Wirtschaft | Energierabhängigkeit

Droht Europa ein „kalter“ Winter?

Die stark reduzierten russischen Gaslieferungen könnten in den EU-Ländern im kommenden Winter zu kritischen Engpässen bei der Gasversorgung führen.
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Seit Inkrafttreten der europäischen Sanktionen gegen Russland als Reaktion auf den Krieg gegen die Ukraine sind die russischen Erdgaslieferungen nach Europa deutlich gesunken. Gazprom unterbrach zudem die Belieferung mehrerer europäischer Kunden, weil diese sich weigerten, für das Gas in Rubel zu bezahlen. Zuvor war schon die Jamal-Europa Pipeline nicht mehr befüllt worden und die Durchleitung von russischem Gas durch die Ukraine lag deutlich unter dem Plan. Dann wurden unter Vorgabe verschiedener Gründe, die nicht immer nachvollziehbar waren, die Liefermengen durch die Nordstream-1-Gaspipeline verringert. Durch diese Verknappung von russischem Gas haben sich die Gaspreise stark erhöht. Nach vielen Warnsignalen in den vergangenen Monaten sind Russlands jüngste Schritte, die Gaslieferungen zu drosseln, eine weitere Alarmstufe für die EU.

Die Gas-Krise in Europa hat schon vor der russischen Invasion in die Ukraine begonnen. Im September 2021 – fünf Monate vor Russlands Invasion in der Ukraine – wies die Internationale Energieagentur (IEA) bereits darauf hin, dass weniger russisches Gas ohne ersichtlichen Grund nach Europa geliefert werde, was zu einer Verknappung von Gas und infolge zu einem starken Anstieg der Gaspreise führte. Im Jänner 2022 schlug die IEA erneut Alarm und wies darauf hin, dass Russlands ungerechtfertigte Kürzungen seiner Gas-Lieferungen nach Europa zu einer "künstlicher Verknappung der Märkte" führten und die Preise in die Höhe trieben. Doch die Politiker nahmen die Warnungen nicht ernst genug, erst nach der russischen Invasion in die Ukraine am 24. Februar wurden die Risiken im Zusammenhang mit der russischen Energieversorgung in Europa, vor allem der Gasversorgung, für Europa klar. *

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Seit Monaten beraten die Politiker der EU-Länder, wie sie im kommenden Winter die Gas-Nachfrage decken können. Man ist vor allem bemüht einen möglichst hohen Füllstand der Gasspeicher bis zum Beginn der Heizperiode zu erreichen. Eine hektische Reisediplomatie in mögliche Gaslieferländer, wie zum Beispiel nach Katar, in die Vereinigten Arabischen Emiraten, in die USA oder nach Kanada hat begonnen und hat auch zu einigen konkreten Ergebnissen geführt.

Im Juli sanken die russischen Gaslieferungen auf einen bisherigen Tiefststand, was in den EU-Ländern zu einer erhöhten Alarmstufe führte. Manche Länder, wie zum Beispiel Spanien, haben bereits einen konkreten Notfalls-Plan beschlossen, während die Politiker in anderen Ländern noch verhandeln, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen und welche Sparmaßnahmen von der Industrie, den Betrieben und den Privathaushalten eingefordert werden sollen, um die drohende Gas-Krise im kommenden Winter zu bewältigen.

Nachdem die IEA bereits im März 2022 Vorschläge zur Verringerung der Abhängigkeit von russischem Gas  vorgelegt hat, lässt sie jetzt erneut mit Maßnahmen aufhorchen, die den EU-Ländern helfen sollen trotz wesentlich geringerer Gaslieferungen aus Russland einigermaßen unbeschadet über den Winter zu kommen. Koordinierte Maßnahmen in ganz Europa seien unerlässlich, um eine größere Gas-Krise zu verhindern, so die IEA. Der erste Schritt, um die europäischen Gasspeicher vor dem Winter auf ein hohes Niveau zu bringen, besteht darin, den derzeitigen Gasverbrauch in Europa zu senken und das eingesparte Gas einzulagern. Ein Teil davon geschieht bereits aufgrund der extrem hohen Gaspreise, aber mehr Sparmaßnahmen sind erforderlich. Laut IEA sei es noch möglich einen Füllstand von 90% bei den europäischen Gasspeichern zu erreichen, doch ein schnelles Handeln sei jetzt erforderlich.

