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Foto: upi
Politik | Italien

Sturm im Wasserglas

Der Rom-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Oliver Meiler, schreibt einen fundierten und kritischen Artikel über Italien. Danach bricht ein Sturm der Entrüstung los.
Ein Artikel über die bevorstehende Wahl in Italien in der Samstagausgabe der Süddeutschen Zeitung hat in Italien Aufregung und Proteste ausgelöst. Verantwortlich dafür war wohl nur der Titel:"Flüchtig wie ein Furz."
Der Beitrag stammt aus der Feder des Schweizer Journalisten Oliver Meiler, eines hervorragenden Auslandskorrespondenten in Rom mit jahrzehntelanger Erfahrung. Es ist ein Artikel „über ein Land, in dem offenbar jeder mal regieren darf.“. Meiler fragt offen:“ Was ist los mit den Italienern ? Warum verlieben sie sich so kopflos in Clowns und Schwindler, in Marktschreier und Verschrotter, in Haudegen und nun auch in die Epigone der Faschisten“.  
 
 
 
Über die „extreme Volatilität der fluiden talienischen Politik“ unterhält sich Meiler mit den zwei renommierten Journalisten Filippo Ceccarelli von La Repubblica und Aldo Cazzullo vom Corriere della Sera, die sich bemühen, die Besonderheiten der italienischen Politik angemessen zu erläutern. Italien fehle „nach 40 Jahren DC-Regierung die Kultur der politischen Stabilität“, versichert Cazzullo. So weit, so gut.
Was ist los mit den Italienern ? Warum verlieben sie sich so kopflos in Clowns und Schwindler, in Marktschreier und Verschrotter, in Haudegen und nun auch in die Epigone der Faschisten
Ursache der Aufregung war der nicht gerade optimal gewählte Titel der SZ-Geschichte:  "Flüchtig wie ein Furz". Apriti cielo !
Obwohl der Begriff Furz ausserhalb des Titels im SZ-Beitrag erst in der Schlusszeile vorkommt, empört sich Ceccarelli: „Faccio il giornalista da più di 40 anni e so bene che una smentita, soprattutto se ridicola, è una notizia data due volte e mezza. Ma per evitare qualsiasi equivoco e sospetto di ulteriore volgarità ci tengo a chiarire che la frase su cui la Sueddeutsche Zeitung ha titolato non si riferiva a un partito, tantomeno a un leader, ma al tradizionale, colorito e italianissimo fenomeno del salto sul carro del presunto vincitore, con inni, tamburi - questo nella traduzione - famiglie con la nonna che scoreggia, tutti cantano, tutti ballano, siamo fatti così, sempre chiassosi ed esaltati. In seiner Stellungnahme schreibt der Repubblica-Journalist weiter: „Tanto sento di precisare, anche per non aggiungere un personale sovrappiù di astio e scurrilità a un panorama che già ne contiene abbastanza.“
 
La sparata comparsa nel titolo di un articolo del noto Sueddeutsche Zeitung è un rutto in faccia a tutti gli italiani.
Tageszeitung Libero
 
Das Rechtsblatt Libero schäumt vor Wut: „I nostri fini commentatori della stampa Pd-oriented si sono affrettati a definirla «sottile ironia tedesca», ma la sparata comparsa nel titolo di un articolo del noto Sueddeutsche Zeitung è un rutto in faccia a tutti gli italiani. La frase, senza tanti giri di parole, è la seguente: «Fugace come una scorreggia». Si riferisce al fatto che noi italiani, superficialoni, mangia-spaghetti e sregolati, per i tedeschi siamo anche dei campioni di inaffidabilità politica. Ci vedono così e non è neppure la prima volta. Adesso, però, c'è l'aggravante delle elezioni che incombono con Giorgia Meloni in testa ai sondaggi."
Lesen Sie hier selbst den SZ-Artikel im Original.
 

