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Alice Schwarzer

Sabine Derflinger beleuchtet nach ihrem Porträt der Johanna Dohnal eine weitere Galionsfigur des Feminismus. Sie tut das naheliegend, episodisch und unkritisch.
Alice Schwarzer
Foto: Derflinger
Es ist eine wahre Freude, Alice Schwarzers scharfer Zunge zuzuhören. Sie zerlegt die Argumente ihrer zumeist männlichen Gegner gekonnt, sowohl rhetorisch als auch inhaltlich ist sie entweder hervorragend vorbereitet, oder aber von Natur aus begabt. Ausgerechnet einer Frau liest sie zu Beginn des Films mit dem schlichten Titel „Alice Schwarzer“ die Leviten. Esther Vilar muss sich der kritischen Auseinandersetzung Schwarzers mit ihrem kontroversen Werk „Der dressierte Mann“ stellen. Darin stellt Vilar die steile These auf, nicht der Mann kontrolliere die Frau, sondern umgekehrt. Dieses Streitgespräch ist Ausgangs dieses Films, und zeigt gut, wie er sich erzählt. Filmemacherin Sabine Derflinger untersucht das Leben und Wirken der Schwarzer anhand von klar abgegrenzten, jedoch niemals für sich stehenden Themenblöcken.
 
Der Feminismus ist keine Ideologie, er ist ein zutiefst menschlicher Anspruch an die Menschen und das Leben.

Gleichberechtigung

 
Denn eines ist klar: Egal ob sich Schwarzer mit ihrer feministischen Zeitschrift EMMA, dem Stand der Frau, ihrer Rolle in der Welt und deren verschiedensten Ausprägungen beschäftigt, es geht immerzu um das Dilemma der vom Mann unterworfenen Frau. Gleichberechtigt ist sie bis heute nicht. Dafür kämpft Schwarzer seit den 60er Jahren, seit sie Simone de Beauvoir in Paris kennenlernte. Sie ist sicherlich eine der großen Vorbildfiguren für Schwarzer, immer wieder kommt die Protagonistin selbst im Rahmen der ihr gewidmeten Dokumentation darauf zurück. Simone de Beauvoir gemein hat Schwarzer die erwähnte Standhaftigkeit dem Mann gegenüber. Sie weiß sich zu wehren und sie tut es.
 
Der Feminismus darf nicht den Fehler machen, in seiner Mission, Frauen gleichzustellen, Minderheiten auszuschließen.
 
Es mag aus heutiger Sicht unglaublich erscheinen, mit welchen Phrasen die Frau beispielsweise in einer deutschen Talkshow abgespeist wird. In reduzierter, möglicherweise verhüllter Form, ist dieser Umgang der Männer mit Frauen als aus ihrer Sicht minderwertiges Geschlecht noch immer en vogue. Der Kampf, dieser martialische Ausdruck sei gestattet, den Schwarzer mit ihrer Frauenrechtsorganisation MLF startete, hat durchaus Früchte getragen. Kaum eine andere Feministin hat im deutschsprachigen Raum derart viel für ihr Geschlecht erkämpft wie sie. Diesen Eindruck lässt auch der Film nicht im Zweifel. Schwarzer selbst kommt zu Wort und bestätigt ihre Leistung. Sie ist nicht schüchtern zu betonen, was erreicht wurde. Zu eigentlich allem scheint sie eine Meinung zu haben, auch zu Dingen, deren Identität sie nicht teilt. Natürlich geht es auch um die Vollverschleierung junger Frauen in Deutschland. Schwarzers Argumentation in diesem sowie weiteren Punkten ist klar zu folgen, und es ist festzustellen, dass sie aus der Sicht der Feministin Sinn macht, dennoch bleibt der bittere Nachgeschmack einer Ferndiagnose.
 

