Gesellschaft | Gesundheit

Psychologische Hilfe beim Hausarzt

Das Team K war im Landtag mit dem Beschlussantrag für psychische Gesundheit erfolgreich. Damit könnte eine alte Forderung der Psychologenkammer Wirklichkeit werden.
psychotherapie.jpg
Foto: SHVETS production
Am 29. Juni wurde ein Beschlussantrag des Team K zur Verbesserung der psychischen Gesundheit in Südtirol mit 31 Ja-Stimmen im Landtag einstimmig angenommen. Auch Gerhard Lanz (SVP), Brigitte Foppa (Grüne) und Ulli Mair (Die Freiheitlichen) haben den Antrag im Vorhinein unterzeichnet. Mit dem Antrag des Team K soll in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsressort, dem Südtiroler Sanitätsbetrieb und der Psychologenkammer ein niederschwelliger Dienst zur psychologischen Betreuung durch Basispsycholog:innen, wie sie bereits in einigen Regionen Italiens im Einsatz stehen, auch in Südtirol aufgebaut werden.
Auch die Pandemie hat dazu beigetragen, dass Symptome wie Stress, Ängste und Neurosen in der Südtiroler Gesellschaft ansteigen - Psychologenkammer

Folgen der Pandemie

 
„Die Coronakrise mit den einhergehenden Einschränkungen und Lockdowns hat wie ein Brennglas die Auswirkungen des Mangels an psychischer Betreuung aufgezeigt“, erklärte Franz Ploner (Team K). In der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur werde von einer psychischen Belastung von großen Teilen der Bevölkerung ausgegangen. Das betont auch die Südtiroler Psychologenkammer in ihrer Pressemitteilung zum Beschlussantrag:  
„Es ist offensichtlich, dass eine Untersuchung der epidemiologischen Daten ein wachsendes psychologisches Unbehagen mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Lebensqualität aufzeigt. Auch die Pandemie hat dazu beigetragen, dass Symptome wie Stress, Ängste und Neurosen in der Südtiroler Gesellschaft ansteigen.“
Die Südtiroler:innen sind Expert:innen im Aushalten - Sabine Cagol
Die sozioökonomischen Auswirkungen, die mit der Covid-19-Epidemie noch stärker präsent seien, führen zu größerem Leid, Unbehagen, Depressionen und Angstzuständen mit entsprechenden psychosomatischen Reaktionen. Eine unterlassene oder unzureichende Reaktion auf diese Notlagen in Form eines entsprechenden Versorgungsangebotes führe zu negativen Auswirkungen sowohl auf die Betroffenen selbst als auch auf das gesamte soziosanitäre System.
 

Therapie als Prävention

 
Im Gespräch mit salto.bz weist die Präsidentin der Psychologenkammer Bozen, Sabine Cagol, darauf hin, dass ein niederschwelliger Dienst zur psychologischen Betreuung, der im Idealfall direkt in der Hausarztpraxis angesiedelt ist, auch eine präventive Funktion übernehmen kann. „Die psychische Gesundheit ist ein Aspekt der Lebensqualität. Wenn jemand beispielsweise Liebeskummer hat, dann geht es ihm nicht gut“, so Cagol.
Wenn eine Person erst nach einem längeren Zeitraum psychologische Hilfe sucht, sei die Therapie außerdem schwieriger als noch in den ersten Monaten, da sich dann schon das Verhalten verfestigt habe. Gerade hierzulande sei Prävention in Sachen psychischer Gesundheit nicht die Regel: „Die Südtiroler:innen sind Expert:innen im Aushalten“, sagt Cagol.
 
 

Zuweisung an Expert:innen

 
Der Dienst zur psychologischen Betreuung soll eine Ersteinschätzung und im Bedarf eine Zuweisung an Expert:innen ermöglichen. Gleichzeitig müssten aber auch die Wartezeiten für Hilfsangebote verkürzt werden. „Es würde sich hier anbieten, dass private Psycholog:innen bei hohem Bedarf aushelfen und die Patient:innen die Kosten ganz oder teilweise zurückerstattet bekommen“, schlägt Cagol vor. „Es ist eine Mammutaufgabe und in einem ersten Schritt wäre auch ein Pilotprojekt denkbar.“
Laut Psychologenkammer belegen Untersuchungen, dass etwa 50 Prozent der Bevölkerung, die hausärztliche Leistungen in Anspruch nehmen, ein psychisches Problem aufweisen.
Die Psychologenkammer Bozen hatte ein solches Vorhaben bereits 2017 vorgeschlagen. Der angenommene Beschlussantrag sei daher ein „wichtiger Meilenstein und kann als Start einer notwendigen Weiterentwicklung gedeutet werden, welche psychologische Beratung und Behandlung agil, niederschwellig und zeitnah zugänglich macht“.
Laut Psychologenkammer belegen Untersuchungen, dass etwa 50 Prozent der Bevölkerung, die hausärztliche Leistungen in Anspruch nehmen, ein psychisches Problem aufweisen. Daher sei die Anwesenheit einer Psychologin oder eines Psychologen eine Investition in die Qualität des Angebots in den Hausarztpraxen.
„Die Umsetzung dieses Beschlusses bedeutet nun, das Vorhaben zu konkretisieren und möglichst zeitnah umzusetzen. Die Psychologenkammer Bozen ist sehr erfreut, an diesen wichtigen Entwicklungen beteiligt zu sein und wird das Vorhaben mit entsprechendem Fachwissen und ihrem Netzwerk tatkräftig unterstützen“ teilt die Berufsvertretung in ihrer Pressemitteilung mit.
 
Bild
Salto User
Günther Alois … Fr., 01.07.2022 - 10:23

Endlich wurde mal ein Beschlussantrag im Land vom Team K positiv angenommen und nicht wie üblich von SVP ,LEGA und Co.boykottiert,wie ÜBLICH zu 90%.ohne sachlicher und nachvollziehbarer Begründung.Danke TK!!!

Fr., 01.07.2022 - 10:23 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Martin Volgger
Martin Volgger Fr., 01.07.2022 - 11:22

Da musste erst Corona mit verheerenden psychologischen Auswirkungen kommen, bevor die Politik eine angemessene psychologische Grundversorgung als notwendig erachtete. Aber besser spät als nie.

Fr., 01.07.2022 - 11:22 Permalink