Gesellschaft | Meran

Ost West Club als Event-Agentur?

Vereine wie der Ost West Club sind froh, nach den Lockdowns überhaupt noch zu existieren. Gemeindereferentin Claudia Benedetti will ihn trotzdem nicht fördern.
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Foto: Ost West Club / facebook
Ausgerechnet die von außen berufene Gemeindereferentin stellt sich in Meran gegen den Ost West Club. Dabei lässt Claudia Benedetti (Alleanza per Merano) keine Gelegenheit aus, wie der kürzlich nicht einstimmig gefasste Beschluss im Gemeindeausschuss zeigt. Darin ging es um einen Beitrag von 5.400 Euro an den Verein. Der Beschluss wurde mit 5 zu 1 gefasst, obwohl sich die Meraner Stadtregierung zu Beginn ihrer Amtsperiode vorgenommen hatte, durch Konsensfindung alle Beschlüsse einstimmig zu fassen. Doch Benedetti stimmte als Einzige dagegen.
 
 
Der öffentliche Beitrag an den Ost West Club ist für das Projekt „Baumklang“ vorgesehen, das in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Meran umgesetzt wird. Das Projekt soll die Bürger:innen Merans durch Musik und Kunst inspirieren, das städtische Grün zu entdecken. Das scheint für Benedetti aber nebensächlich zu sein. Sie wirft dem Verein vor, überwiegend eine wirtschaftliche Tätigkeit auszuüben und stellt seine Gemeinnützigkeit in Frage. In Italien ist es Vereinen erlaubt, eine wirtschaftliche Tätigkeit auszuüben, solange diese nicht zu den Zwecken des Vereins gehört. Im Fall des Ost West Clubs bereitet Gemeindereferentin Benedetti nun eine interne Untersuchung vor.  
 

Kritik nicht nachvollziehbar

 
Sie kritisiert den beliebten Verein, da er durch die Ausgabe von Getränken im Country Club im Marconi Park Einnahmen generiert und gleichzeitig öffentliche Beiträge erhält. Für den Bürgermeister Dario Dal Medico (La Civica per Merano) ist die Argumentation der Kollegin aus der Koalitionspartei „Alleanza per Merano“ nicht nachvollziehbar: Die hauptsächliche Arbeit des Ost West Clubs „ist sicherlich nicht kommerziell. Deshalb kann ich auch die Vorbehalte gegen den Beitrag nicht verstehen“, erklärt Dal Medico gegenüber der Tageszeitung Alto Adige.
 
 
Auch der Präsident des Ost West Clubs, Klaus Niederstätter, weist die Vorwürfe zurück. „Ich weiß, dass diese Person gegen uns und andere Meraner Vereine recherchiert. Ich habe sie persönlich noch nie getroffen und habe ihr per Mail eine schriftliche Anfrage geschickt, auf die ich nie eine Antwort erhalten habe“, erklärt Niederstätter. Über die Motivation der Gemeindepolitikerin will er nicht mutmaßen.
„Die Corona-Pandemie hat uns fast zerrissen, wie viele Vereine auch. Wir haben gelitten und ehrenamtlich gearbeitet, um zu überleben. Dass wir nach dem ersten Sommer, wo größere Veranstaltungen wieder möglich waren, einen solchen Vorwurf hören, verärgert mich als Präsidenten, der mit seinem Eigenkapital für diesen Verein bürgt“, so Niederstätter.
Wie bei anderen Vereinen wird der Jahresabschluss von einem Rechnungsrevisor überprüft. „Man kann unsere Bilanz gerne einsehen. Aus dem im letzten Jahr entstandenen Überschuss wurde eine Rücklage für die Abfertigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebildet“, so der Präsident des Ost West Clubs.

Benedettis Position

 
„Im Übrigen bin ich sicher, dass die sozialen und kulturellen Aktivitäten, die der Verein anbietet, von den Bürgern geschätzt werden. Aber an diesem Punkt sollten sie es auf unternehmerischer Ebene als Event-Agentur tun“, so Benedetti. Sie weigert sich deshalb, dem Ost West Club Beiträge zu gewähren und blockierte als Referentin für öffentliche Veranstaltungen Konzerte des Vereins. Daraufhin intervenierte der Bürgermeister selbst. Nun liegen öffentliche Veranstaltungen im Kompetenzbereich der Gemeindereferentin Emanuela Albieri (La Civica per Merano).
Benedetti begründet die Verschiebung der Kompetenzen damit, dass der Gemeindeausschuss effizienter arbeiten will: „Wie der Bürgermeister schon damals erklärte, habe ich die Kompetenz nicht ‚aufgegeben‘, aber nachdem wir nach einigen Monaten die verschiedenen Arbeitsbelastungen von uns Ausschussmitgliedern bewertet hatten, war eine interne Umverteilung erforderlich, um eine größere Effizienz des Ausschusses zu gewährleisten. Und ich schließe nicht aus, dass es andere Umverteilungen geben kann, wenn objektive oder dringende Umstände es erfordern.“
 

