Politik | Mobilität

Eine neue und attraktive Bahn

Der Ausbau der Bahnlinie von Bozen nach Meran ist für die nachhaltige Mobilität von zentraler Bedeutung – bei den Bauern und einigen Gemeinden herrscht allerdings Unmut.
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Foto: STA AG
Ideen, Projektvorschläge und Trassenvarianten für die neue Linie Bozen – Meran gibt es bereit seit Jahren. Nun liegt eine erste konkrete Variante auf dem Tisch, die allerdings noch Vorstudien-Charakter hat. Es handelt sich dabei also noch nicht um die endgültige Bahntrasse, sondern Abweichungen von der Machbarkeitsstudie sind durchaus möglich, wie es in der Antwort zu eine Landtagsanfrage heißt. Hanspeter Staffler von den Grünen wollte nämlich vom zuständigen Landesrat für Mobilität, Daniel Alfreider, in Erfahrung bringen, in welchem Planungsstadium man sich befinde und in welchen Zeiträumen die verschiedenen Schritte angedacht seien. Aus der Antwort geht beispielsweise hervor, dass der Schienennetz-Betreiber RFI mittels Italferr derzeit das Projekt der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit ausarbeitet. Dieses sollte bis Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein. Anschließend folgen die nächsten Planungsschritte, und zwar das definitive Projekt, die Genehmigungen und – abschließend die Ausschreibung.
 
 
 
 
Auch ein aktueller Auszug des Planungsstandes ist in der Antwort enthalten, der allerdings „keinesfalls als definitiv betrachtet werden kann“. Was den Trassenverlauf betrifft, erklärt das zuständige Amt, dass eine Eisenbahnlinie nach genau definierten, sehr engen, geometrischen Parametern geplant wird, die extrem wenig Spielraum in der Linienführung zulassen. „Insofern wurde die Trasse unter der Auflage des geringstmöglichen Grundverbrauchs und der bestmöglichen Anbindung der Siedlungsgebiete definiert.“
 

Von der Straße auf die Bahn

 
Die Mobilität in Südtirol nachhaltig zu gestalten, ist eines der wichtigsten Ziele der Landesregierung. In dieser Strategie nimmt der Ausbau der Bahnlinien, insbesondere jener von Bozen nach Meran sowie Brixen und Bruneck einen zentralen Stellenwert ein. Dafür müssen umfangreiche Bauprojekte wie die Riggertalschleife und der Virgl-Tunnel, welche nur mit staatlichen Finanzierungsmaßnahmen umgesetzt werden können, in Angriff genommen werden. Ziel ist es, dass insbesondere Pendler vom Auto auf den Zug umsteigen, wofür die derzeitigen Eisenbahn-Strecken, die teilweise noch in der Kaiserzeit errichtet worden sind, modernisiert werden müssen. Was den Abschnitt Bozen – Meran betrifft, liegt der Fokus im zweigleisigen Ausbau und in der Begradigung der Strecke, durch welche die Fahrtzeit wesentlich verkürzt werden kann.
 
 
 
Diese beträgt nämlich aufgrund der kurvigen Streckenführung rund 40 Minuten – absolut nicht mehr zeitgemäß für eine derart wichtige Verbindung, deren Länge nicht mehr als 31,8 Kilometer beträgt. So wundert es nicht, dass das Auto bzw. die MeBo für den täglichen Pendlerverkehr wesentlich attraktiver ist als der Zug. Aus den Studien zum neuen Landesmobilitätsplan bzgl. der Benutzerfrequenz geht deutlich hervor, dass die MeBo zu einer der vielbefahrensten Strecken des Landes zählt, die Bahn dagegen im Hintertreffen ist – allerdings auch Chancen bereithält. So lautet das Ziel, die Benutzerfrequenz durch die Modernisierung bis 2032 um 41 % zu steigern.
 

Der Plan

 
Die Modernisierung der Bahnlinie sieht den Bau eines zweiten Gleises zwischen den Bahnhöfen von Bozen Kaiserau und Meran Untermais vor. Weiters soll die Strecke begradigt werden und anstatt Umwege über Ortschaften zu nehmen, der Etsch entlang führen. Das allerdings hat auch zur Folge, dass die Bahnhöfe von Sigmundskron, Siebeneich, Terlan und Vilpian verlegt werden müssen. Gravierende Auswirkungen hat dies beispielsweise für die Ortschaft Terlan, wo die Haltestelle, die derzeit quasi mitten im Dorf liegt, zukünftig etwas außerhalb davon errichtet wird.
Zudem sieht der Plan die Errichtung von vier Bahnübergängen vor, und zwar in der Nähe von Sigmundskron, zwei in Terlan und einen in Vilpian.
 
