Politik | Hofburggarten
Offen oder Heller?
Foto: suedtirolfoto.com
Die Diskussionen und Auseinandersetzungen rund um den Brixner Hofburggarten, die sogar in einem Streit vor dem Gericht mündeten, ziehen sich nun bereits seit Jahren hin. Die Auseinandersetzung dreht sich vor allem um die Frage, in welcher Form die Gartenanlage für die Brixner Bürger zugänglich sein wird und damit einhergehend, ob das Heller-Projekt das Richtige für Brixen ist und ob die Auftragsvergabge rechtskonform erfolgte.
Doch von Anfang an: Die Gemeinde hat den Brixner Hofburggarten, der seit 1990 als öffentliches Grün eingetragen ist, zwar bereits im Jahr 2008 angemietet, für die Öffentlichkeit blieb er allerdings die meiste Zeit über geschlossen. 2012 entschied die Stadtverwaltung, einen Wettbewerb für die Neugestaltung der Parkanlage auszuschreiben. Als Sieger aus dem internationalen Planungswettbewerb, an dem 94 Bewerber teilgenommen haben, ging die Meraner Bietergemeinschaft aus „Studio Freilich Landschaftsarchitektur“ und „Studio Höller&Klotzner Architekten“ hervor. Vor beinahe genau zwei Jahren, am 13. Mai 2020, hat der Brixner Stadtrat allerdings im Dringlichkeitswege beschlossen, den Wiener Multimediakünstler André Heller mit der Gestaltung des Brixner Hofburggartens zu beauftragen. Kostenpunkt für das Projekt: rund 1,2 Millionen Euro für die Planung und voraussichtlich zehn Millionen Euro für die Ausführung.
Für einen offenen Hofburggarten
Widerstand kam nicht nur von den Brixner Grünen, sondern auch von der überparteilichen Initiative für einen Offenen Hofburggarten und von der Architektenkammer, die schließlich Rekurs beim Verwaltungsgericht gegen die Vergabe eingereicht hat. Ihrer Ansicht nach hat die Brixner Stadtverwaltung mit dieser Vorgangsweise gegen die Bestimmungen zur öffentlichen Auftragsvergabe verstoßen. Der Richtersenat hat in seinem Urteil, das im November 2020 verkündet wurde, den Rekurswerbern in allen Punkten Recht gegeben und alle Verwaltungsmaßnahmen aufgehoben, mit denen der Stadtrat einer Gesellschaft von André Heller den Auftrag Hofburggarten erteilt hat. Mit großer Erleichterung wurde das Urteil von der Initiative für einen Offenen Hofburggarten aufgenommen. Diese setzt sich bereits seit Jahren für eine „sanfte“ Umgestaltung zu vertretbaren Kosten des Hofburggartens ein. Die Gemeinde Brixen hat allerdings nicht klein beigegeben und ist vor den römischen Staatsrat gezogen. Nichtsdestotrotz hat die Initiativgruppe währenddessen eine Reihe von Aktionen gestartet, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. In ihren Geburtstagswünschen an den Wiener Künstler, der im März 75 wurde, forderten sie zu einem Umdenken auf. Im April protestierten die Gruppe gemeinsam mit Hunderten von Brixner Bürgern und Bürgerinnen mit einer Postkartenaktion gegen das Heller-Projekt und forderten Land und Statregierung auf, den Hofburggarten für die Öffentlichkeit frei zugänglich zu machen und von einer „Eventisierung“ abzusehen.
„Wir wollen eine gewisse Eintrittskontrolle“
Die Entscheidung, wie es mit dem Brixner Hochburggarten weitergeht, wird wohl recht bald fallen.Wie Peter Brunner, Bürgermeister von Brixen, Salto.bz gegenüber erklärt, wird der Staatsrat voraussichtlich Mitte Juni über das Heller-Projekt verhandeln, das Urteil sollte dann innerhalb von 30 Tagen fallen.
„Der Hofburggarten, der unter Denkmalschutz steht, ist für die Gemeinde von zentraler Bedeutung“, so Brunner, der betont, dass demzufolge ein besonders sorgfältiger Umgang mit diesem grünen Juwel gefragt sei. Auf die Kritik seitens der Initiativgruppe für einen offenen Hofbruggarten angesprochen, die einen unbeschränkten Zugang fordert, erklärt der Bürgermeister, dass man leider schlechte Erfahrungen habe machen müssen – nicht nur in Brixen – wenn eine Zugangskontrolle fehle. Und beim Hofburggarten handelt es sich schließlich um eine Fläche von beinahe drei Hektar, die in irgendeiner Form beaufsichtigt werden muss. „Wir wollen schließlich keine Situationen wie in anderen Praks haben.“ Der Bürgermeister spricht damit nicht nur den respektlosen Umgang mit den Grünflächen und dem Inventar an, sondern auch Sicherheitsbedenken. Hohe Sträucher und Bäume ziehen nämlich nicht nur Besucher an, die sich im Schatten ausruhen wollen.
