Wirtschaft | Aufrüstung

Weltweites Wettrüsten geht weiter

Im Jahr 2021 haben die weltweiten Militärausgaben mit über 2 Billionen US-Dollar einen neuen Höchststand erreicht
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Foto: Pixabay

Nach neuesten Daten des Stockholmer Friedensinstitut SIPRI wurden im Jahr 2021 weltweit 2.113 Milliarden Dollar in die Rüstung investiert, zum ersten Mal  haben die weltweiten Militärausgaben die Schwelle von zwei Billionen Dollar überschritten. Trotz wirtschaftlicher Probleme als Folge der Corona-Krise haben zahlreiche Staaten ihre Militärbudgets im vergangenen Jahr kräftig erhöht.

An der Rangliste der 15 Länder mit den höchsten Militärausgaben hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas geändert. Die USA sind mit 801 Milliarden US-Dollar wie schon seit vielen Jahren mit großem Abstand die Nummer eins und geben etwa so viel Geld für Rüstung aus, wie die folgenden zehn Staaten der Top 15 zusammen. An zweiter Stelle liegt China, vor Indien, dem Vereinigten Königreich und Russland. Auf die 5 Top Länder zusammen entfallen 62% der weltweiten Rüstungs-Ausgaben.

Chinas Militärausgaben sind 27 Jahre in Folge gestiegen, 2021 hat die weltweite Nummer zwei geschätzte 293 Milliarden US-Dollar in die Rüstung investiert. Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht will auch militärisch einen Spitzenplatz einnehmen.  Laut US-Verteidigungsministerium besitzt China mit insgesamt 355 Kampfschiffen, Begleitschiffen, U-Booten und Flugzeugträgern die größte Marineflotte der Welt. 

Chinas wachsende Ambitionen im Süd- und Ostchinesischen Meer haben dazu geführt, dass auch Länder wie Australien und Japan stark aufrüsten. Südkorea investiert sehr viel in Rüstung, um ein Gegengewicht zu Nordkorea zu haben.

Im Dauerkrisengebiet Mittlerer Osten gehören Saudi-Arabien, der Iran und Israel zu den Ländern mit den höchsten Militärausgaben.

Russlands Rüstungsausgaben sind im Jahr 2021 um 2,9% auf fast 66 Milliarden Dollar gestiegen, zu einer Zeit, als es seine Streitkräfte entlang der ukrainischen Grenze aufbaute. Hohe Öl- und Gaseinnahmen halfen Russland seine Militärausgaben im Jahr 2021 zu erhöhen. Die Verteidigungsausgaben Russlands machten 4,1 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, das ist viel höher als der Weltdurchschnitt.

Auch 4 europäische Länder befinden sich unter den 15 Ländern mit den höchsten Militärausgaben, angeführt vom Vereinigten Königreich vor Frankreich, Deutschland und Italien.

Die Militärausgaben der Ukraine sind seit 2015 um 100% gestiegen und beliefen sich im Jahr 2021 auf 5,9 Milliarden US-Dollar, was 3,2% des BIP ausmacht.

Betrachtet man die einzelnen Regionen, so verzeichnen manche europäische Länder in den vergangenen Jahren hohe Zuwächse bei den Rüstungsausgaben, wie zum Beispiel die Baltischen Staaten, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien.  

Schaut man sich den Anteil der Militärausgaben am BIP der 15 Top Länder an, so steht Saudi-Arabien mit 6,6% an erster Stelle, vor Israel mit 5,2%, Russland mit 4,1%, den USA mit 3,5% und Südkorea mit 2,8%.  Dann folgen mit deutlichem Abstand erst die großen europäischen Länder. Als Folge des Ukraine-Krieges werden vor allem jene europäischen Länder, die noch unter der 2% Grenze der Militärausgaben gemessen am BIP liegen, ihre Rüstungsausgaben weiter erhöhen.

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Exporte und Importe von Rüstungsgütern*

Laut SIPRI haben die Rüstungsexporte/Rüstungsimporte im Fünf-Jahres-Zeitraum** von 2017-2021, verglichen mit 2012-2016 um 4,6% abgenommen, die europäischen Staaten haben jedoch im selben Zeitraum um über 20% mehr Rüstungsgüter importiert. Seit der Annexion der Krim haben sich die Beziehungen zwischen Russland und den europäischen Staaten verschlechtert, was dazu geführt hat, dass viele Länder mehr in Rüstung investiert und auch mehr Waffen importiert haben. Die USA waren mit großem Abstand Haupt-Waffenlieferant für die europäischen Länder.

Die Vereinigten Staaten sind mit Abstand der größte Waffenexporteur und konnten ihren Anteil im Zeitraum 2017-2021 auf 39% steigern, 2012-2016 lag der Anteil bei 32%. An zweiter Stelle folgt Russland mit einem Anteil von 18,6%, vor Frankreich (10,7%), China (4,6%) und Deutschland (4,5%). Unter den Top 10 befinden sich alle 5 großen europäischen Länder. Die 10 Top Länder machen über 90% der weltweiten Waffenexporte aus. China reiht sich immer weiter an die Spitze und belegt Rang 4, im Jahr 2000 belegte es erst Platz 8.

Italien rangiert mit 3,1% an 6.Stelle, es exportiert Rüstungs-Güter in die ganze Welt, während es seine Rüstungs-Importe aus Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, den USA und aus Israel bezieht.

