Politik | SVP

„Ich trete an“

Landeshauptmann Arno Kompatscher spricht in einem Brief an die SVP-Funktionäre erstmals Klartext. Er sei für eine Wiederkandidatur unter gewissen Voraussetzungen bereit.
Arno Kompatscher
Foto: LPA

Das Schreiben ging am Freitag kurz vor 18 Uhr hinaus.

Sehr geehrte Ortsobfrauen und Ortsobmänner!
Geschätzte Mitglieder des Parteiausschusses!
Geschätzte Mandatarinnen und Mandatare der Südtiroler Volkspartei!
Teil der Südtiroler Volkspartei zu sein, bedeutet für mich, dem Allgemeinwohl des Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger verpflichtet zu sein und im Sinne der Sammelpartei stets nach dem gerechten und gemeinschaftsstiftenden Ausgleich der Interessen zu streben.
Der Vorwurf, ich würde mit meinem vermeintlichen „Zaudern“ unserer Partei schaden, veranlasst mich, mit Euch noch vor der nun für den 17. Dezember angesetzten Klausur in Kontakt zu treten und mit Euch meine Sicht zum Stand der Dinge zu teilen.

Der Vorwurf, ich würde mit meinem vermeintlichen „Zaudern“ unserer Partei schaden, veranlasst mich, mit Euch noch vor der nun für den 17. Dezember angesetzten Klausur in Kontakt zu treten und mit Euch meine Sicht zum Stand der Dinge zu teilen.


Dass es in unserer Partei, deren Spektrum von links nach rechts reicht, Diskussionen und mitunter auch Konflikte gibt, ist weder neu noch außergewöhnlich. Politik lebt prinzipiell vom Widerstreit der Ideen, von Reibung und Dialog, Auseinandersetzung und Konsens. Angesichts einiger Vorfälle der jüngsten Zeit stellt sich aber die Frage, ob es weiterhin das Interesse gibt, die Probleme immer gemeinsam anzugehen und einer zukunftstauglichen Lösung zuzuführen.
Die Verfehlungen Einzelner, vor allem aber auch die in diesem Zusammenhang stehenden öffentlichen Verleumdungen hatten in mir tatsächlich den Zweifel genährt, ob ein neuerliches Antreten zur Wahl meinerseits Sinn machen kann. Aus meiner Sicht wäre es wenig zielführend, als Spitzenkandidat einer Truppe anzutreten, in der, so wie es zuletzt der Fall war, mehr gegeneinander als miteinander gearbeitet wird.

Die Verfehlungen Einzelner, vor allem aber auch die in diesem Zusammenhang stehenden öffentlichen Verleumdungen hatten in mir tatsächlich den Zweifel genährt, ob ein neuerliches Antreten zur Wahl meinerseits Sinn machen kann.


Bereits im Sommer haben sich der Parteiobmann und ich darauf verständigt, dass sich unsere Partei in einer großangelegten Herbstklausur, im Hinblick auf die epochalen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Umwälzungen, inhaltlich neu aufstellen sollte. Es sollten gleichzeitig aber auch klare Regeln für die Einhaltung der Partei- und Fraktionsdisziplin sowie für ein geschlossenes Auftreten und einen fairen Umgang miteinander gefunden werden.

 

 

Die geplante Klausur sollte auch die Gelegenheit geben, um zusammen mit der Parteibasis − auf Grundlage dieser Inhalte und Regeln und mit dieser neuen Geschlossenheit – die Grundlage für die Nominierung des Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen 2023 zu schaffen. In der Landesversammlung vom 3. September dieses Jahres wurde nicht nur unser Obmann mit großer Mehrheit wiederbestätigt sondern auch die statutarische Grundlage für eine von mehreren − aus der Sicht des Obmanns und mir not- wendigen − Reformen geschaffen: die Möglichkeit, dass der Landesparteiausschuss, auf gemeinsamen Vorschlag des Obmanns und des Spitzenkandidaten, die Nominierung von bis zu 10 Kandidatinnen
und Kandidaten bereits vor der Nominierung auf Bezirksebene vornehmen kann.
Auch die Arbeitsweise in unserer Fraktion, mit der wir uns letzthin häufig selbst geschadet haben, hat mich am 25. und 26. November veranlasst, mit dem Parteiobmann erneut meinen Standpunkt bezüglich meiner Wiederkandidatur zu erörtern. Wir sind schließlich übereingekommen, die Klausurtagung auf den 17. Dezember zu verschieben, um eine bestmögliche Vorbereitung der notwendigen Entscheidungen gewährleisten zu können.

Auch die aktuelle medial geführte Rufmordkampagne gegen unsere Partei sowie meine Person tut dem vorhandenen Tatendrang keinen Abbruch.


