Politik | Mobilität
„Es isch ginui!“
Foto: Salto.bz
Bereits seit Wochen rumort es in den Gemeinden Rasen Antholz und Olang und es kursieren zahlreiche Gerüchte über Mega-Bauprojekte, Grundstücksspekulationen und die Benachteiligungen jener oder anderer Gewerbe- und Tourismustreibender. Das hat offenbar einige Bürger und Bürgerinnen dazu ermutigt, vor rund zwei Wochen die parteien- und ortsübergreifende Initiative Olang/Rasen Antholz ins Leben zu rufen und selbst das Heft in die Hand zu nehmen bzw. die Bevölkerung über den Stand der Dinge zu informieren. Gemeinsam mit dem Heimatpflegeverband Südtirol und dem Umweltring Pustertal hat die junge Gruppe gestern (27. Jänner) im Kulturhaus von Oberrasen einen Info-Abend unter dem Motto „Redmo dribo: doppelstöckig nachhaltig?“ veranstaltet. Der Saal war brechend voll, über 500 Bürger und Bürgerinnen erwarteten sich Antworten zu den beiden geplanten Bauprojekten.
Konkret ging es dabei um den Kreisverkehr an der Einfahrt nach Olang und jenen an der Einfahrt ins Antholzertal, die im Zuge der Sonderfinanzierung im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2026 realisiert werden sollen. Derzeit wird eine Variante geprüft, wonach in Olang ein einfacher Kreisverkehr mit einer Bypass-Verbindung Bruneck – Innichen errichtet und die Pustertaler Hauptstraße bei der Einfahrt nach Rasen Antholz Richtung Tal verschoben und ein Zwei-Ebenen-Kreisverkehr angestrebt wird.
Jeder will weniger Verkehr, aber niemand fängt bei sich selbst an und lässt deshalb sein Auto stehen.
Wie bereits im Titel ersichtlich wurden die beiden Bauprojekte vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, der Klimaziele und des Landschaftsschutzes beleuchtet. So mutierte die Informationsveranstaltung im Laufe des Abends immer mehr zu einer Kundgebung gegen die „Bauwut“ der Landesregierung, gegen Landschaftsverschandelung und Grundverbrauch, gegen die Erweiterung der Gewerbezone, gegen noch mehr Verkehr und noch mehr Touristen. Nur zwei Wortmeldungen waren zu hören, die den Bauprojekten auch etwas Positives abgewinnen konnten bzw. die gesamte Nachhaltigkeits- und Verkehrsreduzierung auf die Realität herunterbrachen, nach dem Motto: Jeder will weniger Verkehr, aber niemand fängt bei sich selbst an und lässt deshalb sein Auto stehen.
Ungelegte Eier
Moderiert wurde der Abend von der Sprecherin der Gruppe, Katja Renzler, die sich selbst als zukünftige Bestseller-Autorin beschrieb, und wohl auch aus diesem Grunde die rund einstündige Einführung in Form einer literarischen Unterhaltung gestaltete. In die Informationen wurden Aussagen von Thomas Schuster, Bürgermeister der Gemeinde Rasen Antholz gepackt, die er bei der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag (26. Jänner) getätigt hatte. Schuster selbst war zwar anwesend wie auch die Vize-Bürgermeisterin und Nachhaltigkeitsbeauftragte Silke Hecher, seine Aufgabe bestand jedoch ausschließlich darin, auf Fragen aus dem Publikum zu reagieren. Den Gemeinde-Politikern, die es augenscheinlich verabsäumt hatten, selbst die Initiative zu ergreifen und die tags zuvor abgehaltene Gemeinderatssitzung als Bürgerversammlung zu veranstalten, kam somit lediglich eine Statisten-Rolle zu. Bezeichnend für die offenbar internen Unstimmigkeiten zu diesem Projekt war die Wortmeldung eines Gemeinderatsmitgliedes und und gleichzeitig Mitglied der Initiative Olang/Rasen Antholz, der sich klar gegen die Bauprojekte aussprach und betonte, dass diese mit den Zielen des Klimaplans der Landesregierung nicht zu vereinbaren seien: Wenn der Verkehr ohnehin bis 2030 massiv reduziert werden soll, wozu dann noch solche Riesenbauten?