Mit je 11% führen Indien und Saudi-Arabien die Rangliste der größten Waffen-Importeure im Zeitraum 2017-2021 an. Drei weitere Länder im Dauer-Krisengebiet Mittlerer Osten und Nordafrika, nämlich Ägypten, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate befinden sich auch unter den Top 10 Waffen-Importeuren. In Asien gehören Australien, China, Pakistan, Südkorea und Japan zu den größten Waffenimporteuren.  

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Die größten Waffenkonzerne befinden sich in den USA

Die 5 größten Waffenkonzerne befinden sich in den Vereinigten Staaten. BAE Systems aus dem Vereinigten Königreich rangiert auf Platz 6. Auch China ist mit 4 Waffenkonzernen unter den Top 15 vertreten. Der europäische Konzern Airbus liegt auf Platz 11, der italienische Waffenkonzern Leonardo S.p.A. rangiert auf Platz 14 vor dem französischen Rüstungsunternehmen Thales.

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Ausblick

Als Folge des Ukraine-Krieges werden die Militärausgaben vor allem in den europäischen Ländern weiter steigen, wie z.B. Deutschland bereits angekündigt hat. Ob Russland in der Lage sein wird, seine Rüstungs-Ausgaben aufrechtzuerhalten, ist aufgrund der Sanktionen, die der Westen als Reaktion auf die Aggression in der Ukraine verhängt hat, schwer vorherzusagen, so die Forscher von SIPRI. Auch die USA haben für 2022 wieder ein sehr hohes Verteidigungs-Budget veranschlagt. China, bereits jetzt die größte Seemacht der Welt, will seine Militärflotte weiter ausbauen. Alles deutet daraufhin, dass das weltweite Wettrüsten weitergeht und während die mächtigen Waffenkonzerne weiter Milliardengewinne machen, bedeutet das für den Frieden auf der Welt nichts Gutes.

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* Laut SIPRI inkludieren Rüstung-Exporte und -Importe Verkäufe militärischer Güter (schwere Waffen, Waffensysteme und Dienstleistungen) an militärische Abnehmer. Die von SIPRI publizierten Daten beziehen sich auf konventionelle Waffen.

** In ihrer Analyse betrachtet SIPRI einen Zeitraum von fünf Jahren, um jährliche Schwankungen auszugleichen.

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Josef Fulterer Mo., 09.05.2022 - 06:12

Welchen Sinn machen 2022 noch Eroberungskriege?
Nach kriegerischen Auseinandersetzungen, muss die großteils verstädterte Bevölkerung Grund-versorgt und die mit den seit dem letzten Weltkrieg furchtbaren Zerstörungswaffen angerichteten Schäden behoben werden.
Der Bundesrepublik Deutschland ist Ende 1989, die bakrotte DDR ohne eine einzige Patrone zugefallen. Die Bundesdeutschen plärren noch immer über die hohen Kosten, die der Anschluss der DDR verursacht hat, obwohl in der ehemaligen DDR noch immer 20 % weniger verdient wird.
Es wäre höchste Zeit, die schießwütige alte Garde in den klimatisierten Büros, die sich die Hände nie blutig macht, in den "unverdienten Vorruhestand" zu vertreiben und die Mannschaften für den Zivilschutz auszubilden, um bei den sich in Zukunft häufenden Klimaschäden und den Krawallen bei sportlichen Großveranstaltungen, wirksam eingreifen zu können.

Mo., 09.05.2022 - 06:12 Permalink
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Christian I Mi., 11.05.2022 - 11:39

Ja, das ist was der homo sapiens am besten machen kann: erobern! Ganz egal ob mit Waffen, Krieg oder politische und wirtschaftliche Abkommen, Hauptsache erobern, immer mehr, immer grösser. Immer mehr Geld, und noch wichtiger, immer mehr MACHT! Oh ja, das kann der homo sapeins am besten!

Mi., 11.05.2022 - 11:39 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Sa., 14.05.2022 - 21:49

Ich habe eindeutig die falschen Aktien gekauft, bzw. gar keine (ist gleich, das erledigt Blackrock für uns, Danke Herr März).
Auch im Krieg gibt es Gewinner, das Volk gehört halt leider nicht dazu.

Sa., 14.05.2022 - 21:49 Permalink
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Josef Fulterer So., 15.05.2022 - 06:31

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Bei kriegerischen Auseinandersetzungen reagieren die Politiker aus Angst, ihr fein gepolsterter Stuhl könnte in Gefahr geraten.
Die Waffenindustrie bietet groß-maulig die Lösung aller Probleme an und darf für ihre Mordwaffen Preise verlangen die mehr als satte Gewinne sichern, aber außer der Zerstörung von Leben und Strukturen, zunehmend die versprochenen Leistungen nicht erfüllen können.
Über Zweit- und Drittländer wird "der Angreifer und auch der Verteidiger" mit den Mordgeräten beliefert. Der Einsatz wird bereits seit dem ersten Weltkrieg von Kriegsnarren gesteuert, die ihre eigenen Hände nie blutig machen.
Stellt euch vor, Verrückte wollen Krieg machen, aber Keiner geht hin. Das wird mit den Sadisten bei der militärischen Ausbildung verhindert, die im Kasernenhof zuerst die Persönlichkeit und das eigene Denken zerstören, um dann daraus auf Befehle blind gehorchende Soldaten zu erziehen.

So., 15.05.2022 - 06:31 Permalink