung noch Vorschub leisten. Das wurde auf der Sitzung der Opposition deutlich, die unmittelbar nach der Fraktionssprechersitzung stattfand.
Die grüne Fraktionssprecherin Brigitte Foppa appellierte, dass man in diesem SVP internen Streit „neutral“ bleiben solle. Sie und Paul Köllensperger erklärten die Affäre vor allem zum Konflikt zwischen Dolomiten und Tageszeitung.
Zudem und hier scheinen sich Grüne und Team K einig, gebe es auf der anderen Seite - gemeint ist hier Arno Kompatscher - genau dieselben Seilschaften und Machenschaften. „Wenn diese abgehört worden wären“, sagte man auf der Sitzung, „wäre vielleicht noch Schlimmeres zu Tage getreten“.
Hier scheint die Propaganda und Anti-Kompatscher-Kampagne aus dem Hause Athesia auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.
 
 
Es war vor allem Diego Nicolini, der versuchte eine gemeinsame Gangart und auch klare Unterstützung für Landeshauptmann Arno Kompatscher zur Diskussion zu stellen. „Wenn auch wir die Affäre hinunterspielen“, erklärte der 5-Sterne-Poltiker auf der Sitzung. „dann haben diese Kräfte in der SVP gewonnen“.
Die Angst vor dem medialen Fallbeil aus dem Weinbergweg scheint eineinhalb Jahre vor den Landtagswahlen auch bei mancher und manchem aus der Opposition größer zu sein, als der Wille zur Aufklärung.
Nicolini bereitet jetzt einen Misstrauensantrag gegen Gesundheitslandesrat Thomas Widmann vor. „Ich möchte diesen den Kollegen der Opposition vorlegen und ich hoffe, dass ihn alle gemeinsam mittragen“, sagt Diego Nicolini zu Salto.bz.
Ob das gelingt, ist fraglich. Denn die Angst vor dem medialen Fallbeil aus dem Weinbergweg scheint eineinhalb Jahre vor den Landtagswahlen auch bei mancher und manchem aus der Opposition größer zu sein, als der Wille zur Aufklärung.
So verabschieden sich die Grünen und das Team K auf die Zuschauertribüne des Landtages, während in der Regierungspartei der finale Machtkampf um die Zukunft des Landes droht.