Politik | Politbarometer

Einbruch bei den Frauen

Die SVP liegt derzeit bei 37 Prozent, Arno Kompatschers Zustimmung ist um 6 Prozent höher. Die Ergebnisse der Politumfrage der Südtiroler Wirtschaftszeitung.

SVP-Parlamentswahlen
Foto: Othmar Seehauser
Das Timing könnte besser nicht sein.
Einen Tag vor der Landesversammlung der SVP veröffentlicht die Südtiroler Wirtschaftszeitung (SWZ) die ersten Ergebnisse ihrer regelmäßig abgehaltenen Politumfrage. Das Ergebnis ist für die Südtiroler Regierungspartei mehr als durchwachsen und dürfte im Meraner Kursaal nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Dreimal im Jahr erscheint das SWZ-Politparameter. Das Bozner Meinungsforschungsinstitut Apollis hat zwischen dem 22. Juli und dem 24. August 2022 1.022 Südtirolerinnen und Südtiroler telefonisch befragt. Die Stichprobe wurde nach den geltenden wissenschaftlichen Kriterien für Umfragen ausgewählt. Bereits im Juni 2021 und im Jänner dieses Jahres waren die ersten beiden SWZ-Politbarometer erschienen.
 

SVP im Sinkflug

 
In der neuen Umfrage bestätigt sich, dass sich die SVP in der Gunst der Wählerinnen und Wähler im Sinkflug befindet. Hatten im Juni 2021 noch 43 Prozent der Befragten angegeben, dass sie SVP wählen würden, wenn am Sonntag Landtagswahlen wären, so waren es im Jänner 2022 immer noch stolze 42 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Landtagswahlen 2018 kam die SVP 41,9 Prozent der Wählerstimmen.
 
 
Wie schwer die verschiedenen Affären und Verwerfungen der „Freunde im Edelweiß“ der alten Dame SVP aber zu schaffen machen, wird in der aktuellen Umfrage deutlich. Im August 2022 hat die SVP nur noch einen Zuspruch von 37 Prozent. Das heißt: In den vergangenen acht Monaten hat man 5 Prozentpunkt in der Wählerinnen-Gunst verloren.
Auffallend dabei: Der Verlust ist vor allem weiblich. Laut SWZ-Umfrage würden nur mehr 36 Prozent der Wählerinnen das Edelweiß ankreuzen. Im Jänner waren es noch 45 Prozent gewesen. Bei den Männern hingegen blieb die Zuspruch unverändert bei 39 Prozent. Zurückgehen dürfte diese Entwicklung auch auf die Tatsache, dass die SVP-Frauenbewegung in den vergangenen Jahren im wahrsten Sinne des Wortes eingeschlafen ist. So hat es etwa die Frauenchefin Renate Gebhard geschafft, bei der offiziellen Kandidatenvorstellung für die anstehenden Parlamentswahlen das Wort "Frau" erst gar nicht in den Mund zu nehmen.
Den größten Zuspruch hat die SVP bei den Über-65-Jährigen. Dort liegt die Volkspartei bei 53 Prozent. Den steilsten Absturz gibt es in der Kategorie der 35- bis 49-Jährigen, bei denen man seit Jänner 2022 ganze 12 Prozentpunkte verloren hat. 38 Prozent waren es am Anfang des Jahres, jetzt würden nur mehr 26 Prozent die SVP wählen.
 

Grüne im Aufwind

 
Die interessante Frage aber ist, wohin diese Wählerinnen- und Wählerstimmen wandern.  
Als Gewinner des SVP-Absturzes kann man eindeutig die Grünen ansehen. Sie liegen in der Augustumfrage mit 17 Prozent um drei Prozentpunkte höher als bei der Umfrage im Jänner. Wie konstant der grüne Höhenflug ist, macht ein Vergleich zu den Landtagswahlen 2018 deutlich: Dort schaffte man 6,8 Prozent. Besonders groß ist dabei der Zuspruch bei den Frauen. Dort liegen Brigitte Foppa & Co bei 20 Prozent, während man bei den Männern nur 13 Prozent erreicht. Wären am Sonntag Landtagswahlen würden die Grünen bis zu acht Sitze im Landtag bekommen. Wobei man eines sagen muss: In Umfragen liegen die Grünen traditionell weit besser als am Ende beim Urnengang.
 
