Gesellschaft | RAI-Südtirol

Der Brief der 65

65 prominente Südtiroler Kulturschaffende protestieren in einem offenen Brief dagegen, dass RAI Südtirol den Film von Karl Prossliner über Leopold Steurer zensuriert.
Am Dienstag, den 28.März 2022, wurde, organisiert vom Ost-West Club Meran, im Kulturzentrum Mairania der Film Heimat – die andere Erzählung gezeigt. Der Film des Regisseurs Karl Prossliner zeichnet ein Portrait der Persönlichkeit und des Schaffens des herausragenden Südtiroler Historikers Leopold Steurer.
Ein zentraler Teil des Films widmet sich der in den 1980er Jahren entstandenen Debatte, welche die Recherche Steurers über die Optionszeit und die in Vergessenheit geratenen Deserteure während des Zweiten Weltkrieges verursachte. Diese Debatte wird im Film unter anderem auch anhand der Wiedergabe eines Ausschnitts der Fernsehsendung Am runden Tisch des RAI Sender Bozen von 1982 aufgezeigt, bei der Josef Rampold, Reinhold Messner und Friedl Volgger zu Gast waren.
Nun haben die Besucher der Meraner Film-Projektion am Dienstagabend einer seltsamen Szene beigewohnt: der Film wurde gestoppt, bevor die besagten Szenen zu sehen gewesen wären, die einzelnen Stellungnahmen der Gäste wurden von einer Schauspielerin eingelesen. Danach wurde die Projektion des Filmes fortgesetzt.
 
 
Der Film wurde gestoppt, bevor die besagten Szenen zu sehen gewesen wären, die einzelnen Stellungnahmen der Gäste wurden von einer Schauspielerin eingelesen. Danach wurde die Projektion des Filmes fortgesetzt.
 
Grund dafür ist, dass RAI Südtirol die Rechte zur Ausstrahlung besagter Fernsehausschnitte verweigert hat. Obwohl der Film mit öffentlichen Geldern finanziert wurde und von großem öffentlichen Interesse wäre, bleibt Heimat - die andere Erzählung somit in seiner Ganzheit beschnitten.
Da die verwehrte Freigabe der kurzen Debatte zwischen Rampold, Messner und Volgger von keinerlei Begründung untermauert wurde, kann man sie durchaus als Zensur betrachten.
Ohne auf die ohnehin schon sehr heikle Zeit für die Medienberichterstattung und deren Folgen auf die Gesellschaft eingehen zu wollen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass RAI Südtirol sich als öffentlicher Dienst versteht und auch verstehen soll, finden wir diesen Eingriff äußerst schwerwiegend.
Daher ersuchen wir die Verantwortlichen der RAI Südtirol Ihren Beschluss zu überdenken und die Rechte zur Ausstrahlung des besagten Fernsehmaterials zu erteilen, so dass das Publikum, innerhalb und außerhalb der Grenzen Südtirols, den Film über Leopold Steurer von Karl Prossliner in seiner Ganzheit sehen kann.