Auch die aktuelle medial geführte Rufmordkampagne gegen unsere Partei sowie meine Person tut dem vorhandenen Tatendrang keinen Abbruch. Es ist eine große Ehre, der Landeshauptmann des schönsten Landes im Herzen Europas zu sein. Im Bewusstsein der besonderen und bewegten Geschichte Südtirols und der großartigen Leistungen unserer Partei geht damit aber auch eine große Verantwortung einher.
Ich danke euch an dieser Stelle für die zahlreichen Anrufe und Nachrichten in den vergangenen Wochen. Eure vielfältigen Zeichen der Unterstützung und Wertschätzung haben mich darin bestärkt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und mich noch einmal für die Nominierung als Spitzenkandidat der Südtiroler Volkspartei zu bewerben.
Die Weichenstellungen, die wir am 17. Dezember gemeinsam vornehmen wollen, sind mitentscheidend, ob es uns gelingen kann, dem Auftrag Sammelpartei wieder erfolgreich nachzukommen. Das bedeutet auch, in einer klaren Wertehaltung alles Notwendige zu tun, um weiteren Schaden von unserer Partei abzuwenden und ein wieder vertrauensvolles Miteinander zu ermöglichen

Völs am Schlern, 2. Dezember 2022

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Dietmar Nußbaumer Fr., 02.12.2022 - 18:53

Frei nach Precht/Welzer: Die Regierung ist für das politische Geschehen legitimiert, nicht die vierte Gewalt (die Medien). Die Autoren meinen zwar die deutschen Leitmedien, treffen aber auch andere Medien ziemlich zielsicher, v.a. wenn es um Sensationierung und ums Aufbauschen geht.

Fr., 02.12.2022 - 18:53 Permalink
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△rtim post Fr., 02.12.2022 - 18:53

Wo steht, dass er nur unter gewissen Voraussetzungen antritt?
Er tritt an. Und das ist auch gut so. Jede andere Entscheidung des LHs wäre wohl nicht nur für die SVP fatal gewesen.

Fr., 02.12.2022 - 18:53 Permalink
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Elisabeth Garber Fr., 02.12.2022 - 20:17

Sehr direkt und transparent - hätte nicht gedacht, dass sich das der LH nochmals antut. Der künftige LH kann ja immer noch spontan zurücktreten, wenn's zu bunt wird.
PS: Arbeitnehmer werden trotzdem kaum die SvP wählen - die haben die Nase längst voll von der lobbyhörigen Mehrheitspartei.

Fr., 02.12.2022 - 20:17 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Fr., 02.12.2022 - 23:14

Muss der Lh nicht Masochist sein, wenn er sich diesen Job, mit dieser Partei, mit diesem Obmann, nochmal freiwillig antut? Ich würde ihm, und vielen in seiner Partei, mal einige Jahre in der Opposition wünschen. Würde der Bodenhaftung nicht schaden.

Fr., 02.12.2022 - 23:14 Permalink
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Albert Pürgstaller Sa., 03.12.2022 - 07:49

Viele fühlen sich berufen, nur einer wird aber ausgewählt. Es war ja köstlich mitanzusehen, wer sich alles beteiligt hat den Bär vorzeitig erledigen zu wollen, um sich selbst in Stellung zu bringen.

Sa., 03.12.2022 - 07:49 Permalink
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rotaderga Sa., 03.12.2022 - 09:05

Er machts wieder, aber werden es die Brüder und Schwestern im Geiste auch schaffen? Oder dürfen wir uns auf eine Bauerbühne freuen? Oder Arno allein im Edelweiß ? Ganz ohne Freunde.

Sa., 03.12.2022 - 09:05 Permalink
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alfred frei Sa., 03.12.2022 - 10:23

„Schließt eure Herzen sorgfältiger als eure Tore. Es kommen die Zeiten des Betrugs, es ist ihm Freiheit gegeben. Die Nichtswürdigen werden regieren mit List, und der Edle wird in ihre Netze fallen". (Götz von Berlichengen mit der eisernen Hand von J.W. von Goeth)

Sa., 03.12.2022 - 10:23 Permalink
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Salto User
gerhard prantl So., 04.12.2022 - 19:48

Den Südtirolerinnen und Südtirolern kann nichts Besseres passieren, wenn Herr Arno Kompatscher weiterhin Landeshauptmann dieses wunderbaren Landes bleibt. Er ist eine integere, faire Persönlichkeit und ich hoffe, dass die Menschen hinter dem Brenner das mehrheitlich honorieren werden.

So., 04.12.2022 - 19:48 Permalink