 
 
 
Ein wichtiger Eckpfeiler im Ausbau dieser Linie stellt weiters der Bau des Virgl-Tunnels dar, der dazu dient, eine separate Einfahrt in den Bahnhof von Bozen zu schaffen. Derzeit muss nämlich die Brenner-Bahnstrecke gekreuzt werden. Nachdem Frachten- sowie Schnellzüge wie die Freccie Vorrang gegenüber den Regionalzügen haben, kommt es des Öfteren zu Wartezeiten und Verspätungen. Der Bau des Virgl-Tunnels wurde wie auch die Riggertal-Schleife in die Programmvereinbarung 2022 – 2026 des staatlichen Schienennetzbetreibers RFI aufgenommen, die Finanzierung in Höhe von rund 120 Millionen Euro steht und mit der Fertigstellung der Arbeiten wird im Jahr 2027 gerechnet. Damit soll es möglich sein, wie bereits erwähnt, die Fahrtzeit zu verkürzen sowie einen 15-Minutentakt auf der gesamten Linie einzuführen mit zusätzlichen schnellen Direktverbindungen zwischen Meran und Bozen.
 

Bauern ärgern sich

 
Unmut und Ärger herrscht nicht nur bei den betroffenen Gemeinden, welche eine nahe Anbindung verlieren, sondern auch bei den Bauern, über deren Gründe die neue Trasse führen soll. Sauer aufgestoßen ist den betroffenen Bauern vor allem, dass sie vorab nicht über die Planungen informiert bzw. nicht darin eingebunden wurden. Die Tatsache, dass im Frühjahr der Schienenetzbetreiber RFI mit einigen Grundbesitzern Kontakt bzgl. Probebohrungen aufgenommen hat, hat auch nicht zur Beruhigung der Situation beigetragen. Ende September war der Bau der Bahnlinie Bozen – Meran Thema bei der Bezirkssitzung des Bauernbundes Bozen. Kritisiert wurde dabei vor allem die mangelnde Kommunikation und die Vorgehensweise. So erklärte Karl Framba, Obmann des Bauernbund-Bezirkes Bozen, in einer Aussendung, dass die Landwirte aus den Medien erfahren hätten, dass mitten über ihre Obstwiesen eine neue Eisenbahntrasse verlaufen soll. „Mit der Tatsache, dass hier offensichtlich Pläne geschmiedet werden, ohne die betreffenden Grundeigentümer vorab zu kontaktieren, sind wir in keinster Weise einverstanden“, so Framba.

 

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Dietmar Holzner Mi., 16.11.2022 - 13:17

"Was den Abschnitt Bozen – Meran betrifft, liegt der Fokus im zweigleisigen Ausbau und in der Begradigung der Strecke..." . Und dann kommt man beim Lesen des Artikels drauf, dass nur die Stadtausfahrten in Meran und Bozen zweigleisig werden sollen. Das kann doch nicht euer Ernst sein????

Mi., 16.11.2022 - 13:17 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 16.11.2022 - 21:06

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Da der österreiche Staat für Bahnstrecken über 30 Kilometer höhere Beiträge gewährt hat, haben die damaligen Strathegen die heute nicht mehr verständliche Schlangen-Linien-Trasse geplant und gebaut.
Inzwischen verkehren in Italien auf wesentlich wichteren Strecken, Züge mit hydraulischer Neigetechnik, die auch in den Kurven deutlich schneller fahren können.
Es ist eine Südtiroler Eigenheit, stets die umständlichste und aufwändigste Lösung aus zu wählen.

Mi., 16.11.2022 - 21:06 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Do., 17.11.2022 - 13:19

Um mir ein vollständiges Bild zu machen fehlen mir Infos. Die Bahn soll schneller werden? Vielleicht in die Schweiz weiterführen? Öfter verkehren, mehr Waren liefern? Das wäre sicher zukunftsweisend und dann ist es auch verständlich, wenn die Trasse besser außerhalb der Ortschaften verläuft (akustischer Lärm). Häufig gehen Missverständnisse auf unvollständige Kommunikation zurück.

Do., 17.11.2022 - 13:19 Permalink