  • Minimierung des Gasverbrauchs im Stromsektor. Dies kann erreicht werden, indem die Stromerzeugung in mit Kohle- oder Erdöl/Erdölprodukten betriebenen Kraftwerken erhöht und gleichzeitig der Einsatz kohlenstoffarmer Quellen, einschließlich der Kernenergie, beschleunigt wird.
  • Senkung des Strombedarfs im öffentlichen Sektor und in den Haushalten durch Festlegung von Kühl- und Heizstandards und -Kontrollen. Regierungs- und öffentliche Gebäude sollten dabei die Führung übernehmen, um ein Beispiel zu geben, während entsprechende Kampagnen Verhaltensänderungen bei den Verbrauchern fördern sollen.
  • Verbesserung der Koordinierung zwischen Gas- und Elektrizitätsbetreibern in ganz Europa. Dies kann dazu beitragen, die Auswirkungen eines geringeren Gasverbrauchs auf die Stromversorgungssysteme zu reduzieren. Sie sollte eine strikte Zusammenarbeit beim Betrieb von Wärmekraftwerken auf nationaler und europäischer Ebene umfassen.
  • Harmonisierung der Notfallplanung in der gesamten EU auf nationaler und europäischer Ebene. Dies sollte Maßnahmen für Versorgungskürzungen und Solidaritätsmechanismen beinhalten.

Wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen jetzt nicht umgesetzt werden, wird sich Europa in einer äußerst verwundbaren Position befinden und könnte dann später mit viel drastischeren Kürzungen konfrontiert werden.

Zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen müssen die Regierungen die Menschen auf mögliche Sparmaßnahmen vorbereiten. Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit im Kontext einer Energiekrise waren bisher erfolgreich, um den kurzfristigen Energiebedarf um mehrere Prozent zu senken. Jede Aktion zählt, einfache Schritte wie zum Beispiel das Herunterdrehen der Heizung um ein paar Grad können eine beachtliche Menge an Gas einsparen.

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Russlands Einnahmen aus den Energieexporten sind trotz stark reduzierter Lieferungen in die EU-Länder wesentlich höher als in den vergangenen Jahren

 

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Seit der Invasion in der Ukraine hat sich die Höhe der Einnahmen, die Russland durch den Export von Öl und Gas nach Europa erzielt hat, im Vergleich zum Durchschnitt der letzten Jahre auf 95 Milliarden Dollar fast verdoppelt.

Es war eine falsche Annahme vieler westlicher Politiker und Analysten zu glauben, dass geringere russische Öl-Exporte in die EU-Länder als Folge der Sanktionen einerseits und geringere Gaslieferungen als Reaktion Russlands auf die westlichen Sanktionen andererseits Russlands Wirtschaft schwer treffen würden**.  Fakt ist, dass die geringeren Exportmengen durch die extrem gestiegenen Preise mehr als kompensiert werden. Wie die obige Grafik zeigt, waren Russlands Energieeinnahmen in der Zeit von März 2022 bis Juli 2022 wesentlich höher als der Durchschnitt der vorhergehenden Jahre.

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Welche Länder sind besonders stark von der Verknappung der russischen Gaslieferungen betroffen?

Manche EU-Länder wie Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn und Tschechien sind besonders stark von russischen Gasimporten abhängig. Deutschland befindet sich in einer sehr schwierigen Lage, da es einerseits sehr stark von russischem Gas abhängig ist und andererseits wichtige Bereiche der deutschen Wirtschaft, wie zum Beispiel die Chemieindustrie, Gas als Ausgangsmaterial brauchen. Möglicher Ersatz für fehlendes russisches Gas ist zu einem großen Teil LNG (Flüssiggas) aus verschiedenen Gasexportländern wie den USA, Katar und Kanada, doch für den Import von Flüssiggas fehlt Deutschland die Infrastruktur. Während die meisten EU- Länder wie Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, die Niederlande, Schweden, Finnland, Griechenland, Kroatien, Polen und Litauen über ein oder mehrere LNG Terminals verfügen, die notwendig sind um Flüssiggas zu importieren, hat Deutschland kein einziges LNG-Terminal***. Derzeit wird fieberhaft an einem „Floating LNG Terminal“ (=schwimmendes LNG-Terminal) in Wilhelmshafen*** gebaut, das bis zum November 2022 fertiggestellt werden soll, doch die vorgesehene Kapazität reicht bei weitem nicht aus, um die fehlenden russischen Gaslieferungen zu ersetzen.

