Wirtschaft | Tourismus

Nicht nur ein Bettenstopp-Plan

Vor Kurzem wurde das neue Landestourismusentwicklungskonzept vorgestellt. Unter Beschuss geraten ist es vor allem aufgrund des geplanten Bettenstopps.
Massentourismus in den Bergen
Foto: (c) pixabay
„Ich finde es schade, dass man sich beim Landestourismusentwicklungskonzept allgemein rein auf die Bettenobergrenze versteift hat“, erklärte Tourismuslandesrat Arnold Schuler im Gespräch mit Salto.bz. Nicht nur die Medien, auch in den Diskussionen der Bürgermeister oder vonseiten der Beherbergungsbetriebe sei dieses Thema immer wieder zur Sprache gebracht worden. Unter anderem seien es auch diese Diskussionen gewesen, aufgrund derer man die Vorstellung des LTEK und die Pressekonferenz habe verschieben müssen. Wie der Landesrat erklärte, habe man folglich zwei Treffen mit der einberufenen Arbeitsgruppe abgehalten, in welchen der Großteil der offenen Fragen geklärt werden konnte. „Am Konzept selbst wird daher nichts mehr geändert“, so Schuler. Bei den bevorstehenden Maßnahmen zur normativen Umsetzung des LTEK sei jedoch eine Einbeziehung der Bürgermeister bzw. der Gemeinden auf alle Fälle vorgesehen und auch gewünscht.
 
Wir brauchen Betten, dann gibt es Entwicklung!
 
 
 
Vorherrschende Meinung in einigen Diskussionen sei gewesen: „Wir brauchen Betten, dann gibt es Entwicklung!“ Aus betrieblicher Sicht ist dies zwar verständlich, aber der Auftrag der Politik lautet das Große und Ganze zu sehen. „Hier müssen wir sagen, dass wir Grenzen erreicht haben“, betont Schuler. Entwicklung werde es zwar weiterhin geben, aber nicht mehr in diesem Ausmaß. Bettenstopp bedeute in diesem Zusammenhang nicht Bettenstopp für jeden einzelnen Betrieb, sondern landesweit darf die maximale Auslastung des Rekordjahres 2019 nicht mehr überschritten werden. Umschichtungen bzw. eine Flexibilität der Bettenzuweisung innerhalb des Tourismusgebietes Südtirol sind aber sehr wohl möglich.
 
Motorradrennen über eine Ski-Piste hoch, wollen wir jedoch nicht mehr.
 
Das LTEK ziele zum einen darauf ab, die Quantität einzuschränken und zum anderen neue Qualitätsmaßstäbe zu setzen, die auf Nachhaltigkeit abzielen. Die Themen, die man sich zum Ziel setzt, sollen für Südtirol stehen und zum Image passen. Diskussionsbedarf gibt es diesbezüglich auch noch bei Großveranstaltungen, wo ein entsprechendes Konzept noch ausgearbeitet werden muss. „Motorradrennen über eine Ski-Piste hoch, wollen wir jedoch nicht mehr“, betont Landesrat Schuler. „Veranstaltungen dieser Art passen einfach nicht zu uns und wir wollen kein Bauchladen sein, sondern uns auf Themen konzentrieren, die zu Südtirol passen.“
 

Grüner Stern

 

Künftig soll die touristische Entwicklung vor allem in den Siedlungsgebieten stattfinden, entgegen dem Trend, die Betriebe ins landwirtschaftliche Grün zu bauen. „Letzteres hat leider dazu geführt, dass sich rund die Hälfte der Betten außerhalb des Siedlungsgebietes befinden“, erklärt der Tourismuslandesrat. Die Ausweisung einer neuen Tourismuszone außerhalb des Siedlungsgebietes wird nicht mehr möglich sein. Das LTEK zielt darauf ab, gerade in den historischen Ortskernen von touristisch schwach entwickelten Gebieten Tourismus zu fördern. Gute Beispiele dafür sind Neumarkt und Margreid, in deren Ortskernen sich auch denkmalgeschützt Gebäude befinden. „Wir möchten Anreize dafür schaffen, dass diese Gebäude wieder genutzt werden, beispielsweise als Gastronomiebetriebe oder für die Zimmervermietung“, erläutert Landesrat Schuler. Damit schlägt man sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Alte Gebäude werden wieder genutzt und die Ortskerne werden wiederbelebt. Die Maßnahmen zielen zudem darauf ab, dass aufgelassene Hotels in Siedlungsgebieten weitergeführt und für potentielle Käufer interessant werden.
Im LTEK ist zudem eine Neueinstufung der Betriebe vorgesehen, in der die Nachhaltigkeitskriterien eine wichtige Rolle spielen werden. So ist beispielsweise die Einführung eines „Grünen Sternes“ geplant. Dafür wird auch die Verwendung von regionalen Produkten wichtig sein. Wie der Tourismuslandesrat erklärt, müssten die Kriterien dafür allerdings noch definiert werden.
 