Dominikus Andergassen, Übersetzer
Lois Anvidalfarei, Bildhauer
Rut Bernardi, Schriftstellerin
Gotthard Bonell, Maler
Roland Bolego, Maler
Robert Bosisio, Maler
Daniela Brugger, Fotografin
Mauro Cereghini, dirigente didattico/Schulleiter
Roberta Ciola, Pädagogin
Toni Coleselli, Publizist
Roberta Dapunt, Dichterin
Jakob De Chirico, Künstler
Arno Dejaco, Dichter, Grafiker
Alfons Demetz, Designer
Eduard Demetz, Komponist
Gabriele Di Luca, Kolumnist
Marcello Fera, Komponist
Dietmar Gamper, Dramaturg, Regisseur, Schauspieler
Werner Gasser, Künstler
Sabine Gruber, Schriftstellerin
Hans Heiss, Historiker
Elisabeth Hölzl, Künstlerin
Toni Jop, Journalist
Georg Kaser, Glaziologe
Cristina Khuen, Regisseurin, Schauspielerin, Kostümbildnerin
Meinhard Khuen, Kulturmanager
Markus Klammer, Kunstkritiker
Thomas Kobler, Kulturmanager
Sabine Ladurner, Schauspielerin
Giorgia Lazzaretto, Kulturorganisatorin 
Giorgio Loner, Kulturorganisator
Josefine Maier Menapace, Ärztin
Martina Marini, Choreographin
Aldo Mazza,Verleger
Lisa Mazza, Kuratorin
Giorgio Mezzalira, Historiker
Werner Menapace, Übersetzer
Gentiana Minga, Autorin, Übersetzerin
Josef Oberhollenzer, Schriftsteller
Hannes Obermair, Historiker
Martina Oberprantacher, Museumsdirektorin
Christine Perri, Theaterpädagogin
David Pichler, Filmmaker
Franz Pichler, Künstler
Zita Pichler, Bühnenbildnerin
Johanna Porcheddu, Theaterdirektorin, Schauspielerin
Sissi (Sigrid) Prader, Kulturmanagerin
Uli Prugger, Designer
Edi Rabini, Kulturorganisator
Flora Sarrubbo, Schauspielerin, Regisseurin
Markus Scherer, Architekt
Matthias Schönweger, Künstler
Ursula Schnitzer, Kunsthistorikerin
Mauro Sperandio, Autor
Sonja Steger, Kulturorganisatorin, Schriftstellerin
Gerald Steinacher, Historiker, Universitätsprofessor
Stefan Taschler, Architekt
Donatella Trevisan, Übersetzerin
Sarah Trevisiol, Anthropologin, Museumsdirektorin
Evi Unterthiner, Schauspielerin
Alma Vallazza, Übersetzerin
Antonio Viganò, Regisseur
Paolo Vinati, Ethnomusikologe
Oswald Waldner, ehemaliger Rai-Sprecher und Schauspieler
Nazario Zambaldi, Kulturorganisator, Künstler
Jörg Zemmler, Dichter, Musiker
Anna Zinelli, Kunsthistorikerin
 
 
 

 

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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Di., 05.04.2022 - 13:03

Wenn der Kompatscher die Laudatio gehalten hat, dann kann der Film nichts Vernünftiges sein. Trotzdem hätte die RAI das Archivmaterial durchaus freigeben können. Wen interessiert schon dieser Film.

Di., 05.04.2022 - 13:03 Permalink
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Profil für Benutzer Gabriele Di Luca
Gabriele Di Luca Mi., 06.04.2022 - 08:51

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Il film è molto bello, la figura di Poldi si staglia con grande limpidezza in un contesto di "storici" che (almeno fino a quando lui ha cominciato la sua attività) era sclerotizzato su posizioni assai discutibili. Alla domanda "a chi interessa questo film?" si può rispondere così: a tutti quelli che hanno a cuore l'intelligenza delle cose. Gli altri possono ovviamente proseguire col farne a meno.

Mi., 06.04.2022 - 08:51 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Sitzmann
Martin Sitzmann Di., 05.04.2022 - 13:05

Als ehemaliger Steurer-Schüler schließe ich mich diesem Aufruf an!
Unglaublich, was sich die Verantwortlichen von RAI Südtirol (oder sollte man besser sagen: "DER Verantwortliche"...) im Jahr 2022 leisten.
Da ist jemand geistig wohl noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen, auch wenn es schon zu mehr als einem Fünftel vorbei ist.

Di., 05.04.2022 - 13:05 Permalink
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Profil für Benutzer Iryna Panchenko
Iryna Panchenko Di., 05.04.2022 - 13:23

I add my name to this letter. Iryna Panchenko, Ukrainian political refugee, Bozen. I stand with Karl Prossliner, great person, true artist and documentalist. I stand with freedom of speech, press, truth and the true history of my second home, Suedtirol.

Di., 05.04.2022 - 13:23 Permalink
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Profil für Benutzer Iryna Panchenko
Iryna Panchenko Di., 05.04.2022 - 13:28

Ich füge diesem Brief meinen Namen hinzu. Iryna Panchenko, politischer Flüchtling aus der Ukraine, Bozen. Ich stehe an der Seite von Karl Prossliner, großartiger Mensch, wahrer Künstler und Dokumentarist. Ich stehe für Rede-, Presse-, Wahrheits- und wahre Geschichte meiner zweiten Heimat Südtirol.

Di., 05.04.2022 - 13:28 Permalink
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Profil für Benutzer Ludwig Thalheimer
Ludwig Thalheimer Mi., 06.04.2022 - 08:44

Auch ich empfinde das Verhalten des Verantwortlichen von RAI Südtirol als inakzeptable Zensur und schließe mich diesem Aufruf an.
Ludwig Thalheimer, Fotograf

Mi., 06.04.2022 - 08:44 Permalink