Italien ist in Bezug auf Alternativen zu russischem Gas wesentlich besser aufgestellt als Deutschland. Italien verfügt über 3 LNG Terminals**** und kann somit Flüssiggas aus diversen Gasexportländern importieren. Ein beträchtlicher Teil der italienischen Gas-Importe stammt aus Algerien und wird  von dort zu einem großen Teil über Pipelines, aber auch als Flüssiggas importiert. Seit Russland seine Gasexporte nach Europa gekürzt hat, hat Italien mit Algerien, Angola, der Republik Kongo und Israel vereinbart zusätzliche Mengen an Flüssiggas zu importieren Auch wenn Italien im Rahmen seiner Strategie zur Diversifizierung der Importe zusätzliche Gaslieferungen gesichert hat, bleibt doch die Sorge, dass eine weitere Verknappung der russischen Gaslieferungen die Lage am Gasmarkt weiter anspannen könnte, vor allem ein weiterer Anstieg der Gaspriese wäre für die Verbraucher sehr belastend.

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Entwicklung der Gaspreise auf dem Europäischen Markt

Zwischen Oktober 2021 und August 2022 stiegen die Gaspreise in Europa um 231%. Der Spotpreis für Gas in Europa überschritt im Juli 3.300 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter. Das ist der Höchststand seit dem 7. März, kurz nach der russischen Invasion in die Ukraine. als ein historischer Gaspreis von 3.898 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter verzeichnet wurde. Anfang Oktober letzten Jahres überstiegen die Gaspreise 1.000 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter, ein Rekord seit März 2018.

Zusätzlich zur bereits bestehenden Verknappung der Gaslieferungen aus Russland hat die geplante Stilllegung der Nord Stream-1-Gaspipeline für drei Tage (vom 31. August bis 2. September) für Wartungsarbeiten die Preise weiter in die Höhe getrieben. Darüber hinaus ist der Anstieg der Gaspreise in Europa auch durch die extreme Hitze und Trockenheit im heurigen Sommer bedingt, was zu einem Rückgang der Stromerzeugung durch Windkraftanlagen und zu einer Verringerung des Kohletransports entlang der Wasserstraßen führte.

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Fazit

Die Sorge über eine weitere Verknappung der russischen Gaslieferungen in den EU-Ländern bleibt weiter bestehen, da es große Unsicherheiten bezüglich Russlands Plänen gibt. Infolge der extrem gestiegenen Gaspreise in Europa kann Russlands Wirtschaft auch mit sehr geringen Gaslieferungen auskommen und könnte die Gaslieferungen weiter knapp halten oder sogar noch weiter drosseln.

Aus energiepolitischer Sicht zeigen die zunehmende Verknappung und die steigenden Preise von Gas einmal mehr die Bedeutung der Energiesicherheit auf sowie die Notwendigkeit zum Übergang in saubere Energie, nicht nur um die Klimaziele zu erreichen. Um die aktuelle Gas-Krise einigermaßen unbeschadet zu überstehen, werden kurzfristig klimapolitische Kompromisse gemacht werden müssen: in manchen Ländern werden Kohlekraftwerke zur Stromerzeugung länger im Betrieb bleiben müssen, als ursprünglich geplant war. Auch die Stromerzeugung aus Kraftwerken, die mit Produkten aus Erdöl betrieben werden, wird kurzfristig wieder eine Option sein. Zusätzlich werden in einigen Ländern Atomkraftwerke, die geschlossen werden sollten, weiter am Netz bleiben. Sparmaßnahmen vor allem im Strom- und Heizungsbereich sowohl in den Betrieben als auch in den Privathaushalten,  aber auch im Industriebereich werden in den meisten europäischen Ländern notwendig zu sein, wenn die russischen Gaslieferungen weiter auf niedrigem Niveau bleiben oder sogar noch sinken. Die Politik ist gefordert entsprechende Maßnahmen zu setzen, um sämtliche Einsparpotentiale auszuschöpfen, damit die Herausforderungen im kommenden Winter gemeistert werden können.