 

 

„Nicht nur eine Hand voll Esel“

 

Im Vorfeld besonders in die Kritik geraten ist die Ausnahme für die UaB-Betriebe, wo weiterhin ein touristisches Wachstum zugelassen sein wird, sofern es der Betriebserhaltung dient. Im ursprünglichen Konzept war zwar vorgesehen, für alle Betriebe die gleichen Rahmenbedingungen festzulegen, allerdings ist die Erhaltung der Bauernhöfe von übergeordnetem Interesse, weswegen man hier – neben der Entwicklung in den historischen Ortskernen – eine weitere Ausnahme gemacht hat. Die Diskussionen über die Kriterien dauern zwar noch an, allerdings gehen die Überlegungen bei Obst- und Weinbauern dahin, eine Mindest- und Höchstgrenze vorzusehen, bei den Viehbetrieben ist die Mindestvoraussetzung die Haltung von 1,5 GVE„ausgesprochen wenig“, wie Schuler meint. Diese Schwelle soll aus zweifacher Hinsicht angehoben werden: Wer Urlaub am Bauernhof anbietet, soll substantiell Tiere halten – nicht nur eine Hand voll Schafe oder Esel – und auf der anderen Seite sollen damit jene Betriebe unterstützt werden, die vor allem in der Milchwirtschaft tätig sind. „Wir haben heute rund 500 Betriebe mit weniger als fünf Kühen. Es wird aus wirtschaftlicher Sicht sehr schwierig sein, diese auch zu halten“, bringt der Landesrat das Problem auf den Punkt. Die Möglichkeit, UaB anzubieten kann somit durchaus auch ein Anreiz sein, die Viehhaltung weiterzuführen.
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Josef Fulterer Sa., 07.05.2022 - 06:31

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Nicht nur wegen den verstopften Infrastruren, Straßen, Plätze, Ausflugspunkte, Städte bei zweifelhaften Wetter usw., ist der Gier von gewissen unvernünftigen nimmersatten Hotelieren ein scharfes Zaumzeug anzulegen.
Die auch in Südtirol sich abzeichnede Klimakrise, wird wenn wir nicht freiwillig unsere Lebensweise ändern, auch aus Südtirol ein Land machen, das an Lebensqualität rapid verlieren wird.
Unsere Nachfahren werden unser gieriges nimmersattes Verhalten verurteilen.

Sa., 07.05.2022 - 06:31 Permalink
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Johann Georg B… Sa., 07.05.2022 - 07:37

Herr Schuler ,wer kann Ihnen noch vertrauen, sie werden den Tourismus an die Wand fahren wie sie es mit der Landwirtschaft gemacht haben, sie sind vom Rebellen zum Handlanger gemacht worden.
Siehe Bär , eine Schande für unser Land.
Politiker ohne Eier.

Sa., 07.05.2022 - 07:37 Permalink
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Albert Pürgstaller Sa., 07.05.2022 - 08:02

Ordentlich Bauchweh habe ich mit der Erweiterung Urlaub auf dem Bauernhof. Ich weise darauf hin, dass heute bereits Wohnheime für Arbeiter auf dem Hof zum Teil auch als Luxuswohnungen selbst genutzt oder vermietet werden, dass Wohnungen, welche für Urlaub auf dem Bauernhof ausgewiesen sind schwarz vermietet werden, usw. Wo bleibt eine Kontrolle? Wer kontrolliert? In diesem Bereich scheint alles möglich zu sein. Nur deshalb bin ich äußerst skeptisch für eine weitere Freigabe.

Sa., 07.05.2022 - 08:02 Permalink
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Dietmar Nußbaumer So., 08.05.2022 - 20:47

Wenn ich zurückdenke, so waren in den 80er-Jahren wesentlich mehr Touris in unserem Dorf, fast in jedem zweiten Haus wurden Zimmer angeboten. Damit konnten mehr am Kuchen mitnaschen und es wurde manches nachgesehen, z.B. sturzbetrunkene Gröler, die zur Geisterstund von der Kellerei heimsuchten und den Gehsteig mit allerlei Hinterlassenschaften "verzierten". Nicht unbeliebt war, vorwiegend bei den erwachenden Jungmännern, blonde Beute aus Germanien.
Heute gibt es in unserem Dorf höchstens halb so viele Touris, die fallen auch kaum auf. Nun ist alles professionell und auch etwas steril, der Gast ist nun Tourist. Ich glaube, das Unbehagen bezieht sich auf attraktive touristische Ziele, die regelrecht gestürmt werden und die üblichen verdächtigen Tourismushochburgen.

So., 08.05.2022 - 20:47 Permalink
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Christian I Mi., 11.05.2022 - 12:14

"...sondern uns auf Themen konzentrieren, die zu Südtirol passen.“ Tausende Motorräder die südtirols Strassen als Rennfahrstrecken benützen und die Umwelt durch Lärm und Abgase belasten, passt das zu Südtirol? Man fokusiert sich auf einzelne Veranstaltungen (die sicherlich nicht sein dürften) und vergisst dabei das grosse Ganze was sich täglich in Südtirol abspielt. Kolonnen Autos und Menschenschlangen (siehe Titelbild), laute Musik auf den Almhütten, ...vieles passt nicht zu Südtirol! Für die Wölfe gibt es keinen Platz in Südtirol, da sind sich alle einig. Bei den Geld-bringern... Willkommen, alle herein, da gibt es Platz für alle und noch einige mehr!

Mi., 11.05.2022 - 12:14 Permalink