Politik | SVP

Karten als Tarnung

Der Polit-Watter am Grieser Platz hat viel Aufsehen erregt. In Wirklichkeit war es ein politisches Treffen, bei dem Ex-Politiker über die Zukunft der SVP beraten. Update.
Watten.
Foto: ORF/Südtirol heute
Wer Luis Durnwalder kennt, der oder dem ist auf den ersten Blick aufgefallen, dass hier etwas nicht stimmt.
Am Tisch vor dem Hotel „Post“ in Gries sitzen fünf ältere Herrn und spielen Karten. Es sind neben Altlandeshauptmann Luis Durnwalder, der ehemalige SVP-Obmann Siegfried Brugger, der ehemalige SVP-Senator Oskar Peterlini, der ehemalige Bozner Stadtrat und Regionalassessor Roland Atz und der amtierende Landtagsvize-Präsident Sepp Noggler.
Eine ORF-Journalistin, die für „Südtirol heute“ Straßeninterviews zur „SAD-Affäre“ einfängt, kommt zufällig dazu, und versucht auch die Statements der prominenten Kartenrunde einzuholen.  Niemand am Tisch will reden. „Wir sind beim Watten, melden Sie sich an, wenn sie ein Interview wollen“, drängt Luis Durnwalder die ORF-Journalistin ab.
Der langjährige Landeshauptmann wattet für sein Leben gern. Im Fernsehbeitrag sieht man aber, dass  fünf Personen am Tisch sitzen. Durnwalder und ein Fünfer-Watter? Wohl kaum. Vor allem aber halten vier Personen zwar Spielkarten in der Hand, es besteht aber kein Platz diese am Tisch auch abzulegen.
 
 
Denn in Wirklichkeit sind diese Spielkarten nur Tarnung, die man am vergangenen Montag schnell in die Hand genommen hat, als am Grieser Platz das TV-Team näherkommt. Das bestätigt einer der Teilnehmer der angeblichen Kartenrunde gegenüber Salto.bz. „Es war ein politisches Treffen“, sagt Oskar Peterlini, „bei dem wir über die Zukunft der SVP und der Landesregierung geredet haben“. Peterlini erklärt, dass er von Siegfried Brugger eingeladen worden ist. Wer noch dabei sein würde, wusste er nicht.
Auf dem Grieser Politgipfel wurde über die derzeitige SVP-Krise gesprochen und mögliche Lösungswege daraus. Dabei ging es vor allem darum SVP-Obmann Philipp Achammer, aber auch dem scheidenden Landesrat Thomas Widmann den Rücken zu stärken. Es sollte eine Art Schlachtplan erdacht werden für den weiteren Machtkampf unterm Edelweiss. Mit einer klaren Anti-Kompatscher-Stoßrichtung.
Es ging vor allem darum SVP-Obmann Philipp Achammer, aber auch dem scheidenden Landesrat Thomas Widmann den Rücken zu stärken.
Oskar Peterlini will das so nicht bestätigten. „Uns eint die Sorge um die Partei, für die wir über 40 Jahre lang politisch tätig waren“, sagt der Unterlandler Ex-Senator. Auch Siegfried Brugger legt Wert auf die Feststellung: "Das ist eine Unterstellung, die ich zurückweise", stellt der langjährige SVP-Obmann klar. Man habe weder über einen Schlachtplan geredet, noch sich gegen den Landeshauptmann ausgesprochen. Siegfried Brugger: "Zutreffend ist, dass ich mir große Sorgen um die Zukunft der SVP mache".
Interessant dabei dürfte vor allem die Anwesenheit von Sepp Noggler sein. Er ist der einzige noch amtierende SVP-Mandatar. Einer der auch in der SVP-Fraktion und im Landtag ordentlich die Fäden zieht. Zusammen mit Franz Locher und Manfred Vallazza bildet Noggler eine Art Bauernfraktion, die innerhalb der SVP ihr eigenes Süppchen kocht.
Deshalb darf man gespannt sein, was man vor dem Hotel Post, versteckt hinter dem Weli & Co ausgeheckt hat.

 

Update: Diese Artikel wurde am 30.3.2022 um 13.35 Uhr durch die Klarstellung von Siegfried Brugger ergänzt.

 

Eine Gruppe von über 70- bis 80-jährigen Pensionisten und Ehemaligen – einer davon vorbestraft – die den gewählten Repräsentanten des Volkes absägen wollen.
Lächerlich.

