Meloni - Schlusskundgebung 22
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Politik | Melonis Sieg

Italien rückt nach rechts

Die Fratelli d'Italia gewinnen erwartungsgemäss die Wahl. Der Partito Democratico verliert auch in den regioni rosse. Die Fünf Sterne sind drittstärkste Partei

Es ist eine historische Wahl. Mit einem Ergebnis, das nach den Umfragen bereits zu erwarten war. Erstmals übernimmt eine postfaschistische Partei das Ruder in Italien. Melonis Rechtspartei Fratelli d´Italia landet mit 26 Prozent einen klaren Sieg - allerdings auf Kosten ihrer Verbündeten. Die Lega fährt mit 9 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis ein, Berlusconis Forza Italia muss sich mit kargen 8 Prozent begnügen. Der 85-jährige Ex-Cavaliere kehrt nach vielen Jahren wieder ins Parlament zurück. Die Fünf-Sterne-Bewegung wird mit rund 15 Prozent drittstärkste Partei. Einen Grossteil ihrer Stimmen holt sie im Süden - dank des Bürgerlohns. Hier sind die Unterschiede geradezu eklatant: während der M5S in Sizilien und Kampanien Rekordwerte bis zu 35 Prozent erreichte, liegt sein Anteil etwa in Mailand bei kümmerlichen 5 Prozent. Das zeigt eindeutig. dass die Bewegung sich immer mehr in einen partito del meridione verwandelt.

Es war eine Protestwahl gegen fast alle, die in den letzten Jahren Regierungsverantwortung getragen haben.

Der gestrige Urnengang war eine Protestwahl gegen fast alle, die in den letzten Jahren Regierungsverantwortung getragen haben. Mitentscheidend für das Ergebnis war zweifelsohne die Politikverdrossenheit der Italiener : vier von zehn Wählern blieben zuhause - eine Alarmsignal für die Zukunft der Demokratie. Die Linke hat auch in den traditionsreichen regioni rosse verloren, Kampanien war die einzige Region, in der nicht das Rechtsbündnis siegte, sondern die Fünf Sterne-Bewegung. Mitbegründer Luigi Di Maio blieb dort allerdings auf der Strecke - im Duell gegen Ex-Gesundheitsminister Sergio Costa. Di Maio: "Non ci sono scuse. abbiamo perso. E su questo dobbiamo aprire una riflessione",

Die PD-Spitzenvertreterin Debora Serracchiani suchte nach Worten des Trostes: "E´una serata triste. Siamo la prima forza di opposizione. Con questa legge elettorale la destra è maggioranza in parlamento, ma non in paese." Offen bleibt vorerst, ob der weithin glücklos agierende Enrico Letta den Vorsitz der Partei niederlegt. Der Terzo Polo Azione von Carlo Calenda und Matteo Renzi schafft mit fast 8 Prozent einen Achtungserfolg.

Der 85-jährige Silvio Berlusconi kehrt nach vielen Jahren wieder ins Parlament zurück.

Absehbar ist nun als nächster Schritt die von Meloni angekündigte Verfassungsänderung in Richtung sistema presidenziale. Dazu ist eine Volksabstimmung angekündigt, deren Ergebnis kaum vorhersehbar ist. Der Partito Democratico versucht, sich dafür aufzurichten: "Non lo permetteremo mai."
Die Schlagzeile der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fasst die Situation in Italien so zusammen: "Die Nichtwähler sind stärkste Kraft."  "Melonis Wahlsieg ist ein anti-politischer Erfolg", analysiert Die Welt.
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Manfred Klotz Mo., 26.09.2022 - 15:14

Antwort auf von Stefan S

An Meloni kommt Mattarella fast nicht vorbei, das würden die Anhänger als Verrat am Wähler werten. Die Demokratie muss auch mit solchen Ergebnissen umgehen können. Ich denke Meloni sollte den Regierungsauftrag bekommen, Sie begräbt sich selbst und verschwindet dann hoffentlich in der Versenkung.

Mo., 26.09.2022 - 15:14 Permalink
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Christian I Mo., 26.09.2022 - 16:32

In realtá ha vinto l'astensionismo: una grande fetta di Italiani non si sente piú rappresentata da nessuno. Questo é profondamente triste e dovrebbe far riflettere. Ma vedo che questo dato ormai non interessa un gran ché alla politica...

Mo., 26.09.2022 - 16:32 Permalink
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Karl Trojer Di., 27.09.2022 - 11:49

Die Giorgia Meloni ist eine Vollblutpolitikerin. Ihre Dialektik, die klare Vortragsweise ihrer Inhalte suchen ihresgleichen. Den Umstand, dass sie von AN-kommt kann man ihr nicht nachtragen, sonst müsste man den größten Teil aller PolitikerInnen anklagen, zumal die meisten älteren von ihnen in ihrer früheren Zeit den Nazis oder Faschisten nahegestanden hatten. Ich denke, man sollte ihr die Chance nicht verweigern, zu zeigen was sie zum Guten verändern kann.

Di., 27.09.2022 - 11:49 Permalink