* Russlands Gaslieferungen deckten im Jahr 2021 40% des Bedarfs der Europäischen Union. Russland lieferte auch etwa 27% der EU-Ölimporte sowie 46% der EU-Kohleimporte.

** Geringere Erdölexporte in die EU-Länder hat Russland durch mehr Exporte nach Indien, China und in andere nicht-westliche Länder zu einem erheblichen Teil bereits kompensiert. Geringere Gaslieferungen in die EU-Länder können wegen fehlender Infrastruktur (Pipelines und Gas-Verflüssigungsanlagen sowie LNG Terminals) kurzfristig nicht durch Exporte in andere Länder kompensiert werden, doch als Folge der extrem hohen Preise sind Russlands Einnahmen aus den Gasexporten in die EU höher als in den vergangenen Jahren.

*** Deutsch­land plant an den Stand­or­ten Wil­helms­ha­ven, Bruns­büt­tel, Sta­de und Lub­min ins­ge­samt vier Flüs­sig­­gas-Ter­mi­nals. Anfang Juli 2022 war der Bau­start für Deutsch­lands ers­tem LNG-Ter­mi­nal in Wil­helms­haven. LNG kann welt­weit trans­por­tiert wer­den und er­mög­licht so den Han­del mit in­ter­na­ti­o­na­len Gaslieferanten, die über Pipe­lines kein Gas nach Deutsch­land trans­por­tie­ren kön­nen. Durch den Auf­bau ei­ner ei­ge­nen LNG-In­fra­struk­tur er­höht Deutsch­land die Diversifizierung seiner Gas- Be­zugs­quel­len und kann so mittelfristig die Energieabhängigkeit von Russland beenden oder zumindest stark reduzieren.

****Ein LNG-Terminal befindet sich in Panigaglia (Ligurien), ein weiteres ist das OLT-LNG-Terminal in der Toskana und ein drittes Terminal liegt am Adriatischen Meer.

 

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Peter Gasser Di., 30.08.2022 - 17:02

Das ist die logische Folge, wenn man mit Plünderern, Mördern und Erpressern Geschäfte macht und sich diesen ausliefert.
Dann müssen wir eben einen Winter kalt haben, gleichsam zur Buße...

Di., 30.08.2022 - 17:02 Permalink
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Franz Hilpold So., 04.09.2022 - 01:49

Antwort auf von Peter Gasser

Die Plünderer, Mörder und Erpresser sind in diesem Fall die Amerikaner, deren Ziel es ist, die Wirtschaft Europas zu zerstören und von den USA abhängig zu machen. Spätestens seit 2014 versuchen die Amis Russland so lange zu provozieren, um es zu einer militärischen Operation zu zwingen, um es dann als Aggressor darzustellen. Die ukrainischen Nazis, pardon Neonazis, sind dabei nützliche Helfershelfer.

So., 04.09.2022 - 01:49 Permalink
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Peter Gasser So., 04.09.2022 - 08:20

Antwort auf von Franz Hilpold

Man muss Ihnen wohl Ihr eigenes Universum lassen, in welchem zur Zeit amerikanische Soldaten in Russland plündern, vergewaltigen, morden, Raketen auf Moskaus Krankenhäuser, Schulen, Universitäten, Entbindungsstationen, Warenhäusern schießen, und Russland entrussifizieren wollen.
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Sie möchten im gelobten Russland leben? Wirklich?
Ich glaube Ihnen nicht, nein, das tue ich nicht.

