Wirtschaft | Gäste & Mobilität
Fahren die Gäste gratis?
Foto: ASP/Fabio Brucculeri
In Vertretung von Landeshauptmann Arno Kompatscher, der sich derzeit in Brüssel aufhält, trat Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider gestern im Anschluss an die Landesregierung vor die Presse und präsentierte unter anderem den Beschluss zur neuen Gästekarte. Der „Südtirol Guest Pass“, mit welchem die Angebote der öffentlichen Verkehrsmittel sowie von rund 80 Museen gebündelt werden, wird 2023 eingeführt. Die Kosten für das kombinierte Angebot der Karte werden über die Nächtigungsbetriebe abgerechnet, ebenso für touristische Linien, die zusätzlich eingeführt werden könnten.
Wir wollen gemeinsam mit dem Tourismus einen Weg finden, um die Mobilität in Südtirol nachhaltiger zu gestalten.
„Wir wollen gemeinsam mit dem Tourismus einen Weg finden, um die Mobilität in Südtirol nachhaltiger zu gestalten. Südtirol möchte sich als Region präsentieren, in welcher der Gast sich vor allem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch unser Land bewegt“, erklärte Landesrat Alfreider. Ziel sei es, die Gäste für dieses Angebot zu sensibilisieren und die Voraussetzungen zu schaffen, dass die entsprechenden Angebote morgen genutzt werden können. Dieses Vorhaben hat sowohl eine positive wie auch eine negative Seite. Während in manchen Ortschaften, die touristisch stark frequentiert sind, es zu Überlastungen der öffentlichen Verkehrsmittel kommt, könnten andere Linien wiederum nur durch die Grundauslastung, welche durch die Touristen garantiert ist, aufrecht erhalten werden – was wiederum der einheimischen Bevölkerung zugute kommt.
„Für unser Ressort war es wichtig, eine Grundfinanzierung der öffentlichen Mobilität für die nächsten Jahre zu definieren“, so Alfreider. Im Klimaplan des Landes sei klar definiert, dass massiv in die Infrastrukturen investiert werden müsse. „Es braucht große Investitionen, damit der Schienenverkehr in Zukunft besser, sicherer und schneller abgewickelt werden kann“, so Alfreider, der darauf hinwies, dass einige Strecken mittlerweile 150 Jahre auf dem Buckel haben und dementsprechend an die heutigen Anforderungen angepasst werden müssen.
Vorangetrieben wird derzeit die Elektrifizierung der Vinschger-Bahn, der Bau der Riggertal-Schleife und des Virgl-Tunnels. Angehen will man auch den Ausbau der Bahnstrecke Meran – Bozen und die Errichtung von Ausweichpunkten auf der Pustertaler Linie. Zudem müsse in das Roll-Material bzw. in die Vermeidung von Lärm-Belästigung investiert werden.
Die Voraussetzung, um diese Investitionen tätigen zu können, sei eine garantierte und kalkulierbare Einnahmensseite. „Wir haben gemeinsam mit dem Landesverband der Tourismusorganisationen (LTS) und IDM an den Richtlinien der neuen Gästekarte gearbeitet. Als Arbeitsgrundlage dienten unter anderem Umfragen zur touristischen Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel“, so Alfreider. Diese ergaben, dass 63 Prozent der befragten Gäste den eigenen Pkw nutzen, um sich in Südtirol fortzubewegen. Wie der Mobilitätslandesrat betonte, sei hier sicherlich noch einiges an Potential vorhanden. Positiv stimmten die Aussagen bzgl. eines Verzichts auf das Auto, sofern die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in die Gästekarte inkludiert ist.
Zunächst wurden die Basis-Leistungen definiert, in welcher nicht nur die Nutzung von Bus und Bahn enthalten ist, sondern auch der Besuch von rund 80 Museen. In den Folgejahren soll das Angebot sukzessive ausgebaut werden.
Derzeit wird das Gästekartensystem vom Wirtschaftsdienstleister IDM Südtirol in Zusammenarbeit mit den Interessensvertretern der Tourismusorganisationen Südtirols entwickelt. Mit dem gestrigen Beschluss hat die Landesregierung nicht nur die Leistungen des Landes in den Bereichen Mobilität und Museen festgelegt, sondern auch die entsprechenden Tarife, welche ab dem 1. Jänner 2023 in Kraft treten. So beträgt die Abgabe pro Nächtigung im nächsten Jahr 55 Cent plus Mehrwertsteuer (und Inflationsausgleich) und wird dann jährlich stufenweise erhöht bis zum Jahr 2026, wo die Abgabe 76 Cent pro Nächtigung betragen wird. Diese Beträge werden, wie eingangs bereits erwähnt, über die Tourismusabgabe der Betriebe an die Gemeinden entrichtet.