Wir müssen auch die Meinung jener Bürger berücksichtigen, welche erwarten, dass sie sich in diesem Park sicher bewegen können. Die Initiativgruppe wird mit solchen Befürchtungen wahrscheinlich nicht konfrontiert werden, ich erhalte solche Rückmeldungen jedoch haufenweise.
„Wir müssen auch die Meinung jener Bürger berücksichtigen, welche erwarten, dass sie sich in diesem Park sicher bewegen können. Die Initiativgruppe wird mit solchen Befürchtungen wahrscheinlich nicht konfrontiert werden, ich erhalte solche Rückmeldungen jedoch haufenweise“, betont der Bürgermeister. Aber in dieser Frage gingen die Meinungen nunmal auseinander wie auch hinsichtlich der Zugangsmöglichkeiten und der Erschließung des Hofburggartens. Der Zugang erfolgt derzeit von der Altstadt aus über einen Eingang über die Hofburg. Die Initiativgruppe wünscht sich allerdings zwei Durchgänge: einen von Süden nach Norden und einen von West nach Ost, wie Brunner erklärt. Der Bürgermeister betont, dass sowohl das Amt für Denkmalpflege als auch der Eigentümer sprich die Kirche ein Veto gegen diesen Vorschlag eingelegt haben mit der Begründung, dass ein solcher Eingriff der Wertigkeit des denkmalgeschützten Gartens widerspricht.
„Es wird mit haufenweise Horrorszenarien schlechte Stimmung gegen das Projekt von André Heller gemacht und erklärt, dass Hunderte von Touristen den Garten stürmen würden“, so Brunner. Bereits bei der Vorstellung des Projektes habe man deutlich gemacht, dass für die Brixner Bürger der Garten immer zugänglich bleiben soll – gegen einen kleinen symbolischen Preis. Die Führungskosten dagegen sollen über Eintrittskarten für die Gäste gedeckt werden. „Wir haben entschieden, dass wir eine gewisse Eintrittskontrolle haben wollen,“ so Brunner.
Bürgergarten im Priel
Während für den Hofburggarten ein Eintritt vorgesehen wird, soll im Priel – im Areal bei der Musikschule und der Aquarena – ein offener Bürgergarten entstehen. Dafür wird der Parkplatz bei der Musikschule unterirdisch verlegt und die Tennisplätze nach Milland ausgesiedelt – das Projekt wird übrigens am 20. Mai vorgestellt. Der Zugang zum Priel-Park, der geringfügig kleiner als der Hofburggarten sein wird, wird niederschwellig für alle Besucher angelegt. Neben großen Grünflächen, die zum Grillen einladen und die mit Schatten spendenden Bäumen bepflanzt werden, ist ein offener Zugang zum Eisack geplant, übrigens ein Projekt, das im Rahmen der Initiative „StadtLandFluss – Flussraum Mittleres Eisacktal“ konzipiert wurde.
Bitte anmelden um zu kommentieren
Beim Bürgergarten in Priel –
Beim Bürgergarten in Priel – im Areal bei der Musikschule, hat der BM keine bedenken, wegen " respektlosen Umgang mit den Grünflächen und dem Inventar? Oder auch Sicherheitsbedenken? - Hohe Sträucher und Bäume ziehen nämlich nicht nur Besucher an, die sich im Schatten ausruhen wollen...."
Ich denke ja, der BM versteht nicht, dass es darum geht das Miteinander in der Gesellschaft zu stärken, damit unsere Gesellschaft im Ganzen funktioniert. Denn eine starke Zivilgesellschaft ist der Kitt, der alles zusammenhält! Ausschlussdenken, bzw. Instrumentalisierung von Gruppen und Angst und Unsicherheit Mancher zu nutzen um wirtschaftliche Interessen durchzusetzen (oder das Ego) ist halt unglaubwürdig.
Antwort auf Beim Bürgergarten in Priel – von Herta Abram
Die Hartnäkigkeit mit der
Die Hartnäkigkeit mit der sich die Gemeindeverwaltung von Brixen, mit massiver Verschwendung von öffentlichen Geldmitteln, um jeden Preis und gegen die Bevölkerung, mit dem Heller-Projekt ein Luxus-Denkmal zu setzen gedenkt, ist grober Machtmissbrauch und eine Schande für die Gemeindeverwaltung.
Warum darf der Hofburggarten nicht der "nicht Eintritts-pflichtige" Erholungsraum für die Brixner Bürger und Gäste sein???
Neue Sinnstiftung
Neue Sinnstiftung
Der Hotelier Michil Costa plädiert in einem Buch für eine neue Sinnstiftung im Tourismus – gegen die Industrialisierung und für eine Kultur der Gastfreundschaft, die auf Werten beruht: Gemeinwohl, ökologische Nachhaltigkeit und Humanität. Hier ein Auszug.
https://www.barfuss.it/artikel/raus-aus-dem-rummel