So., 04.09.2022 - 08:20 Permalink
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Franz Hilpold So., 04.09.2022 - 10:26

Antwort auf von Peter Gasser

Mein Universum ist das der Wirklichkeit, das des tatsächlichen Geschehens. Plündern, vergewaltigen, morden, Raketen auf den Donbass, auf Krankenhäuser, Schulen, Entbindungsstationen, Warenhäusern schießen, das sind die Nazis der Ukraine mit massiver amerikanischer und britischer Unterstützung. Sie haben damit spätestens 2014 nach dem blutigen Nuland-Putsch begonnen, ein geschichtliches Ereignis, das Sie ständig ausblenden. Im Februar 2022 war dann Russland gezwungen einzugreifen, endlich, hätte schon 2014 erfolgen sollen. Inzwischen sind die Neonazis von den Kriegsverbrechern aus Übersee hochgerüstet worden. 2014 hätte man vielleicht auch die Nuland auf dem Maidan fassen können, das Vögelchen (bitte keine Assoziationen) wäre ein hübscher Fang gewesen.
Wo ich wirklich nicht leben möchte sind die USA! Das Land ist mir zu undemokratisch, zu gefährlich, mit all den tumben Neocons, mit ihrem Sendungsbewusstsein, mit ihrem irrationalen Glauben an die Bibel, mit einer großen Mehrheit, die meinen die Erde sei 4096 vor Christus erschaffen worden und sei eine Scheibe. Mit solchen Leuten möchte ich nichts zu tun haben, die wollen mit allen Mitteln einen dritten Weltkrieg, den sie zu gewinnen glauben.

Bei Ihnen muss man sich fragen, welche tiefenpsychologischen Gründe Ihren völlig unsinnigen und abgrundtiefen Hass gegen das russische Volk nähren. Sie schieben den Russen Dinge in die Schuhe, die diese niemals getan haben, die Sie aber sehr wohl bei den ukrainischen Nazis beobachten können. Hat vielleicht während des zweiten Weltkriegs oder später ein Russe Ihnen ein Leids getan? Zeitlich wäre es grad noch drin.

So., 04.09.2022 - 10:26 Permalink
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Peter Gasser So., 04.09.2022 - 11:13

Antwort auf von Franz Hilpold

Zu Ihrem letzten Absatz:
nirgends in meinen Beiträgen oder Kommentaren finden Sie Hass, dieses Gefühl ist mir wesensfremd.
Zu den Russen: ich liebe die Russen (dieses Gefühl ist mir hingegen vertraut), ich habe die einfachen Leute bei einigen kurzen Aufenthalten kennengelernt in Irkutsk und Petropavlowsk. Ich mag die Russen, Olga Skrebtsova in Kamtschatka hat soeben geheiratet.

So., 04.09.2022 - 11:13 Permalink
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Karl Trojer Di., 30.08.2022 - 17:14

Neulich habe ich gehört, dass die Gaspreise sich nach dem teuersten richten und, unabhängig von den Erstehungskosten, diesem teuersten angeglichen werden. Wenn dem so wäre, wäre das altes Raubrittertum, dem die EU dringend Einhalt gebieten müsste.

Di., 30.08.2022 - 17:14 Permalink
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Gianguido Piani Di., 30.08.2022 - 20:16

Antwort auf von Karl Trojer

Dieses Regelwerk wurde von der EU mitbestimmt, sogar forciert. Ich wurde früher mehrmals angeprangert, weil ich in Aufsätzen und Vorträgen gegen dieses Verfahren Stellung genommen hatte.
Das Gegenteil ist ein Unternehmen, sei es staatlich (ehm. Enel), regional (Bayernwerk), oder lokal (Stadtwerke), das über mehrere Stromquellen verfügt, sie koordiniert, auch mir der Stromübertragung, und die Kosten für alle Kunden gleichmäßig verteilt (mit gerechtfertigten Ausnahmen). Für die EU-Kommission ein Teufelswerk. Konkurrenz MUSS sein. Sogar die Amis haben vernünftige Grenzen an Privatisierungen und Liberalisierungen gesetzt, um nicht ohne Strom zu bleiben. Vernünftiger Pragmatismus. Die Europäer haben dagegen eine strikte Marktorthodoxie verfolgt. Jetzt sehen wir das Ergebnis.
Leider werden die Politiker, die über diesen Unsinn bestimmt, und die Wirtschaftswissenschaftler, die ihnen die theoretischen Argumente geliefert haben, nicht zur Rechnung getragen. Schade!
Die EU-Kommission könnte schnell diesem Verfahren der Preisbestimmung einen Riegel vorschieben und andere Regel verwenden, unter anderem auf die Erfahrungen in den USA zugreifen, tut es aber nicht. Ist Putin daran schuld?