Wie Renzler erklärte, seien die Gemeindevertreter, und eben auch Schuster, vorab zu einer Podiumsdiskussion eingeladen worden, hätten allerdings abgelehnt. Schusters Version zufolge, sei die ganze Sache ziemlich kurzfristig über die Bühne gegangen, auch sei der persönliche Kontakt mit ihm nicht gesucht worden, was Renzler widerlegte.
Alfreider allein in Oberrasen
Zur Veranstaltung nach Oberrasen gekommen war auch Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, mutterseelenallein und ohne Unterstützung der technischen Abteilung, welche für die Machbarkeits- und Variantenstudien zuständig ist. So versuchte er den Anwesenden den bürokratischen Behördengang klar zu machen und dass das Land zum einen keine Projekte umsetzen will, die es nicht braucht, und zum anderen nicht etwas gegen den Willen der Gemeinde bauen wird. Nachdem die technischen Arbeiten aber noch nicht abgeschlossen sind, ersuchte er mehrmals darum, seinem Amt die notwendige Zeit zu geben, diese abzuschließen. Anschließend sei man gerne bereit, die Bevölkerung zu informieren. Während die Gemeinde und das zuständige Landesamt aber offenbar der Meinung sind, dass das Variantenstudium und die Datenanalysen erst abgeschlossen werden sollten, bevor man an die Öffentlichkeit geht, zeigte sich Renzler überzeugt, dass man die Bürger und Bürgerinnen informieren müsste, „bevor das Ei gelegt sei“. Präsentiert und diskutiert wurden deshalb einige Varianten – von insgesamt rund zwölf –, die allerdings auf breite Ablehnung stießen, vor allem das Zwei-Ebenen-Kreisverkehr-Projekt an der Einfahrt nach Antholz. Albert Willeit, Obmann des Heimatpflegeverbandes Pustertal, hatte dazu einige Renderings erstellt, welche, wie Landesrat Alfreider bestätigte, den geprüften Varianten sehr nahe kommen: Ein erschrecktes „Oh“ und „Ah“ war deshalb im Saal zu hören, als die Bürger und Bürgerinnen sahen, in welcher Größenordnung die Projekte geplant werden.
Wie Willeit erklärte, beschäftige man sich seit 40 Jahren für „gscheide“ Verkehrslösungen und setze sich für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs ein. Vor diesem Hintergrund müsse man sich auch fragen, ob man noch mehr Gäste und noch mehr Verkehr brauche. „Immer wieder gehen die Entscheidungen in die falsche Richtung“, zeigte sich Willeit überzeugt. Eine Zwei-Ebenen-Lösung an der Einfahrt ins Antholzertal sei deshalb der falsche Weg und ein einfacher Kreisverkehr weitaus landschaftsverträglicher. Die Zwei-Ebenen-Lösung sieht nämlich einen Kreisverkehr anliegend an das Betriebsgelände des Holzhofes vor, die Pustertaler Staatsstraße soll laut den Berechnungen dabei in rund sechs Metern Höhe über den Kreisverkehr führen. Für Unmut sorgte allerdings nicht nur die Verschandelung des Landschaftsbildes, sogar ein Touristiker, der eine Umfrage bei seinen Gästen durchgeführt hatte, sprach sich vehement gegen diese Lösung aus, sondern auch mögliche Grundstücksspekulationen.
