Freunde im Edelweiß
Foto: Othmar Seehauser
Gesellschaft | Fritto Misto

Sauer

Die „Freunde im Edelweiss“ und verpasste Gelegenheiten: eine Klage.
Gerade habe ich auf Salto.bz gelesen, dass Thommy Widmann 250.000 Euronen von RAI-Chefredakteurin Heidy Kessler haben möchte, wegen „schwerwiegender übler Nachrede“. Die RAI soll einseitig und „abschätzig“ über die „Freunde im Edelweiss“-Affäre berichtet haben, Genaueres können Sie hier nachlesen. Offenbar soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen ordentlichen Rüffel bekommen und sich – husch husch – schnell wieder ins Körbchen verziehen und Ballele spielen, anstatt feinen Herren lästig am Hosenbein zu hängen und den dreckigen Stecken herbeizutragen. Aber bezahlen wir die RAI tatsächlich fürs Schönreden und Beschwichtigen?
Volle Solidarität in der Causa – mit Thommy Widmann. Diese Performance des Kollektivs Gatterer, Widmann, Londesluis, Perathoner und Co. hätte viel mehr verdient. Aber wieder mal zeigt sich die Kleingeistigkeit unseres Landls.
Ich bin ja auch sauer und muss sagen: Volle Solidarität in der Causa – mit Thommy Widmann. Jetzt hat man da diesen Schatz an Verstrickungen und Seilschaften geborgen, jetzt haben sich die einzelnen Akteure dermaßen ins Zeug gelegt, sich in ihrer Wortwahl an Bosheit gegenseitig zu übertreffen, und dann machte die RAI bloß ein paar Berichtlen und einen drögen Runden Tisch draus? So sad! Ich sage: Diese Performance des Kollektivs Gatterer, Widmann, Londesluis, Perathoner und Co. hätte viel mehr verdient. Aber wieder mal zeigt sich die Kleingeisterei unseres Landls: Man hat einfach kein Auge für Potenzial, bzw. dem Zauber, der auch den „Freunden im Edelweiss“ innewohnt.
Ja, das Buch steht auch bei mir ungelesen im Regal (möglicherweise habe ich es in erster Linie erworben, weil meine Wenigkeit darin zitiert wird), 481 Seiten Machenschaften war mir dann doch zu viel des Guten, nachdem ich miterleben musste, wie ein Bekannter bei der Lektüre zunehmend an Lebensfreude verlor („I pocks nimmer und konn decht net aufhearen zu lesen.“). Man wollte ihm das Buch mit einem Stock aus der Hand schlagen, wie man Unvorsichtige aus dem Stromkreislauf schlägt. Das muss doch auch anders gehen, das kann’s doch nicht gewesen sein mit unserer Saga! Lassen wir dieses Juwel jetzt einfach so verstauben, als wären wir die SVP-Parteileitung?
 
Ich bin sauer mit Thomas Hochkofler, der „Thommy fa Afing“, den Südtiroler Polit-Thriller hätte machen können, statt einer Tscheggl-Feelgood-Komödie, die keinem wehtut
 
