Gesellschaft | Sensibilisierung

„Steh auch du dazu!“

Die Gemeinde Meran hat 49 Männer aufgefordert, sich in einer Fotokampagne gegen die Gewalt an Frauen zu positionieren.
giorgio_loner.jpg
Foto: Gemeinde Meran / Fotoclub Immagine
Bereits zum zweiten Mal startet das Netzwerk gegen Gewalt an Frauen der Stadt Meran eine Fotokampagne zur Sensibilisierung der Gesellschaft. Hieß sie letztes Jahr „Wir zeigen Gesicht“, trägt die Aktion heuer den Titel „Steh auch du dazu!“. Ziel sei, die gesamte Bevölkerung und insbesondere Männer für das Thema männliche Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren und ein deutliches Signal an die öffentliche Meinung zu senden.
 
 
„Gewalt gegen Frauen kennt weder Zeit noch Grenzen, sie ist endemisch und macht vor keiner Nation und keinem Land halt, egal ob Industrie- oder Entwicklungsland“, erklärt Vizebürgermeisterin Katharina Zeller. Gewalt kenne keine soziokulturellen Unterschiede, Opfer und Angreifer würden allen sozialen Schichten angehören. Laut Statistik sind die Täter am häufigsten Familienmitglieder, Ehemänner und Väter, gefolgt von Freunden, Nachbarn, engen Bekannten und Arbeitskollegen. Nach Angaben der WHO ist eine von fünf Frauen in ihrem Leben von einem Mann körperlich oder sexuell missbraucht worden. In Italien wird durchschnittlich alle 72 Stunden eine Frau getötet.
Direkte Gewalt gegen Frauen sei laut Zeller immer in gesellschaftliche und strukturelle Machtverhältnisse, die Frauen benachteiligen, eingebettet. „Damit veraltete Rollenmuster, Ungleichberechtigungen und Diskriminierungen schnellstmöglich aus der Welt geräumt werden können, braucht es vollen Einsatz auf allen Ebenen: von Seiten der Politik, der Wirtschaft, der Gesellschaft und jeder und jedem einzelnen von uns. Die Meraner Stadtregierung ist fest entschlossen, sich in diesem Bereich konkret zu engagieren, denn wer jegliche Form von Gewalt gegen Frauen ausübt, verletzt ein grundlegendes Menschenrecht", so die Vizebürgermeisterin.
 

Männer als Testimonials

 
Auch in diesem Jahr wurden wieder 49 Meraner Männer aus allen Bereichen und Berufen als Testimonials ausgewählt. Unter ihnen ist auch Bürgermeister Dario Dal Medico. „Um diesem Phänomen wirksam entgegenzuwirken“, sagt Dal Medico, „ist das Engagement der gesamten Gemeinschaft erforderlich, und es ist wichtig, dass jeder seinen persönlichen Beitrag leistet und ein greifbares Zeichen für sein soziales Engagement setzt: Am besten ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen. Nur so können wir einen kulturellen Wandel herbeiführen und denjenigen wirklich helfen, die jeden Tag an vorderster Front für den Schutz von Frauen kämpfen, die bedroht oder Opfer von Gewalttaten sind“.
Die Bilder auf dem Plakat wurden vor dem Stadttheater von Nicholas Rizziero, Donatello Vallotta und Vincenzo de Nigris, Mitgliedern des Fotoclub Immagine aufgenommen. Sie haben das Netzwerk auch bei der Betreuung des Projekts unterstützt.
 
 

Die Kampagne

 
Ab Ende Oktober werden jeden Tag zwei bis drei Fotos auf der der facebook-Seite MeranOMemO und auf Instagram (meranomemo) veröffentlicht und von den Testimonials selbst in den sozialen Medien geteilt.
Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich das Netzwerk auf Gemeindebene gegen männliche Gewalt an Frauen und hat mehrere Initiativen zur Prävention und Bekämpfung dieses Phänomens durchgeführt.
 
Bild
Profil für Benutzer Karl Trojer
Karl Trojer Do., 03.11.2022 - 11:20

Der Gewalt an Frauen, von Männern verübt, muss mit viel härteren Strafen als derzeit, begegnet werden. Von den Ordnungskräften sind Hilferufe von Frauen unverzüglich ernst zu nehmen; zu oft wird nicht oder nur zu bescheiden darauf reagiert !

Do., 03.11.2022 - 11:20 Permalink
Bild
Salto User
Sepp.Bacher Do., 03.11.2022 - 17:54

Antwort auf von Dominikus Ande…

Und nicht zu vergessen: in der Erwachsenebildung.
Es genügt nicht nur, an der Rolle zu arbeiten, sondern an der Kommunikation, Deeskalation, am Ausgleich, - und am Gespühr " Stopp, jetzt nicht mehr weiter!" Ich glaube, dass wenige Männer schon mit dem Vorsatz, die Partnerin zu töten, startet, sondern, dass im Konflikt ein/e Partner/in nicht aus der Escalation noch rechtzeitig aussteigt. Vielleicht sollten Frauen auch Selbstverteidigung lernen.

Do., 03.11.2022 - 17:54 Permalink