Die deutschsprachige Besetzung

 
Claudia Benedetti wurde von Gemeindereferent Nerio Zaccaria (Alleanza per Merano) von außen in den Gemeindeausschuss berufen, weil dieser aus drei deutsch- und drei italienischsprachigen Personen besetzt werden muss, um laut der Gemeindesatzung die Sprachzugehörigkeit der gewählten Vertreter:innen im Gemeinderat zu repräsentieren. Vonseiten der SVP vertreten die Vizebürgermeisterin Katharina Zeller und Gemeindereferent Stefan Frötscher die deutsche Sprachgruppe im Gemeindeausschuss.  
Da Zaccaria, Dal Medico und Albieri italienischsprachig sind, brauchte es eine dritte deutschsprachige Person. Diese wurde mit der zweisprachigen Claudia Benedetti gefunden, nachdem die Besitzerin der Bar Piccolo, Roberta Prantl, abgelehnt hatte. Beide waren im Wahlkampf für die „Alleanza per Merano“ angetreten, hatten es aber nicht in den Gemeinderat geschafft. Wie aus Kreisen der Gemeinde zu vernehmen ist, gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Benedetti auch über die Kooperation mit dem Ost West Club hinaus als schwierig.
 

Geschätzte Frau Luther, ich denke, dass eine korrekte und objektive Berichterstattung zu meiner Position etwas anders aussehen müsste als die zwei Sätze die Sie aus meiner ausführlichen Stellungnahme herausgepickt haben. Für die Leser also hier meine schriftliche Stellungnahme zu dem Fragen 1) warum ich die Kompetenz für Veranstaltungen abgelegt habe und 2) was ich vom sozialen und kulturellen Programm von Est-Ovest halte (die Fragen wurden auf italienischen gestellt): Buongiorno gentile signora Luther, come a suo tempo aveva già dichiarato il Sindaco, non ho “rinunciato” alla delega, ma dopo che abbiamo valutato, dopo qualche mese, i vari carichi di lavoro di noi assessori, c’è stata una redistribuzione interna necessitata per garantire maggiore efficienza della giunta. E non escludo che, ove circostanze oggettive o di emergenza lo impongano, non vi possano essere altre redistribuzioni. Ovviamente sempre valutate, discusse e concordate con il
Sindaco e i colleghi. È una questione di suddivisione dei compiti interni alla giunta al fine di essere sempre operativi ed efficaci in tutti gli ambiti e quando ci sono emergenze.Per Est-Ovest non è mio compito esprimere giudizi sul lavoro culturale e sociale. Tutte le associazioni senza scopo di lucro dove dei volontari si impegnano nel loro tempo libero per soddisfare le più varie esigenze dei cittadini o gruppi di cittadini sono lodevoli e meritevoli di considerazione e anche di sostegno economico da parte della politica. Quello che è in discussione per la specifica associazione Est-Ovest è la verifica se trattasi veramente di una associazione senza scopo di lucro che si regge prevalentemente sul contributo dei volontari. E su questo punto sto predisponendo una approfondita indagine interna. Tenga conto che nel 2019 a fronte di entrate per 414mila euro e 426mila per uscite, solo 64mila sono stati destinati ad iniziative culturali. E delle entrate ben 214mila erano proventi da spaccio interno e ricavi del country club (parco Marconi), oltre la metà delle entrate complessive. A fronte di queste cifre che spesso nemmeno i commercianti e gli esercenti di pubblici esercizi riescono a fatturare, abbiamo l'obbligo come amministrazione di approfondire se in relazione ad est-ovest siamo ancora di fronte ad una associazione come le altre. Tenga pure conto che per diversi anni membri del direttivo erano alle dipendenze dell'associazione. Ora sono ancora dipendenti ma non fanno più parte del direttivo. Il contributo di ca. 100mila annui che percepiscono dalla provincia copre le uscite per "personale dipendente". Anche per gli anni "Covid" la proporzione fra entrate e uscite per attività culturale nn convince. Nel 2020 entrate per 242mila euro, spesa per attività culturali 24mila euro. 2021 entrate per 251mila euro spesa per attività culturali 35mila euro. Comprende anche lei che una associazione culturale non può fare concorrenza ad attività commerciali ed esercizi pubblici con volumi di soldi come quelli citati e poi spendere per le attività sociali e culturali una parte minima delle entrate. Oltretutto continuano a chiedere per varie iniziative sociali e culturali contributi straordinari. È per questo motivo che sto avviando una indagine interna e fino a quel momento, se l'Ufficio cultura non sospende le richieste di contribuzione straordinaria e le porta in giunta non posso esprimere voto favorevole alla concessione di contributi per Est-Ovest. Per il resto sono sicura che l'attività sociale e culturale che l'associazione offre trova il gradimento della cittadinanza. Ma a questo punto dovrebbero farlo a livello imprenditoriale come agenzia eventi. Cordialmente CB

Di., 04.10.2022 - 08:10 Permalink
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ueli wyler

Frau Benedetti
Sie sind Anwältin, ergo halte ich mich sprachlich zurück. Allerdings müssten Sie eine Zivilrechtsklage in der Schweiz einreichen, da ich Schweizer Staatsbürger mit Erstwohnsitz in der Schweiz bin.
Wie kleinlich (um das Wort "bescheuert" nicht verwenden zu müssen) ist es, sich über einen Betrag von 5'000 Euro zu profilieren und den Ost-West-Club als Eventagentur positionieren zu wollen?
Haben Sie keine wichtigeren Probleme zu lösen?

Fr., 07.10.2022 - 11:16 Permalink