Di., 30.08.2022 - 20:16 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Fr., 02.09.2022 - 11:57

Antwort auf von Karl Trojer

Ich muss zugeben, dass ich von den "Gesetzen" des freien Markes wenig verstehe. Mir stellt sich die Frage, warum ist Wucher strafbar aber nicht solch enorme Preisteigerungen und die folgenden Mehreinnahmen der Anbieter? Da geht es um weit höhere Summen als z. B. beim Wucher.

Fr., 02.09.2022 - 11:57 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Di., 30.08.2022 - 20:37

Putin verkauft zwar weniger Gas, dafür wesentlich teurer. Ob die Abnehmerpreise allerdings nochmals auf wundersame Weise sich aufblähen, das frage ich mich schon lange.

Di., 30.08.2022 - 20:37 Permalink
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Ludwig Thoma Di., 30.08.2022 - 21:16

Mit LNG hatten Entwicklungsländer im globalen Süden bisher eine recht günstige Energiequelle. Nun kaufen die Industrieländer dieses Gas weltweit auf, der Preis wird für die ärmeren Länder unerschwinglich. Gleichzeitig verbrennt Russland täglich tausende Kubikmeter Gas (Fläming), das nicht mehr durch die Pipelines geschickt wird.

Di., 30.08.2022 - 21:16 Permalink
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Hartmuth Staffler Di., 30.08.2022 - 21:59

Zu Engpässen bei der russischen Energieversorgung werden natürlich nicht die russischen Gaslieferungen führen, sondern die Reduktion derselben. Es ist oft schwer, vor allem für Journalisten., zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden. Früher hat man so etwas lernen müssen, aber das ist heute ja nicht mehr üblich, weil man dem Leser so viel Intelligenz zutraut, dass er sich selbst aus dem Zusammenhang zusammenreimen kann, was der Journalist eigentlich sagen wollte, auch wenn er genau das Gegenteil geschrieben hat. Ein Lob auf die mündigen Leser.

Di., 30.08.2022 - 21:59 Permalink
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Josef Fulterer So., 04.09.2022 - 06:26

Antwort auf von Franz Hilpold

Vor rund 30 Jahren hat auch die Landesregierung mit erheblichen öffentlichen Mitteln, die recht kostspielige verrohrte Gasverteilung angeschoben und damit recht leichtfertig erhebliche Teile der Wirtschaft, aber auch erhebliche Teile der Bevölkerung ein eine elende, inzwischen fast unbezahlbare Abhängikeit getrieben.
Mahnende Stimmen "mehr auf die heimischen Energiequellen Sonne, Holz und Biogas zu setzen," wurden mit dem Totschlag-Argument der UN-END-LICHEN Verfügbarkeit und dem Sagen-haft niedrigen Gas-Preis abgeschmettert!

So., 04.09.2022 - 06:26 Permalink
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Profil für Benutzer Franz Hilpold
Franz Hilpold So., 04.09.2022 - 09:51

Antwort auf von Peter Gasser

Gefälscht und voller Fakes sind nur die Links zu den PMA-Presseerzeugnissen, auf die Sie immer wieder und fast ausschließlich Bezug nehmen. Die schon sind es nicht wert, dass man überhaut hinschaut. Ich kann aber verstehen, wenn Sie des Italienischen nicht mächtig sind, dass Sie es dann ablehnen zu lesen. Bei Gelegenheit werde ich es Ihnen übersetzen!

