Umwelt | Sport
Klimacheck für Olympia eingefordert
Foto: Zdeněk Macháček
Die Plattform Pro Pustertal kritisiert den geplanten Ausbau von Straßen, teils für die Olympischen Spiele 2026. Es sei fraglich, ob diese Straßenbauprojekte notwendig sind. „Wer Straßen baut, erntet Verkehr. Das ist eine Tatsache, die sich immer wieder bestätigt“, sagt die Sprecherin der Plattform Pro Pustertal, Christine Baumgartner.
Der Verein fordert eine Umweltverträglichkeitsprüfung und einem Klimacheck für Olympia 2026. Zudem macht Baumgartner darauf aufmerksam, dass Italien nach der Austragung der Olympischen Spiele auf öffentlichen Schulden sitzen bleiben könnte. „Meistens müssen Länder für 15 Jahre Folgekosten abbezahlen. Vor allem deshalb hat sich die Bevölkerung in Schweden bei einer Volksbefragung dagegen entschieden, Olympia 2026 auszutragen“, so Baumgartner.
Aus ihrer Sicht wäre es das Beste, es gäbe gar keine Olympiade.
Die Plattform Pro Pustertal hat zu diesem Thema in Innichen und in Toblach Diskussionsrunden organisiert, um zu sensibilisieren und um sich auszutauschen. Die Veranstaltungen waren gut besucht.
Außerdem soll eine neue Bobbahn in Cortina gebaut werden, obwohl es kostengünstigere und umweltschonendere Alternativen gibt.
Die Ziele der Plattform Pro Pustertal
Der 2003 gegründete Verein setzt sich im Pustertal und den angrenzenden Tälern für den Ausbau und die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs ein. „Das Pustertal war schlecht angebunden, die Bahnhöfe waren alt und nicht behindertengerecht“, so Baumgartner über die Situation vor mehreren Jahren. 2005 führte der Verein dann eigenständig in den elf Gemeinden des Pustertals eine Volksbefragung durch. Die wichtigste Fragestellung der Umfrage lautete: Soll die Bahn viel stärker und die Straße nur minimal gefördert werden? 80 Prozent der Befragten antworteten mit „Ja“.
„Die Volksbefragung war ein großer Erfolg“, sagt Baumgartner nicht ohne Stolz. Daraufhin gab es Gespräche mit dem Amt für Mobilität des Landes. In Zusammenarbeit mit dem damaligen Landesrat für Mobilität, Thomas Widmann, konnten die Bahnhöfe außer in Innichen aufgewertet und behindertengerecht gestaltet werden. Auch die Umsteigemöglichkeiten waren ein Problem, das angegangen wurde. „Es hat sich sehr verbessert und auch die Zahlen der Fahrgäste sind gestiegen“, so die Sprecherin des Pustertaler Vereins. Dennoch seien die Umsteigemöglichkeiten in Franzensfeste noch immer nicht ideal. Daher begrüßt die Plattform die geplante Riggertalschleife, die bereits zu diesem Zeitpunkt diskutiert worden war.
Die Riggertalschleife ist eine neue Eisenbahnstrecke, mit der das Pustertal direkt an die Brennerbahnlinie angeschlossen wird. Dadurch entfällt der Umweg über Franzensfeste. Laut Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider kann der Bau mit Olympia-Geldern finanziert werden und 2023 beginnen.
Differenzierte Betrachtung
Auch zwei Mobilitätsprojekte in Innichen werden von der Plattform Pro Pustertal gutgeheißen: Der geplante Umfahrungstunnel könne bei Hochwasser als Umleitung genutzt werden und die Verschiebung des Zugbahnhofes um 500 Meter bringt die Station näher ans Dorfzentrum. Andere Projekte hingegen seien kritisch zu betrachten: Durch die Olympia-Gelder könnten die Straßen bei Rasen-Antholz, Olang und Toblach weiter ausgebaut werden. Außerdem soll eine neue Bobbahn in Cortina mit Kosten von mindestens 60 Millionen Euro gebaut werden, obwohl es kostengünstigere und umweltschonendere Alternativen gibt.
