Werte in Zeiten des Umbruchs
Während der mystische Glanz des Wortes Revolution verblasst ist, werden umso entschiedener weitgreifende Reformen verlangt und verheißen. Daraus ist zu schließen, dass in der modernen Gesellschaft ein tiefgehendes Gefühl des Unbefriedigtseins herrscht und dies gerade dort, wo Wohlstand und Freiheit eine bisher nicht gekannte Höhe erreicht haben. Die Politik ist das Reich der moralischen Vernunft, da das Staatsziel und damit das letzte Ziel aller Politik moralischer Natur ist, nämlich Friede und Gerechtigkeit.
Wir haben im abgelaufenen Jahrhundert zwei große Mythenbildungen mit schrecklichen Folgen erlebt. Sei es beim Rassismus, als auch bei der Divinisierung der Revolution wurden die moralischen Ureinsichten des Menschen über gut und böse außer Kraft gesetzt. Heute sind im allgemeinen Bewusstsein drei Werte führend, deren mythische Vereinseitigung zugleich die Gefährdung der moralischen Vernunft in der heutige Zeit darstellt. Es sind dies Fortschritt, Wissenschaft und Freiheit.
Der Fortschritt ist drauf und dran, die Schöpfung, die Basis unserer Existenz, zu gefährden. Er produziert Ungleichheit unter den Menschen und immer neue Bedrohungen für die Welt.
Wissenschaft ist ein hohes Gut, weil sie kontrollierte und von Erfahrung bestätigte Form von Rationalität ist. Aber es gibt auch die Verzwecklichung ihres Könnens für die Macht, die zugleich den Mensch entehrt. Deshalb muss klar sein, dass auch die Wissenschaft moralischen Maßstäben untersteht und ihr wahres Wesen immer dann verloren geht, wenn sie sich der Macht und dem Kommerz oder einfach dem Erfolg als einzigem Maßstab verschreibt.
Freiheit wird nicht selten anarchisch und antiinstitutionell gefasst und wird damit zu einem Götzen. Menschliche Freiheit kann immer nur Freiheit des rechten Miteinander, Freiheit in der Gerechtigkeit sein, andernfalls wird sie zur Lüge und führt zur Sklaverei.
Um Zugang zur Frage nach vernünftiger Politik zu haben, muss noch ein Mythos entlarvt werden, nämlich der Mehrheitsentscheid. Dieser ist vielleicht in den allermeisten Fällen der „vernünftigste“ Weg, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Aber die Mehrheit kann kein letztes Prinzip sein. Es gibt Werte, die keine Mehrheit außer Kraft setzen darf. Die moralische Vernunft steht über der Mehrheit.
Der heute anerkannte Wertekanon, Friede, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung ist inhaltlich völlig unbestimmt. Wesentliche Punkte bleiben kontrovers, wie das Recht zu leben, die Freiheit, das zu verhöhnen, was anderen heilig ist und letztlich auch Ehe und Familie erscheinen nicht mehr als grundlegende Werte.
Wird fortgesetzt.
"Ich fürchte nicht die Stärke
"Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr.“ Peter Scholl Latour
Wie wahr!
Ja, Peter Scholl Latour, sein Wissen möchte ich erben, seine Analysen faszinieren mich seit ich denken kann. Leider hören die Veranwortungsträger nicht auf ihn.