Politik | Aktionismus

„Es gibt Schlimmeres“

Die Aktionen der Gruppe XR im Naturmuseum und einer unbekannten Gruppe auf dem Obstmarkt haben für Polemiken gesorgt. Nun bezieht Landeshauptmann Kompatscher Stellung.
Kompatscher, Arno
Foto: LPA/Fabio Brucculeri

Vor rund einer Woche hat die Gruppe Extinction Rebellion (XR) im Naturmuseum in Absprache mit dem Direktor David Gruber eine Aktion durchgeführt, um auf die zunehmende Verschmutzung der Meere aufmerksam zu machen. So wurde beispielsweise das Glas eines Aquariums mit abwaschbarer Farbe bemalt und sichtbare Zeichen von Handabdrücken hinterlassen. Eine weitere Aktion, zu der sich allerdings noch niemand bekannt hat, hat sich auf dem Bozner Obstmarkt zugetragen: Über das Wochenden wurde die Neptunstatue mit Plastikmüll behängt, aus der Bekennerbotschaft geht hervor, dass es sich dabei um Müll von den Talferwiesen handelt. Neben Zuspruch ernteten die beiden Aktionen auch einige Kritik, so von der Freiheitlichen Landtagsabgeordneten Ulli Mair, die in ihrer Presseaussendung erklärte, dass das Allgemeingut vor Aktivisten geschützt gehört. Auch der Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi und sein Vize Luis Walcher äußerten sich kritisch über den „Vandalenakt“ auf dem Obstmarkt.

 

 

Im Anschluss an die heutige (14. Februar) Sitzung der Landesregierung bezog auch Landeshauptmann Arno Kompatscher Stellung und meinte, dass es einen großen Unterschied gebe zwischen Aktivisten, die ohne Genehmigung bzw. ohne Absprache eine derartige Aktion in einem Museum durchführten und damit einen Schaden an den Ausstellungsstücken in Kauf nehmen würden, und der Gruppe XR, die kürzlich im Einvernehmen mit dem Museumsdirektor auf die zunehmende Umweltverschmutzung aufmerksam gemacht habe. „Für mich war es eine Performance, mit der die Akteure auf gravierende Probleme wie die Klimaerwärmung aufmerksam machen wollten“, so Kompatscher, der meinte: „Welch besseren Ort als das Naturmuseum gäbe es, um auf die Gefahren für unseren Planeten hinzuweisen?“

 

Welch besseren Ort als das Naturmuseum gäbe es, um auf die Gefahren für unseren Planeten hinzuweisen?

 

Er stimme mit dem Museumsdirektor überein und begrüße solche Aktionen, die im Einvernehmen durchgeführt werden. Schließlich sei es auch die Aufgabe des Museums, die Besucher zu informieren. „Ich sehe diese Performance, die keinerlei Schaden an den Kulturgütern zur Folge hatte, durchaus positiv“, so Landeshauptmann Kompatscher, der auch den Mitgliedern von XR ein Lob aussprach, die nicht auf zerstörerischen Aktionismus aus waren. Was das „Schmücken“ der Neptunstatue mit Alu-Dosen und Plastikmüll betraf, erklärte der Landeshauptmann, dass es wohl „Schlimmeres gibt“. Schließlich sei kein Schaden entstanden und mit „kreativen“ Methoden sei die Bevölkerung auf ein Umweltproblem aufmerksam gemacht worden.

Der Äußerung des LH ist nichts hinzuzufügen. Er hat es auf den Punkt gebracht, was sinnvolle und abgesprochene Aktionen sind und zum Nachdenken anregen sollen.
Seien wir uns ehrlich, wer hat sich schon einmal eingehend mit dem Korallensterben befasst, wohl wenige, ist ja alles so weit weg.
Und zu der Protestaktion am Neptunbrunnen möchte ich nur bemerken, dass es mir halt lieber ist, daß Müll auf einem Freizeitgelände eigesammelt wir, als dass mit einem Protestmarsch durch die Stadt u. U. weiterer Müll am Ende liegen bleibt.

Mi., 15.02.2023 - 08:27 Permalink

Die Botschaft dieser Aktion ist klar. An der Stelle von „Korallen“ kann man auch Gletscher, Bodenverbrauch, Stau, Biodiversität, Luft, Tourismus, Billiglöhne usw. einsetzen.
Wer nicht Tomaten auf den Augen hat, der sieht, was in diesem Land geschieht: es vergeht keine Gelegenheit, in der Achammer, Lanz, Tauber usw. für die SVP eine Repräsentation der gesamten Gesellschaft in Anspruch nehmen.

An der Klima-Frage zeigt sich dieser Bluff als „every day for greenwashing“ von Kompatscher und seiner Landesregierung. Es braucht eine massive Unterstützung der Klimaproteste und eine Systemkorrektur in der demokratischen und ökonomischen Organisation.
Denn die Unantastbaren Oberrauch, Pinzger, Gostner und Pan usw. liefern die Heiligsprechung für das Wunderland, das es nicht gibt. Wenn die Politik blockiert, müssen wir Bürger handeln.

Mi., 15.02.2023 - 08:46 Permalink

es sei allen gedankt, die solche friedliche Protestaktionen organisieren, durchführen, erlauben und unterstützen und damit uns alle (BürgerInnen und PolitikerInnen) darauf aufmerksam machen, daß wir dringend gemeinsam etwas ändern müssen, um die Umwelt-und Klimaprobleme noch in den Griff zu bekommen...

Do., 16.02.2023 - 08:26 Permalink