Gesellschaft | Impfpass

Meinungsmacher Tagesschau?

Befürworten die Südtiroler den Grünen Pass, sehen sie ihn kritisch oder sind sie sogar dagegen?
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„Südtiroler begrüßen Impfpass“ so eine Schlagzeile auf dem Online-Portal der Tagesschau RAI Südtirol am 17. März. Im dazugehörigen Fernsehbeitrag der Tagesschau wird ein Stimmungsbild in Bozen aufgenommen. Dabei werden fünf Personen interviewt, welche alle den Grünen Pass befürworten. Abgeschlossen wird der Beitrag durch ein Interview mit LH Kompatscher, welcher den von der EU geplanten Pass auch begrüßt.

Es gibt wahrlich einige Vor- und Nachteile dieses Passes, diese möchte ich hier auch nicht diskutieren. Ich persönlich stehe diesem Nachweis kritisch gegenüber und sehe zum derzeitigen Zeitpunkt keine Veranlassung, einen solchen einzuführen. Nachdem ich den Beitrag gesehen habe, hat mich allerdings ein Gefühl der Einsamkeit überkommen. Stehe ich mit meiner Einstellung wirklich so gut wie alleine da? Sind alle Südtiroler für einen solchen Pass? Meine Wahrnehmung in zahlreichen Gesprächen mit Freunden, Bekannten und Kollegen ist eine andere. Der Impfpass erregt die Gemüter und hat wieder mal spaltende Wirkung.

Am darauf folgenden Tag entnehme ich dann der Schlagzeile auf SüdtirolNews, dass der Landeshauptmann den Impfpass bereits im April, anstatt wie von der EU geplant im Juni, einführen will. Im Kommentarbereich gibt es über 150 teils recht aufgeregte Kommentare, wobei die Meinungen stark auseinander gehen. Ohne genauer nachzuzählen, würde ich schätzen, dass das Meinungsbild ausgewogen ist und sich Befürworter und Kritiker bzw. Gegner einigermaßen die Waage halten.

Irgendwie wird mir die Sache nun noch suspekter und mir fällt die enge zeitliche Abfolge auf. Im Interview in der Tagesschau, hat Herr Kompatscher lobende Worte für den Impfpass gefunden, allerdings nichts über das Vorpreschen der Südtiroler Landesregierung gesagt, obwohl er dabei schon vermutlich gewusst hat, dass am nächsten Tag seine Initiative den Impfpass zwei Monate früher einzuführen, in den Medien verkündet wird. Hat der Beitrag der Tagesschau gezielt das Meinungsbild der Südtiroler Bevölkerung verzerrt, um die Menschen wohlgesinnt auf die Meldung des nächsten Tages einzustimmen?

Die gesendete Umfrage in Bozen scheint doch sehr selektiv zu sein. Fünf Personen, fünf Befürworter! Die Überschrift suggeriert eine überwältigende Mehrheit für den Impfpass. Ich erlebe allerdings ein anderes Stimmungsbild in meinem Umkreis. Viele Befürworter, Gegner und Kritiker! Nun mag das natürlich von meinem persönlichen Umfeld abhängen, Gleich und Gleich gesellt sich nun mal gerne. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass die Meinungen der Südtiroler bei weitem nicht so einheitlich sind, wie in der Tagesschau dargestellt. Ein journalistischer Ausrutscher unseres öffentlich-rechtlichen Senders? Dafür schätze ich die Redakteure bei der RAI Südtirol zu professionell ein. Ach ja, es gibt im Funkhaus eine uns allen bekannte leitende Persönlichkeit, welche doch kürzlich auf der SVP-Liste bei den Gemeinderatswahlen kandidiert hat. Alles nur Zufälle? Kann sein, aber die Optik erscheint mir doch auffällig schief.

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G. P. Fr., 19.03.2021 - 19:33

Ich glaube nicht an Absicht und Kalkül. Soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber genau so tickt die heutige Medienmaschinerie. Da fragt man kurz und ohne viel Aufwand fünf Leute auf der Straße und auf einmal ist das die Meinung von Hunderttausenden. Ist heutzutage leider gang und gäbe.