Wir haben nicht nur ein Klimaproblem, wir haben einen Klimanotstand.
Forderungen
„Wir haben nicht nur ein Klimaproblem, wir haben einen Klimanotstand. Heuer gab es schon im Mai die ersten Tropennächte in Bozen mit über 20 Grad auch in der Nacht. Zudem wird das Wasser knapper. Der Veneto hat jetzt schon trockene Reisfelder, weil zu wenig Wasser in der Etsch fließt“, sagt Baumgartner. Aus ihrer Sicht wäre es das Beste, es gäbe gar keine Olympiade.
Man fordert gemeinsam mit Partnern wie dem Heimatpflegeverband (HPV), dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz (DNU), Protect our Winters (POW) Italy und dem WWF Italia eine Umweltverträglichkeitsprüfung und einen Klimacheck für Olympia 2026. Außerdem appelliert die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA in einem offenen Brief an das Internationale Olympische Komitee (IOC), die geplanten Bauprojekte für Cortina zu überdenken und zu verkleinern.
Bitte anmelden um zu kommentieren
Die Werbewirkung der
Die Werbewirkung der Olympiaden und der Spass der Zuschauer ist in keinem Verhältnis zum Aufwand dafür.
Als größten Unfug ist der Bau einer Bob- und Kunstrodelbahn in Cortina zu werten, für geschätzte 60 Mio. €, die zum Schluss sicher noch übertroffen werden.
Der Pflegeaufwand und die horrenden Stromkosten, für die paar Sportler und der Spass den die Zuschauer damit haben, ist nicht mehr zu verantworten.
Antwort auf Die Werbewirkung der von Josef Fulterer
Danke Herr Fulterer, genau
Danke Herr Fulterer, genau das sind unsere Kritikpunkte und angesichts der Pandemie, Klimanotstand und nun Krieg in Europa sind solche Großveranstaltungen nicht mehr verantwortbar, der Postwachstums Fachmann Nico Paech nannte es kürzlich bei einer Veranstaltung im UFo Bruneck einen "dekadenten Luxus" der schnellstens abzuschaffen sei .
Christine Baumgartner
Ein Klimacheck oder besser
Ein Klimacheck oder besser noch eine gesetzlich vorgeschriebene Klimaverträglichkeits-Prüfung für alle Großprojekte wäre ein sehr wichtige Errungenschaft. Bravo an PPP und Christine Baumgartner!
Antwort auf Ein Klimacheck oder besser von Johannes Engl
Danke Johannes, ja, genau
Danke Johannes, ja, genau dies forderten wir gemeinsam mit dem Dachverband und weiteren 9 Vereinen am 18.2.2022 bei der Presse-Konferenz und werden wieter dran bleiben .
Christine B.
Schweden hat sich gegen die
Schweden hat sich gegen die Olympischen Spiele ausgesprochen? Schweden war doch in der Stichwahl gegen Italien um die Austragung...
Richtig ist, dass Stockholm Stadtrat die Bewerbung ablehnte, nicht die Bevölkerung Schwedens und Volksbefragung hat es auch keine gegeben. Sportliche Großereignisse sind sicher keine Schonzeit für die Natur, aber bei der Wahrheit sollte man schon bleiben, Frau Baumgartner.
Antwort auf Schweden hat sich gegen die von Manfred Klotz
https://www.spiegel.de/sport
https://www.spiegel.de/sport/wintersport/olympische-winterspiele-2026-d…
Antwort auf Schweden hat sich gegen die von Manfred Klotz
Danke Herr Klotz, Sie haben
Danke Herr Klotz, Sie haben recht ,daß die Absage mit 55 % vom Stadtrat kam , um der Bevölkerung die vielen Zahlungen durch die blanco Garantie-Erklärungen bis zu 10 Jahren nach Abschluß der Spiele nicht zuzumuten . Ich wurde telefonisch interviewt und habe von den Absagen durch Volksbefragungen in der Schweiz, Tirol und Bayern gesprochen, da kam es vermutlich zum Fehler, den ich hiemit korrigiere.