Fahren die Gäste gratis?
Ein Vorurteil, das Landesrat Alfreider im Rahmen der Presskonferenz ausräumen wollte, war die Frage, wie hoch der Beitrag der Touristen an der öffentlichen Mobilität ist bzw. ob sie weniger als die Einheimischen bezahlen oder sogar gratis unterwegs sind.
„Ein wichtiges Kriterium war für uns, dass der Gast mindestens genauso viel für die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zahlen muss wie der Einheimische. Der Gast fährt nicht gratis“, betonte Alfreider mit Verweis auf Berechnungen des Ressorts, wonach der Anteil der Entwertungen bei 16 Prozent liegt, die Touristen jedoch 23 Prozent zu den Gesamt-Einnahmen beisteuern – im Verhältnis zur Nutzung bezahlen die Touristen demnach einen höheren Tarif. Der Unterschied zwischen Abgabe und effektiver Nutzung resultiert daraus, dass ein gewisser Anteil von Gästen dieses Angebot nicht in Anspruch nimmt. Wie Landesrat Alfreider bemerkte, möchte man zukünftig auch bei der Anreise der Gäste Alternativen zum Auto anbieten können, „bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg.“
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„Ein wichtiges Kriterium war
„Ein wichtiges Kriterium war für uns, dass der Gast mindestens genauso viel für die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zahlen muss wie der Einheimische. Der Gast fährt nicht gratis“...
...wird sich bei einem Gäste-Tagestarif von 55 Cent + Mwst. nicht ganz ausgehen!
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Dementsprechend müsste ein Jahresticket für Südtiroler 365x0,55=200,75 + Mwst. kosten!
Wohlgemerkt inkl. Museumseintritt gratis!
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...dann bin ich aufgewacht...
Laut dem Ober Pinzger: wir,
Laut dem Ober Pinzger: wir, wir, wir Hotels zahlen natürlich für die Gäste. Einmal auf die Seiser Alm für Normalsterbliche hin und retour: 2o Euro = 1 Monat Gast.
Das Ergebnis und das weiss Dr. Alfreider auch. Am Ende fahren nur mehr die Gäste mit den subventionierten Öffis.
Da müssen diese Nächtigungen
Da müssen diese Nächtigungen gar einiges kosten, um diese Spesen zu decken?!!
Mich ärgert immer noch, daß
Mich ärgert immer noch, daß ich kein Südtirolpass habe. Die Online Anmeldung scheitert immer an der SPID Verbindung. Brauchen Gäste keinen SPID? Wer soll diese Karten eigentlich Verkaufen? Vorfinanzierung über dem Gastbetrieb? Kann ich in einem Hotel (nicht als Gast) solche Karten kaufen und verteilen?
Tja, da rächt sich wieder
Tja, da rächt sich wieder einmal die eher mittelmäßige mathematische Bildung des Durchschnittssüdtirolers... man kann ihm (fast) jeden mathematischen Unsinn mit ein paar schönen Grafiken präsentieren.
Mit viel gutem Willen kann
Mit viel gutem Willen kann man vielleicht noch verstehen daß man versucht mit Lockangeboten die Gäste in die Öffis zu locken um den Verkehrskollaps zu vermeiden. Aber wer kann mir bitte erklären wieso man dazu die Leute auch noch gratis ins Museum lässt. Habe kurz gegoogelt wie es anderswo gehandhabt wird. Für jeweils 5 Tage zahlt man in Paris 72,40 € (nur öff. Transporte), Madrid 50,80 € und in Wien zahlt man für 72 Stunden 29 €. Dafür gibt es dann noch Preisnachlässe von 10-20% auf Museumseintritte. Aber wir Südtiroler sind ja soooviel besser.
Wir bezahlen den Touris
Wir bezahlen den Touris (zumindest einen ordentlichen Teil) Öffis und Eintritte (da schon mal mit Steuergeld alles vorfinanziert), dafür kostet bei uns vom Espresso aufwärts alles ein bisschen mehr. Das geht sich dann wohl aus (oder hapert's bei mir auch bei den mathematischen Grundkenntnissen?). Hauptsache viele Touris kommen zu Dumpingpreisen in unser Land (ja der Karl, von wegen Verluste werden sozialisiert).