Wirtschaft | Landwirtschaft

„Steuern sind da, um zu steuern“

Die Presseaussendung des Münchner Umweltinstituts zu den Spritz-Daten hat hohe Wellen geschlagen. Hanspeter Staffler fordert eine Abkehr von der „Pestizidwirtschaft“.
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Foto: Facebook/Hanspeter Staffler

In einer Aussendung fordert Hanspeter Staffler von den Grünen eine Ökowende und eine Diversifizierung der Produktion, einen vermehrten Anbau von Zwischenfrüchten sowie einen massiven Ausbau des Biolandbaus. Anlass dafür ist eine Veröffentlichung des Münchner Umweltinstituts, in welcher die Spritzhefte von 681 Obstbauern im Vinschgau ausgewertet worden sind. Staffler hat bereits im Herbst 2021 einen Gesetzesentwurf für ein systematisches Pestizid-Monitoring eingebracht, welcher allerdings mehrheitlich abgelehnt wurde. Damit hätte die Grundlage für eine objektive Datenbasis geschaffen werden sollen, aus welcher man Rückschlüsse hätte ziehen können zu den negativen Folgen für die Tier- und Insektenwelt, für die Bevölkerung, aber vor allem für die betroffenen Bauern. Trotz der Ablehnung des Gesetzesentwurfes ist der Grüne Abgeordnete weiterhin davon überzeugt, dass ein Monitoring und eine Abkehr von der „Pestizidwirtschaft – nachdem von März bis September über Glurns bis Salurn eine riesige, aber unsichtbare Pestitzidwolke hängt“ – notwendig seien.

 

 

Danach gefragt, wie diese Ökologisierung der Landwirtschaft, sowohl Obst-, als auch Viehwirtschaft, umgesetzt werden soll, erklärt der Grüne Abgeordnete, dass der Großteil der im Obstbau tätigen Betriebe nicht nach ökologischen Prinzipien arbeiten würden. Zwar sei eine Bio-Zertifizierung dafür nicht Voraussetzung, doch könnte diese garantieren, dass bestimmte Praktiken, wie eben der Einsatz von gewissen chemisch-synthetischen Spritzmitteln, nicht angewandt werden. „99 Prozent der Äpfel werden heutzutage exportiert und 99 Prozent des Getreidebedarfs werden importiert, so können lokale Kreisläufe nicht funktionieren“, argumentiert Staffler und erklärt, dass das gesamte System der Landwirtschaft  zu überdenken sei.

 

99 Prozent der Äpfel werden heutzutage exportiert und 99 Prozent des Getreidebedarfs werden importiert, so können lokale Kreisläufe nicht funktionieren.

 

Auf die Frage, ob der Konsument seiner Meinung nach bereit sei, für die arbeitsintensiven und hochqualitativ produzierten Lebensmittel auch den entsprechenden Preis zu bezahlen, erklärt der Grüne Landtagsabgeordnete, dass nicht alles auf den Konsumenten abgeschoben werden und man nicht „marktgläubig“ sein dürfe, „dann kommen wir aus diesem Teufelskreis niemals heraus“. Vielmehr sei es so, dass die Landwirtschaft nicht am freien Markt agiere, sondern es sich dabei um den mit Steuergeldern am stärksten subventionierten Sektor handle. „Über 200 Millionen Euro fließen jährlich in die Südtiroler Landwirtschaft in Form von verschiedenen Beiträgen“, so Staffler, der dafür eintritt, diese Fördermittel für Ökologisierungsmaßnahmen einzusetzen, frei nach dem Motto: „Steuern sind da, um zu steuern“, schließlich stamme durchschnittlich ein Drittel bis zur Hälfte des landwirtschaftlichen Einkommens aus Subventionen. „Ich zahle gerne meine Steuern zum Erhalt der Landwirtschaft, allerdings müssen diese Gelder für einen gesellschaftlichen Konsens verwendet werden“, betont Staffler.