Christine Baumgartner
Die meisten durch die
Die meisten durch die Olympiade 2026 zu erwartenden Schandtaten und Schäden werden unweigerlich ohnehin auf uns (und unsere Nachkommen) zukommen. Retten wir jetzt wenigstens, was noch zu retten ist.
Antwort auf Die meisten durch die von Heinrich Zanon
Vielen Dank Herr Zanon für
Vielen Dank Herr Zanon für Ihre Zustimmung, tatsächlich werden Garantie-Erklärungen verlangt , die nach Abschluß der Spiele innerhalb von 10 Jahren zu bezahlen sind von uns Steurzahler*innen. Nachdem Italien nun ja den Klima-Umweltshutz in der Verfassung verankert hat, müßte doch auf dieser höchsten Ebene interveniert werden, was sagen Sie dazu aus Ihrer juristische Erfahrung ?
Christine Baumgartner
Egal von wem das Geld für den
Egal von wem das Geld für den Bau der Bobbahn kommt - es ist ein Umwelt- und Klimafrevel und sonst nix.
Wie viele Menschen fahren Bob? Wie viele Menschen schauen die paar Rennen, die dort stattfinden werden? Was könnte man mit diesem Geld an wirklich nachhaltigen Maßnahmen an anderer Stelle umsetzen?
Die Pustertaler Straße noch mehr ausbauen? Damit noch mehr Individualverkehr stattfindet? Aber für die Überetscher Bahn ist kein Geld da, sondern nur für den Tierser Sessellift? Widersprüche und Scheinheiligkeiten ohne Ende.
Und dann tourt der Landeshauptmann mit seiner Nachhaltigkeits-Marketing-Masche durch ganz Südtirol, jetzt gar noch ein Mega-Event für mehr als 2 Mio. Euro...
Herr Landeshauptmann, kennen Sie das Ziel Nr. 13 überhaupt? (Spoiler: Maßnahmen zum Klimaschutz).
Olympische Spiele sind generell schlecht fürs Klima und für die öffentlichen Haushalte, das weiß doch jede*r.
Die Bevölkerung brauch
Die Bevölkerung brauch Olympia nicht; es werden, nüchtern betrachtet, nur Steuergelder verbrannt.
Antwort auf Die Bevölkerung brauch von Dietmar Nußbaumer
Wenn es um sportliche
Wenn es um sportliche Großveranstaltungen geht, bricht bei den Vertretern der einzelnen Sportarten der Orgasmuszustand aus und die Politiker davon angesteckt, verlieren auch den Verstand.
Da werden Gelder, die eigentlich dringend für die Bevölkerung eingesetzt werden müssten, dazu missbraucht um unsinnige klimaschädliche Frevel an der Natur zu begehen, Sporteinrichtungen zu schaffen, die sehr hohe Instalthaltungs- und Betriebsspesen verursachen und schließlich vergammeln, weil die einstigen Befürworter längst zu neuen Ufern aufgebrochen sind.
Antwort auf Die Bevölkerung brauch von Dietmar Nußbaumer
Das würde ich jetzt nicht so
Das würde ich jetzt nicht so kategorisch sagen. "Brauchen" ist auch nicht der richtige Ausdruck.
Wenn auf der einen Seite
Wenn auf der einen Seite Flughafen und Olympia gutgeheißen werden und auf der anderen Seite über 2 Millionen Euro für eine Nachhaltigkeitsdebatte ausgegeben werden sollen, dann habe ich ziemlichen Erklärungsbedarf. Vielleicht habe ich etwas verpasst, aber ich habe noch keine brauchbaren Erklärungen diesbezüglich mitbekommen.