Fr., 19.03.2021 - 19:33 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 09.04.2021 - 22:01

Eine Befragung von fünf zufällig vor Mikrofon und Kamera gekommenen Personen ist keine Umfrage, sondern ein Meinungsbild. In diesem Fall steckt vermutlich auch gar keine Absicht dahinter. Ein Journalist bekommt den Auftrag, fünf Meinungen einzuholen, und ist zufrieden, wenn er das in möglichst kurzer Zeit erledigen kann. Bei den wirklich wichtigen Angelegenheiten muss sich RAI Südtirol nicht an Wünsche von Südtiroler Politikern, sondern an die knallharten Vorgaben aus Rom halten, und das obwohl RAI Südtirol vom Land Südtirol mehr Geld erhält als von den Fernsehgebühren.

Fr., 09.04.2021 - 22:01 Permalink
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Karl Egger Sa., 10.04.2021 - 11:47

Vielleicht schieße ich mit meinem Kommentar hier ein wenig übers Ziel hinaus, aber es ist in den deutschen Leitmedien (Spiegel, Zeit, Faz, Süddeutsche, usw.) schon länger üblich, dass sie es für ihre Aufgabe halten, die Leser zu erziehen was gut und was böse ist - besonders seit der Flüchtlingskrise.
Dass z.B. Migranten willkommen zu heißen seien (auch Wirtschaftsflüchtlinge), dass Europa ohne die EU nicht denkbar sei und eine Frauenquote zwingend fortschrittlich - das sind alles keine mehrheitsfähigen Meinungen.
Die Leute die diese Meinungen vertreten gehören Minderheiten an, doch diese Minderheiten sind laut, penetrant und haben Zeit (i.d.R. Lehrer, Studenten, öffentliche Angestellte, usw. - auch in diesem Forum gibt es davon einige Paradebeispiele).
Zusätzlich sind diese Medien bemüht, all jene die og. Meinungen nicht teilen als AFD-wählende Proleten darzustellen (bzw. Meldungen die nicht ins Weltbild passen finden einfach nicht statt), doch tatsächlich gibt es auch im bürgerlichen und intellektuellem Milieu viele Leute die genau so denken und keine Lust haben sich von diesen Medien erziehen zu lassen - und sich daher in großer Zahl von ihnen abwenden.

Sa., 10.04.2021 - 11:47 Permalink
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rotaderga Sa., 10.04.2021 - 13:18

Jeder, von einer Kanzel zu anderen Menschen sprechend, betreibt auch Meinungsmache. Ungewollt, gewollt oder aus Nachlässigkeit.
Nun ist man dies von Kirche und Politik gewohnt, auch von Zeitungen und elektronischen Medien welche -von Parteien oder Interessensgruppen geführt werden -oder führen.
Bei Rai Südtirol möchten man völlige Unabhängigkeit und Professionalität einfordern muss aber gleichzeitig trotz der hohen Rundfunkgebühren (Steuern) wissen, das zusätzlich wie bei privaten Medien, auch Landesbeiträge deren Budget erhöhen.
Wer spuck in Südtirol schon gerne in den Teller aus dem gegessen wird?

Sa., 10.04.2021 - 13:18 Permalink
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Wolfgang Mayr Fr., 18.11.2022 - 17:47

Hallo Hinteregger, ich bin Ihnen noch eine Antwort schuldig. Sie mixen Dinge, die nichts miteinander zu tun haben. Sie unterstellen mir, Einfluss auf die Berichterstattung der Redaktion genommen zu haben, zugunsten des Grünen Passes. Weil, so Ihre Unterstellung, ich als kurzfristiger Svp-Kandidat Druck ausgeübt haben könnte. Also, ich bin 2017 als Chefredakteur zurückgetreten und in eine andere Abteilung gewechselt, ohne Führungsfunktion. Die Gemeindewahlen fanden 2020 statt, nicht im Frühjahr 2021. Außerdem habe ich nicht kandidiert. Märchenerzählen geht anders, Herr Hinteregger, mein sehr später Nachtrag

Fr., 18.11.2022 - 17:47 Permalink