So., 04.09.2022 - 09:51 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Do., 08.09.2022 - 08:25

Antwort auf von Franz Hilpold

„Ach kommen Sie“ II:
- jaja, es gibt keine Verschwörungstheorien, es gibt keine Ideologie und keine Propaganda.
- ich hatte zu „Fakten“ geschrieben, nicht zu „Meinungen“: „meinen“ dürfen Sie alles, aber die der Meinung zugrundeliegenden Fakten sind nun mal unsere gemeinsame Wirklichkeit. Und um diese geht es.
- „Gegenargumente“ werden zu „Fakten“ gebracht, und dadurch wird die Meinung des einen der Meinung des anderen gegebenenfalls entgegengestellt.
- diese verheerende Gleichsetzung von zugrundeliegenden Fakten und darübergelegten Meinungen ist fatal: „meinen“ dürfen Sie alles, aber falsche Fakten bringen ist mir besorgniserregend.

Do., 08.09.2022 - 08:25 Permalink
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Profil für Benutzer Gianguido Piani
Gianguido Piani So., 04.09.2022 - 09:01

Antwort auf von Franz Hilpold

Das verlinkte Dokument mag wohl eine Faelschung sein. Vor Ort habe ich jedoch 20 Jahre lang im Energiesektor beobachtet, wie alle Vorschlaege zur Zusammenarbeit seitens Russlands an den Westen vom Westen systematisch abgelehnt wurden.
Beispiel #1. Die EU hat immer von Russland gewisse Aktionen, Anpassungen usw. verlangt mit der Rechtfertigung, dass EU-Recht gelte. Das hat die EU von USA, China, Saudi Arabien, Indien usw. nie verlangt, dagegen immer "bilaterale Abkommen" unterschrieben. Russland (Putin) hat lange gebeten, genauso behandelt zu werden wie andere wichtige Laender und Energielieferanten, die EU hat es niemals akzeptiert.
Beispiel #2. Im 2019 haben die USA ein Gesetz ueber die Energiesicherheit Europas verabschiedet (PEESA - Protecting Europe’s Energy Security Act). Hauptsaechlich gegen Nordstream 2. Abgesehen davon, ob es richtig ist oder nicht, was haben die USA in Europa, ausser internationaler Abkommen wie NATO, zu suchen? Wann wird die EU eine "Directive about American internal matters" verabschieden? Mit welcher Reaktion aus Uebersee? ;)
https://www.state.gov/protecting-europes-energy-security-act-peesa/
In Russland wird die EU seit langer Zeit als rueckgratlos betrachtet. Das mag in der Entscheidung ueber den Angriff gegen die Ukraine eine Rolle gespielt haben. Und da ist bestimmt nicht Putin schuld. Europa muss selbst entscheiden, wann es volljaehrig und muendig wird.

So., 04.09.2022 - 09:01 Permalink
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Profil für Benutzer Elisabeth Garber
Elisabeth Garber So., 04.09.2022 - 12:14

Antwort auf von Gianguido Piani

Ich finde das Verhalten der EU-Staaten auch unmündig. Ihre Abhängigkeit vom Westen und vom Osten bewirkt seit Kriegsausbruch einen Dauerbeschuss der eigenen Knie. Die Masse der Amerikaner strotzt nur so vor Un-Kultur, Irrglauben, Waffenfetischismus, Social-Media-Gier- und entsprechender Verblödung. Europa hat erschreckend viel davon (zu seinem Schaden) längst übernommen. Die amerikanische Ideologie wälzt alles nieder, was ihr im Wege steht. Wer das nicht erkennt, ist in seiner Wahrnehmung zweifelsfrei eingeschränkt.
Ich glaube nicht, dass alle Ukrainer Nazis sind. Aber die Ausführungen von F. Hilpold und G. Piani enthalten viele Wahrheiten, die nirgends an der grossen Glocke hängen, weil die USA sich ungern selber ins Knie schießen. Das überlassen uns Europäern! Die USA-Propagandamaschinerie ist mindestens so effizient wie die russische, weshalb man gegen Störfaktoren (Stichwort Whistleblower) brutal vorgeht.
NB: Viele EU-Bürger sind längst "kriegsmüde" und die Sorge eines Atom-Unfalls wächst und wächst.