Feminismus der alten Schule

 
Bezeichnend ist, und dies betont Schwarzer selbst, wie sehr sich der Hass der Männer gegen die nach Gleichberechtigung strebende Frau richtet. Wenn ihr Hass am größten ist, sind wir am stärksten – eine alte Beobachtung, doch sicherlich keine verjährte. Inzwischen ist ihr Feminismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ob gelebt oder nicht, er ist unter uns, und er kann nicht länger ignoriert werden. Der Feminismus ist keine Ideologie, er ist ein zutiefst menschlicher Anspruch an die Menschen und das Leben. Gleichzeitig sollte er Grundvoraussetzung für ein gutes Zusammenleben darstellen. So zeichnet Derflingers Film ein umfassendes Porträt der Alice Schwarzer, spart jedoch gekonnt Angriffspunkte neuerer Art aus. Stichwort: Trans. Das ist schade und hinterlässt den Eindruck, dass hier bewusst unkritisch gearbeitet wurde. Der Feminismus darf nicht den Fehler machen, in seiner Mission, Frauen gleichzustellen, Minderheiten auszuschließen. Ein solcher Feminismus ist nicht besser als die Männer, die ihn als überflüssig erachten. Ein Nebeneinander aller Geschlechter ist möglich, und derer gibt es längst schon mehr als die beiden scheinbar ursprünglichen. Jüngst bewies Schwarzer mit ihren Ansichten auf den Ukraine-Krieg, dass sie nicht zu allem, was es zu kommentieren gibt, einen sinnvollen Kommentar abzugeben hat. Das soll aber nicht schmälern, was sie in ihrem Leben erreicht hat. Sie ist und war Vorbild für unzählige junge Frauen. Sie sollte jedoch auch Vorbild für die jungen Männer sein. Denn sie sind es, die den Feminismus wohl am nötigsten haben.
 
 
ALICE SCHWARZER - Trailer
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gorgias Fr., 20.05.2022 - 20:52

Dass sich Feministeninnen, die sich nicht ganz durch den Zeitgeist verblöden habenlassen, der ganze Trans-"Frauen"-Geschichte kritisch gegenüber stehen, ist nicht zu wundern.
Denn diese umoperierten oder auch nicht umoperierten Männer dringen in weibliche Nischen und Schutzräume ein und unterdrücken, missbrauchen oder zumindest verdrängen Frauen:

https://www.thetimes.co.uk/article/seven-sex-attacks-in-womens-jails-by…

https://www.dailymail.co.uk/news/article-6814599/Transgender-woman-18-s…

https://www.dailymail.co.uk/news/article-10093737/Father-daughter-raped…

https://news.wttw.com/2020/02/19/lawsuit-female-prisoner-says-she-was-r…

https://www.theguardian.com/sport/2022/mar/21/coe-warns-transgender-ath…

https://www.swimmingworldmagazine.com/news/sex-matters-why-transgender-…

https://nypost.com/2022/01/26/trans-athletes-like-lia-thomas-are-destro…

Fr., 20.05.2022 - 20:52 Permalink
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kurt duschek Sa., 21.05.2022 - 13:32

.......offensichtlich gibt es Kommentatoren die genau zu wissen glauben, wie Frauen oder umoperierte Frauen empfinden und fühlen. Eigenartig und nicht nsachvollziehbar!
..

Sa., 21.05.2022 - 13:32 Permalink
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gorgias Sa., 21.05.2022 - 19:13

Antwort auf von kurt duschek

1. habe ich nicht von Frauen allgemein gesprochen, sondern von bestimmten Femministinnen
2. was "umoperierte Frauen" zu empfinden haben sollen habe ich in keinster Weise angesprochen.

Tun Sie nur so potschad oder haben Sie nur noch beschränkte geistige Resourcen zur Verfügung?

Sa., 21.05.2022 - 19:13 Permalink
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gorgias So., 22.05.2022 - 11:02

Antwort auf von kurt duschek

Erklären Sie bitte wer mit >.......offensichtlich gibt es Kommentatoren< angepsrochen werden soll?
Sie haben die Angewohnheit unter meinen Kommentaren nicht mich direkt anzusprechen, sondern über "Kommentatoren" zu reden. Aber zu behaupten, dass es frei interpretierbar sein soll wer damit gemeint ist, wenn nur eine Person bis dahin einen Kommentar geschrieben hat, ist so dumm, dass ich mich für Sie fremdschäme.

So., 22.05.2022 - 11:02 Permalink
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kurt duschek So., 22.05.2022 - 11:39

Antwort auf von gorgias

....wenn sich jemand angesprochen fühlt, ja, dann ist das wohl sein Problem. Ich lasse ihnen ihre Meinung, ich finde sie nur, speziell in diesem Falle, gelinde gesagt nicht angebracht ! NB: schlage vor wir lassen es dabei, denn hier wird es niemandem gelingen den anderen zu überzeugen, ...also blos bla, bla, bla.....

So., 22.05.2022 - 11:39 Permalink