Giorgia Meloni hat am Donnerstagabend bei der Schlusskundgebung der Fratelli d´Italia auf der römischen Piazza del Popolo eine Änderung der italienischen Verfassung angekündigt. "La loro Italia sta per finire, il nostro governo durerà cinque anni. Liberiamo Italia." Einen kleinen Vorgeschmack auf die Formen dieser liberazione liess die Vorsitzende der Fratelli d'Italia bereits durchblicken: "Basta restrizioni in caso di ritorno della pandemia." Impfgegner dürfen aufatmen. Die nachhaltigste von Meloni angekündigte Änderung ist eine Verfassungsreform in Richtung presidenzialismo: der Staatspräsident soll in Zukunft direkt vom Volk gewählt und mit entsprechenden Vollmachten ausgestattet werden - so wie in Frankreich.. Deutliche Warnung an die künftigen Oppositionsparteien: "Cambieremo la costituzione anche da soli."
Eine Befreiung Italiens stehe an, so Meloni: "Dicono che facciamo paura. Ma a chi? Suggeriscono di turarsi il naso e di votare PD perchè le cancellerie internazionali non ci vogliono e al circolo del golf di Capalbio sono preoccupati. Invece ora è arrivato il momento di respirare a pieni polmoni l'aria di libertà". Sich selbst rühmt sie als"terrore degli speculatori". Das Ende des "sistema di potere della sinistra" sei gekommen. Als erste Amtshandlung ihrer Regierung kündigt sie "il disaccoppiamento del prezzo di luce e metano" an. Dann verspricht sie wahre Wunder: "L´Italia ricomincerà a produrre energia"- senza alcuna preclusione per qualsiasi fonte energetica" - eine deutliche Befürwortung der Atomenergie.
Die geplante Justizreform durfte ein Vorbestrafter vorstellen - Silvio Berlusconi.
Die geplante Justizreform durfte am Podium ein Vorbestrafter vorstellen - Silvio Berlusconi: "Noi siamo gli unici che garantiscono giustizia e benessere", versicherte der Ex-Cavaliere unter dem Jubel der rund 8000 Anhänger: "L´Italia non vuole essere governata dalla sinistra." Dann war Lega-Chef Matteo Salvini an der Reihe - mit seinem Lieblingsthema Immigration "Ho bloccato gli sbarchi e non vedo l´ora di rifarlo." Seine Angriffe gelten vor allem PD-Chef Enrico Letta: "La prossima settimana lo rimandiamo in Francia, perchè insiste sullo ius scholae, che non si deve fare, perchè la cittadinanza non è un biglietto premio al lunapark. Con Giorgia e Silvio governeremo per cinque anni."
Fazit: der mächtige Jubel und Beifall auf der Piazza del Popolo könnte fast vergessen lassen, dass das Dreigestirn auf dem Podium seit über einem Viertel Jahrhundert in der Politik ist und etliche Ministerämter ausgeübt hat: Meloni seit 26 Jahren, Salvini seit 28 und Berlusconi seit 29 Jahren. Dabei haben sie vor allem in einem Bereich beträchtliches Beharrungsvermögen bewiesen: beim Wärmen ihrer poltrone. Putin-Freund Berlusconi kann mit über 85 Jahren nach neunjähriger Sperre wegen seiner Verurteilung erstmals in Parlament zurückkehren. Damit dürfte Italiens Zukunft endgültig gesichert sein.