So., 04.09.2022 - 12:14 Permalink
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Profil für Benutzer Stefan S
Stefan S So., 11.09.2022 - 14:42

Antwort auf von Elisabeth Garber

"Ich glaube nicht, dass alle Ukrainer Nazis sind. Aber die Ausführungen von F. Hilpold und G. Piani enthalten viele Wahrheiten, die nirgends an der grossen Glocke hängen, weil die USA sich ungern selber ins Knie schießen."
Wahrheit ist immer ein großes Wort und liegt immer im Auge des Betrachters. Wie immer im Krieg sind es meist die einfachen banalen und emotionalen Dinge welcher sich die Machthungrigen dieser Welt bedienen.
Ein Kommentar aus einem anderen Forum bringt dies m. E. gut auf den Punkt.
"Im wesentlichen ist es ganz einfach.

Jeder, der das pluralistische demokratische System im Westen ablehnte, fand in Putin eine Projektionsfigur, zu der man eine quasi "libidinöse" Beziehung aufbauen konnte. Dies betraf und betrifft sowohl die Leute, die ihr Kreuz bei der Linken machten, als auch die Anhänger der AfD. Bei den ostdeutschen Linken kam dann noch so etwas wie ein politisches Stockholmsyndrom hinzu.

Jedenfalls konnte man sich dank der scheinbaren Stärke Putins in seiner Ablehnung des Westens suhlen. Tatkräftig unterstützt durch Trolle, die einen noch zusätzlich in dem Gefühl bestärkten auf der Gewinnerseite zu stehen.

Der nun einsetzende Einbruch der Wirklichkeit, wird immer noch bekämpft, und es werden allerhand Szenarien entwickelt, um dieser schmerzhafen (kognitiven) Dissonanz zu entgehen."
Und das ist vor allem an solche Kommentatoren wie Thoma, Christian, Frei, Hilpold und Co gerichtet welche man daran erkennt,
das sie von Frieden reden und sind, aber nicht für Verteidigung.
Das sie Freiheit reden aber sich selbst in Unfreiheit bringen.
Das sie Rechte in Anspruch nehmen aber anderen das Recht verwehren.
Alle die nicht mit Google und Co im Internet umgehen können.
PS: AFD und Linke sind Platzhalter und beliebig auswechselbar mit allen welche Putin gewähren lassen wollen und dem demokratischen Westen die Schuld für diesen Krieg geben.

So., 11.09.2022 - 14:42 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser So., 04.09.2022 - 13:44

Antwort auf von Gianguido Piani

Der Angriff Putin-Russlands auf Europa (die Ukraine ist eher instrumentalisiert als Mittel zum Zweck) hat weder mit der Nato noch mit Energie etwas zu tun: Putin-Russland braucht die Wirtschaftsmacht Europas, um neben China und den USA als 3. Weltmacht zu gelten: Putin will ad personam in dieses Dreigestirn.
Dafür braucht er ein russisch dominiertes und autoritär regiertes Eurasien: seit 10 Jahren korrumpiert er dazu europäische (rechte) Politeliten und setzt das Gas als Waffe gegen die europäischen Völker ein.
Die russische Polit- und Kriegsmafia unter Putin fühlt sich als kulturelle und genetisch überlegen Menschenart - kennen wir doch aus der Geschichte.
Das russische Heer ist leider eine verkommene Bande von Plünderern, Vergewaltigern und Mördern, alles wie gewohnt bereits in Großny und Aleppo. Daher werden jetzt auch fast nur noch Wagner-Söldner und verurteilte Verbrecher aus den Gefängnissen zur Eroberung geschickt. Nennt sich Staatsterrorismus.

So., 04.09.2022 - 13:44 Permalink
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Dietmar Nußbaumer So., 04.09.2022 - 14:02

Wäre fein zu wissen, wer die Wahrheit kennt bzw. die auch weitergibt, aber leider ist Krieg; glauben heißt eben nicht wissen. Ich glaube aber nicht blindlings, was mir zu offensichtlich als Wahrheit angeboten wird.

So., 04.09.2022 - 14:02 Permalink