Mi., 30.03.2022 - 11:05 Permalink

Arno Kompatscher, der Landeshauptmann, ist im Volke zu sehr geschätzt, als dass er von ein paar 70-80-jährigen Ehemaligen, oder jüngeren Gegnern, aus dem Sattel geworfen werden könnte...

Mi., 30.03.2022 - 11:52 Permalink

Ja, da sind alle Trümpfe und der Guate anwesend. Die Mitteilung könnte so lauten: "Neuer Landeshauptmann und Parteiobmann gesucht. Keine speziellen Voraussetzungen, nur "pane e volpe" zum Frühstück. Bitte melden bei einem der Anwesenden. Anfragen werden natürlich streng vertraulich behandelt".
Bin froh, dass auch ein Vinschger dabei ist und das auch noch der geschliffenste. Brugger weiß warum er da ist, Peterlini weniger, Atz möchte ich mal unkommentiert lassen. Sollte es der Auftakt einer neuen Partei sein, umso besser. Man könnte sie Grieser-Partei nennen und zur Vorsicht die Talferbrücke sprengen. Es wird spannend, endlich, post-covid.

Mi., 30.03.2022 - 12:02 Permalink

Ja das kenne ich, Herr Riegler. Aber der Vinschgau beginnt eigentlich erst nach Naturns, weil die fühlen sich als Burggräfler. Dass Noggler am Tisch war, bedeutet, dass er der "Vertraute" von den bisherigen ist. Ich denke, der Verdacht Vinschgerpartei ist richtig, weil Durnwalder ja auch im Vinschgau wohnt, mit der oben erwähnten Unsicherheit. Jedenfalls haben wir im Vinschgau den Bartgeier, der zersplittert die Knochen der Kadaver. Ob dies der Bozner Vogel auch imstande ist, weiß ich nicht so genau. Um das Bild komplett zu machen, bräuchten wir noch die Regierungskrise in Rom. Sonst geht das Spiel nicht auf.

Do., 31.03.2022 - 10:20 Permalink

Lieber C.F., Komplimente und großen Dank für die Aufklärungsarbeit im Buch! Aus einer Runde von Politpensionisten die schwer loslassen können, einen relevanten Schlachtplan zu konstruieren, scheint mir aber doch etwas überzogen.

Mi., 30.03.2022 - 12:17 Permalink

Wenn die Hypothese von Herrn Franceschini zutrifft, dass die Spielkarten als Tarnung dienen mussten, dann finde ich das einfach nur jämmerlich.
Als selbstbewusster Mensch werde ich wohl imstande sein, einer Fernsehjournalistin zu sagen, dass ich in der derzeit heiklen Phase kein öffentliches Statement abgeben will. Und basta.
Wie Schulbuben, die Kirschen gestohlen haben und erwischt werden... wie gesagt, jämmerlich.
Wir versuchen in der Schule halt den Kindern und Jugendlichen beizubringen, dass sie zu dem stehen sollen, was sie getan und gesagt haben. Diese Werte scheint es in der Politik nicht zu geben. Schönes hochbezahltes Vorbild.

Mi., 30.03.2022 - 12:40 Permalink
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Ja stimmt so schaut kein Watter Tisch aus, könnte aber doch um den Hof äh Südtirol gehen...bei den grauen Hintermännern der Macht.

Mi., 30.03.2022 - 14:42 Permalink

Ein hartes Stück Arbeit, aus dem SAD-Skandal eine Posse mit kräftig telefonierenden und beleidigten Provinzfürsten zu schneidern.
Unter dem alten Luis hat der Widmann die schöne warme Jacke SAD / Skandal gestrickt, die der fotte Ingemar begreiflicher Weise nicht hergeben wollte, weil sie weiterhin so schön warm gehalten hätte. Der flotte Thommy hatte keine Zeit für die Landtagsitzungen. Er musste Busse und Zuggarnituren beschaffen. Und die geschenkten, vorzeitig ausgemusterten Busse haben auch schönes Geld gebracht.
Dem Kompatscher war es immerhin gelungen, dem Ingemar die Buslinien und die Rittner Zuggarnituren gerichtlich zu entwinden.
Im Vintschgau und im Pustertal darf der Ingemar noch ein Bissl Zugele spielen.

Mi., 30.03.2022 - 21:52 Permalink