Denn angeblich stehe diese Variante in Zusammenhang mit einer Umwidmung von rund zwei Hektar Grund in Gewerbezone. Gegen eine Gewerbe- oder Industriezone, wo keine sein darf, will man sich allerdings vehement wehren, so Willeit, der betonte, dass es nicht um Polemik gehe, sondern um konstruktive Lösungen. „Klimaprediger“ Helmuth Moroder stellte die Inhalte des Klimaplanes der Landesregierung vor, wonach der CO2-Ausstoß bis 2030 Reduzierung um 55 % reduziert werden müsse. Dafür müsse auf das Auto verzichtet und die Bahninfrastruktur ausgebaut werden. Die Aufenthaltsdauer der Touristen müsse verlängert werden, was die An- und Abreisetage verkürze. Allein dadurch könnte eine erhebliche Verkehrsreduzierung erzielt werden. Wie die Gäste dazu gebracht werden sollen, sich länger in Südtirol aufzuhalten, verriet Moroder allerdings nicht.
In der anschließenden Diskussion äußerten sich die Anwesenden mehr als deutlich gegen die Bauprojekte, die ihrer Meinung nach nur noch mehr Verkehr anziehen würden. „Es isch ginui“, sagten die Bürger und Bürgerinnen. Auch die Enteignung der landwirtschaftlichen Gründe und der Vorwurf, dass mit einem betroffenen Grundstücksbesitzer überhaupt nicht gesprochen worden sei, wurden thematisiert. Dieser wollte nicht einen Quadratmeter seines Grundes für den Bau des Kreisverkehres hergeben. Treffender hätte die Stimmung allerdings wohl nicht zusammengefasst werden können als von Pfarrer Cassian, der zwar nicht anwesend war, aber ausrichten ließ:
Wenn die Kirche dreimal im Jahr voll ist, dann bauen wir auch nicht gleich eine neue Kirche. Ich wünsche mir, das alles so bleibt, wie es ist!
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Ich weigere mich feierlich,
Ich weigere mich feierlich, mir einreden zu lassen, dass es vernünftigen Straßenbautechnikern mit etwas gutem Willen und Sachverstand nicht gelingen wird, für die zwei Abzweigungen nach Olang und Niederrasen - vielleicht mit geringfügigen Verlagerungen der Einmündungen - zweckdienliche Kreisverkehre auf dem derzeitigen Niveau der Pustertaler Staatsstraße zu planen.
Diese würden nach entsprechender Realisierung für alle Ewigkeit genügen.
Jedenfalls ist jetzt maximale Wehrhaftigkeit gefragt.
Hoffentlich wird dieser
Hoffentlich wird dieser Ausbau nicht umgesetzt und verstärkt der öffentliche Verkehr in den Fokus genommen und qualitativ verbessert.
Für die paar Tage Olympia
Für die paar Tage Olympia 2026 braucht es sicher nicht das doppelstöckige Ungeheuer, mit dem die Projektanten die Landschaft vergewaltigen wollen und noch weniger, den mit Strom vereisten Bob-Kanal in Cortina, "auf dem die paar Atlethen ihre Jagd um 1000stel Sekunden durch die Eisrinne hinunter jagen" und zudem noch der Gemeinde Cortina außer der verpatzten Landschaft, auch noch über Jahrzehnte Folgekosten bis zum Überdruss aufhalst!
Allerhöchste Zeit, endlich die Beton- und Eisenreste der vorigen Olympiade zu verräumen!
Antwort auf Für die paar Tage Olympia von Josef Fulterer
An den Folgekosten beteiligt
An den Folgekosten beteiligt sich - das wurde so ja schon festgeschrieben - auch das Land Südtirol kräftig.
Antwort auf An den Folgekosten beteiligt von G. P.
Höchste Zeit, "dass bei die
Höchste Zeit, "dass bei die Obrigkeit nicht nur bei den Umwelt-D A Y S dicke Sprüche und große Versprechungen macht, sondern endlich auch danach handelt," auch wenn sie sich damit "den heiligen Zorn von ein paar Sport-Fritzen holen wird."
Ahrnthaler seht euch vor,wenn
Ahrnthaler seht euch vor,wenn bei dirsem Projekt die "Baufirma" pleite anmeldet,habt ihr eine "Scheissbaustelle" ind zwei drei Jahre geht nichts weiter,so wie bei uns im Vinschgau : Kastelbellertunnel und Zugverbindung Töll - Meran ,Weiterfahrt mit Bus.Verlasst euch nicht auf Aussagen und BESCHÖNIGUNGEN von Alfreider,Land und Co. "genui,ische genui! B R A V O!!!!!