 
Auch das Team K kann wieder zulegen. In der aktuellen SWZ-Umfrage liegt man bei 11 Prozent. Paul Köllensperger & Co konnten damit seit Jänner 2021 drei Prozentpunkte zurückgewinnen. Bei den Landtagswahlen 2018 erreichte man 15,2 Prozent. Auch die Freiheitlichen liegen im Aufwind. 8 Prozent würden die Blauen wählen. 6 Prozent waren es bei der Umfrage im Jänner gewesen.
Ein deutlicher Abwärtstrend zeigt sich bei der Lega. Sie liegt in der Umfrage bei 5 Prozent und hat damit seit Jahresanfang drei Prozentpunkte verloren. Bei den Landtagswahlen 2018 waren es noch 11,1 Prozent gewesen. Aber auch die Südtiroler Freiheit nimmt in der Wählergunst ab. Von 6 Prozent bei den Landtagswahlen 2018 auf aktuell 4 Prozent. Der Südtiroler PD bleibt stabil bei 4 Prozent, Enzian bei 3 Prozent und der M5S bei 2 Prozent.
Die Fratelli D’Italia können hingegen auf den „effetto Meloni“ bauen. 1,7 Prozent hatten Alessandro Urzi & Co bei den Landtagswahlen 2018. In der SWZ-Umfrage von Jänner 2022 kam man auf 4 Prozent, und jetzt liegen die Brüder Italiens bei 6 Prozent.
 

Zugpferd Kompatscher

 
In der Umfrage wurde auch nachgefragt, wem die Wählerinnen und Wähler bei einer Direktwahl des Landeshauptmannes ihre Stimme geben würden. 43 Prozent stimmten für Arno Kompatscher, acht Prozent für Paul Köllensperger und sechs Prozent für Brigitte Foppa. SVP-Obmann Philipp Achammer liegt mit 5 Prozent an Zustimmung gleichauf mit dem Kopf der Südtiroler Freiheit Sven Knoll.
 
 
Der amtierende Landeshauptmann hat damit sechs Prozentpunkte mehr als seine Partei. Das dürfte daran liegen, dass viele Wählerinnen und Wähler anderer Parteien Kompatscher bei einer Direktwahl ihre Stimme geben würden. „Die SVP sollte sich überlegen, den nächsten Landtagswahlkampf stark auf Kompatscher zuzuspitzen (sollte er denn kandidieren), um von der eigenen Schwäche abzulenken“, kommentiert der Meinungsforscher und Apollis--Chef Hermann Atz in der SWZ dieses Ergebnis.
Die Befragten bewerteten die Arbeit des Landeshauptmannes auch deutlich besser als jene der Landesregierung. Der Prozentsatz der Personen, die mit Kompatschers Performance zufrieden sind, ist im Laufe der drei SWZ-Politbarometer leicht von 70 auf 68 Prozent gesunken, während er bei der Landesregierung in ihrer Gesamtheit von 64 auf 53 Prozent gefallen ist.
Ein kleiner Trost für die SVP dürfte ihre Erfahrung mit Polit-Umfragen sein. Vier Monaten vor den letzten Landtagswahlen lag die SVP in einer Partei-internen Umfrage ebenfalls bei 37 Prozent.
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Salto User
Sepp.Bacher Fr., 02.09.2022 - 14:10

Gute Arbeit für wen? Für die Bauern und die Wirtschaftreibenden. Die Lohnermpfänger/innen sowie Rentner und Rentnerinnen haben von der guten Arbeit nicht viel oder nichts gespührt!

Fr., 02.09.2022 - 14:10 Permalink
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Sebastian Felderer Fr., 02.09.2022 - 21:53

Ja, eigentlich ist die SVP saudumm. Würde sie den Landeshauptmann mögen, hätte sie schon 6 % mehr Stimmen. Würde sie ihm sogar schöntun, könnte sie wieder die absolute Mehrheit erringen. Das wäre doch was! Vielleicht beschließt es die morgige Landesversammlung. Wer weiß?

Fr., 02.09.2022 - 21:53 Permalink
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Karl Trojer Sa., 03.09.2022 - 10:33

Gut, dass es einen Arno Kompatscher, einen liebevollen Familienvater und geschätzten ehemaligen Bürgermeister, als Landeshauptmann gibt, der über dem Parteiengeplänkel stehend Südtirol in die Zukunft führt. Wichtig scheint mir aber zu sein, dass es notleidende Menschen im reichen Südtirol nicht mehr geben darf !

Sa., 03.09.2022 - 10:33 Permalink