 

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Martin Sitzmann Mi., 07.09.2022 - 12:33

Nun ja, die "scoreggia" kommt schon insgesamt zwei Mal im Text vor, ganz am Ende...
Aber egal, die Analyse - ach, der gesamte Artikel von Herrn Oliver Meiler ist brillant und humorvoll geschrieben, ein Genuss! Und wenn sich die italienische Medienlandschaft jetzt groß darüber ereifert, dann ist das wohl lediglich Ausdruck dafür, wie sehr Herr Meiler ins Schwarze getroffen hat.
Danke, Herr Mumelter, dass Sie mir eine erhellende und amüsante Mittagspause bereitet haben. ;-)

Mi., 07.09.2022 - 12:33 Permalink
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Manfred Klotz Mi., 07.09.2022 - 12:39

Besonders lächerlich ist, dass gerade Libero sich mokiert, wo dieses Schmierenblatt selbst immer wieder Titel raushaut, die auch schon Klagen eingebracht haben.

Mi., 07.09.2022 - 12:39 Permalink
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Martin Sitzmann Mi., 07.09.2022 - 12:41

Interessant, dass weder Herr Meiler noch Herr Mumelter die offensichtliche Parallele erwähnen, die zwischen dem Wahlspruch von Donald Trump ("Make America great again!") und dem von Fratelli d'Italia/Meloni ("Pronti a risollevare l'Italia") besteht. Beides Populisten, die ihr politisches Kapital aus der Spaltung der Gesellschaft beziehen, indem sie soziale Schichten gegeneinander aufhetzen und mit kollektiven Minderwertigkeitsgefühlen spielen.

Mi., 07.09.2022 - 12:41 Permalink
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Evi Keifl Mi., 07.09.2022 - 12:46

Na da hat Herr Meiler bei aller Brillanz seiner Analyse den Meloni-Faschist:innen doch ein willkommenes Wahlkampfthema geliefert! Nichts eint Italien mehr, als - gefühlte - bundesdeutsche Besserwisserei! Danke Herr Meiler für den treffsicheren Artikel, der Zeitpunkt ist wahlstrategisch leider nicht sehr klug gewählt.

Mi., 07.09.2022 - 12:46 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Mi., 07.09.2022 - 20:17

Wenn der Rest Europas Angst davor hat, dass in Italien die Rechten bei dieser Wahl viele Stimmen bekommen, dann sollten sich alle anderen Parteien fragen: Wieso? Wenn die regierenden Parteien gut arbeiten, werden sie auch wieder gewählt werden. Wenn sie nicht zum Wohle des Volkes arbeiten, gehören sie auch weg. Die CDU in Deutschlan hat es sich mehr als verdient, abgewählt zu werden. DC und PSI sind zu Recht verschwunden. Die Zeiten, da Wähler drei Kreuzchen machten sind zum Glück vorbei.

Mi., 07.09.2022 - 20:17 Permalink
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Manfred Klotz Do., 08.09.2022 - 07:42

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Dass der Vormarsch der Rechten der schlechten Regierungsarbeit geschuldet ist, ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Schließlich haben auch die Rechten jahrelang regiert - sie waren bis auf FdI ja Teil der ersten Regierung Conte und der Regierung Draghi - und sind dabei hauptsächlich negativ aufgefallen. In Italien liegt die Ursache des Vormarsches der Rechten, m.E. in zwei Aspekten begründet: 1. Viele Italiener haben nach wie vor eine mehr oder weniger latente nationalistische Einstellung (auch deshalb, weil die "Aufräumarbeiten" in Bezug auf den Faschismus ungenügend waren und sind). 2. Das Bildungsniveau Italiens ist, gemessen am europäischen Durchschnitt, unterirdisch. Ungebildete Menschen sind unkritisch und daher leichter zugänglich für die klassischen Slogans der Rechten, weil sie unfähig sind Zusammenhänge zu erkennen und damit populistische Aussagen als solche wahrnehmen können.

Do., 08.09.2022 - 07:42 Permalink