Deshalb bin ich sauer. Nicht nur mit Heidy Kessler, die zumindest einen Monat lang eine tägliche Sondersendung zum Thema hätte einlegen können. Ich bin sauer mit Thomas Hochkofler, der „Thommy fa Afing“, den Südtiroler Polit-Thriller hätte machen können, statt einer Tscheggl-Feelgood-Komödie, die keinem wehtut. Ich bin sauer mit den Komponisten des Landes, dass sie uns „Freunde im Edelweiss – das Musical!“ versagen, mit Gassenhauern wie der wehmütigen Ballade „Noch nie so einen schwachen Landeshauptmann (er macht alles kaputt)“ oder dem pfiffigen Rap „Das Haalste, das Dreckigste und das Kotzigste (was es gibt)“. Für Freunde der Hochkultur hätte man eine Oper draus machen können, „Les amis en edelweiss“, mit Arien wie „Mon monument, je le casse“ oder „Je suis le roi des autobus (non plus)“, aber nichts da. Beim Ötzi hatte man den Esprit ihn zu vertonen, die „Freunde“ sind’s wohl nicht wert.   
Deshalb, lieber Thommy, ich bin ganz bei dir, wenn du jetzt finanzielle Kompensation verlangst. Da habt ihr euch diese Wahnsinns-Nummer angetan, und dann spricht nicht mal ein Jahr danach quasi keine*r mehr darüber.
Ich bin sauer mit Herbert Pixner, dass er die „Edelweiss-Friends-Polka“ nicht geschrieben hat, eine Kakophonie mit schrillen Untertönen, und ich bin sauer mit Herbert Hintner, der getrost einen Pasticcio „Edelweiss“ hätte kreieren können, mit extra viel Muskatnuss und abführender Wirkung. Die Forst, sonst auch immer pronto mit ihrem Weihnachtsbier, hätte eine Sonderedition „Edelweiss-Bräu“ aufschenken können, extra bitter im Abgang und ölig im Glas, aber nichts da, Gelegenheit verschenkt. Dabei sind wir Südtiroler*innen doch auch sonst so geschäftstüchtig und verscherbeln was geht, Souvenirs und Grundstücke (sogar im Rosengarten), aber von den „Freunden im Edelweiss“ gibt’s nicht mal ein T-Shirt, nicht mal ein Käppi („MEGA: Make Edelweiss great again“). Salto, I’m looking at you. Super sad.
 
 
Von den „Freunden im Edelweiss“ gibt’s nicht mal ein T-Shirt, nicht mal ein Käppi („MEGA: Make Edelweiss great again“).
 
Deshalb, lieber Thommy, ich bin ganz bei dir, wenn du jetzt finanzielle Kompensation verlangst. Da habt ihr euch diese Wahnsinns-Nummer angetan, und dann spricht nicht mal ein Jahr nach Bekanntwerden quasi keine*r mehr darüber.  Das schmerzt in der Künstlerseele. Da kann Geld auch nur ein schwacher Trost sein. Aber vielleicht hast du jetzt ja ein paar Ideen, wie man doch noch was draus machen könnte. Meinen Anteil überweist du mir dann einfach.
Bild
Profil für Benutzer rotaderga
rotaderga Di., 24.01.2023 - 20:24

Sollten beim Lesen dieser Zeilen Bauchgrimmen und Schweißausbrüche auftreten, rate ich, allen Ernstes, zu einem Sud aus Milch, Honig mit dem "Bauchwehbleaml" (Edelweiß-Leontopodium alpinum).

Di., 24.01.2023 - 20:24 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Di., 24.01.2023 - 21:37

Es freut mich, dass Alexandra Kienzl, wie sie hier mitteilt, auf der Seite vom Thomas Widmann ist ("Deshalb, lieber Thommy, ich bin ganz bei dir"). Nicht weil ich den Thommy, den ich kenne und als Person sehr schätze, grundsätzlich heiligsprechen will, sondern weil ich den üblen Manipulationsjournalismus der RAI zutiefst verabscheue. Es wäre sicher gut, wenn es da einmal einen Dämpfer gäbe, aber diese Hoffnung ist wohl vergeblich.

Di., 24.01.2023 - 21:37 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Mathias Lechthaler
Mathias Lechthaler Mi., 25.01.2023 - 14:29

Der Aufschrei blieb aus. Und damit meine ich nicht einmal nur den Aufschrei bezüglich der verrotteten SVP, sondern vielmehr den über unser Beamtentum, das bis über beide Ohren in diese ganzen Angelegenheiten verstrickt und korrupt bis zum geht nicht mehr ist. Aber ja, man kriegt ja immer, was man verdient, oder?

Mi., 25.01.2023 - 14:29 Permalink