Werden die Techniker
Werden die Techniker eigentlich immer noch prozentuell zur Auftragssumme entschädigt?
Hat denn nicht beim letzten
Hat denn nicht beim letzten Biathlon Weltcup in Antholz der LH Kompatscher irgendwas von "nachhaltigem Verkehrskonzept" oder ähnlichem für die olympischen Bewerbe in Antholz geredet? Dazu braucht man sicher eine zweistöckige Lösung (sarkasm off). Wenn es um Nachhaltigkeit, Verkehrsreduktion, Landschaftsschutz, Bodenversiegelung, Klimaschutz, etc. geht, leben die schönen Worte und die gesetzten Taten leider in zwei unterschiedlichen Universen. Tourismus ist sicher wichtig für Südtirol, das Ausmaß, das er jetzt angenomen hat, ist allerdings krank. Wer das nicht glaubt besucht z.B. den Pragser Wildsee: Das ist dort, wo die Parkfläche größer ist als die Wasserfläche, spätestens nach dem nächsten trockenen Sommer.
Antwort auf Hat denn nicht beim letzten von Ernst Aschbacher
ich habe auch an der
ich habe auch an der Bürgerversammlung in Oberrasen teilgenommen und wollte mich wegen der Umfahrung von Percha zu Wort melden, aber ein Rasner Baumeister sagte mir, er sei sicher, dass die Umfahrung in gerader Linie unterm Dorf – also rechts von der Straße – verläuft.
Aber laut Plan wird ähnlich wie in Kiens von einem kürzeren Verlauf abgewichen. In einem großen Bogen in geschlossener Tunnelbauweise wird am Ende der Ortschaft in einem schwierigen Bereich (Straße, Häuser und Friedhof) die Umfahrung in den Berg geführt. Dadurch wird die Umfahrungsstraße unnötigerweise verlängert und unverhältnismäßig verteuert. Von Nachhaltigkeit kann man da wirklich nicht mehr reden, denn die Fahrtstrecke wird um ca. 800 m länger und das noch unterirdisch durch einen Tunnel!
Deswegen komme ich darauf zurück und da ich auch auf die PV-Überdachung und auf die Einschienen-Hängebahn oberhalb der Straße ins Antholzertal denke, wäre der Bereich der Abzweigung der alten Straße westlich vom „Tonig Stöckl“ günstig oder man baut den Kreisverkehr unterirdisch. Die heutige Kreuzung kann dann bedarfsgerechter umgestaltet werden. Die eingesparten zig Millionen von Percha könnte nicht nur der offen verlaufende Teil der Umfahrung von Percha (mit PV-Überdachung) eingehaust werden, um so schon für die Elektrifizierung der Pustertalerstraße mit dem EHB-System vorzusorgen.
Zur Olympiade wäre aber eine EHB zum Antholzersee die Sache zum Vorzeigen und Erfahrungen für die vorgeschlagene zweispurige EHB auf der Vinschger- und Pustertalerstrecke zu machen. Das „Sunglider“-Vorhaben von Osnabrück soll eine Ansporn dazu sein!
Antwort auf ich habe auch an der von Albert Mairhofer
Herr Mairhofer, Sie bringen
Herr Mairhofer, Sie bringen immer wieder eine Einschienen-Hängebahn mit dem EHB-System ins Spiel. Das scheint eine Erfindung von Ihnen zu sein. Gibt es eine solche Hängebahn schon in der Realität? Auch in Südtirol?
Werte Landesobere!
Werte Landesobere!
Baut endlich an der einen Stelle (Aus-Einfahrt Olang) als auch an der anderen Stelle (Aus-Einfahrt Rasen Antholz) ein einfaches zweckgebundenes Rondel und redet nicht dauernd über nicht brauchbare Boden und Raum fressende Monster-Phantasiebauten herum, die ohnehin nur ein paar Tage lang und einigen wenigen Nimmersatten dienlich wären.