Conchita Wurst, alias Tom Neuwirth, ist angekommen. Seit Jahren hat sich der schwule Absolvent einer Modeschule als Sänger beworben: bei der ORF-Starmania, dann bei der Sendung „Die große Chance“ und schon einmal als Kandidat(in) für den ESC. Dass dieses Jahr der Sieg so fulminant ausfallen würde, hatten sich nicht einmal die – immer sehr gut informierten – Wettbuchmacher Großbritanniens träumen lassen.
Das Lied „Rise Like a Phoenix“, vom Budapester Art Orchester eingespielt, ist ein hochprofessioneller Song in der Kategorie massentaugliche Unterhaltungsmusik mit einem keineswegs banalen Text über Liebe und Identität. Hier die deutsche Übersetzung: http://www.songtexte.com/uebersetzung/conchita-wurst/rise-like-a-phoenix-deutsch-3bd6dc54.html
Vor allem aber ist die stimmliche Leistung von Conchita absolut unbezweifelbar und ihre Bühnen-performance als Drag-queen mit Bart wohl eine der originellsten Einfälle dieser Szene seit Jahren.
Aber Conchita Wurst ist nicht nur eine schrille und glamouröse Drag-queen, sie ist eine hochsensible, gebildete und engagierte Kämpferin für Toleranz und gegen jede Form der Ausgrenzung – nicht nur gegen Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit. Dafür wurde sie im Vorfeld des ESC von vielen Seiten angefeindet: Russland und andere osteuropäische Staaten waren da führend, aber auch in Österreich sagten bei einer Meinungsumfrage des Krawallblattes „Kronen Zeitung“ 79% der Befragten, sie fänden das gar nicht gut, dass Conchita Österreich beim Song Contest vertritt. Bin schon gespannt, wie die so hochpatriotische Massenzeitung mit ihren 2 Millionen Lesern da die Kurve kratzen wird.
Aber selbst auf salto habe ich gesehen, dass es empörte Kommentare dazu gibt. Deshalb möchte ich nur ein paar Dinge aus der – ach so linksliberalen deutschen Zeitung „Die Welt“ – zitieren und jedem ins Stammbuch schreiben.
„Super, einiges Europa! Deine Queen heißt Conchita“ titelt die „Welt am Sonntag“. Und weiter:
„Natürlich haben die schwulen Communitys in allen Ländern Europas begeistert für Conchita Wurst gestimmt, aber die Televotings der Zuschauer sind auch dahingehend interpretierbar, dass die staatsgelenkten homophoben Kampagnen in Ländern Osteuropas weniger fruchten als gedacht. "Ob er einen Bart hat oder keinen Bart, ob er Mann ist oder Frau – das ist unwichtig, es ist ein Wettbewerb", sagte der russische "Pop-Papst" Filipp Kirkorow am Sonntag im Staatsfernsehen.“
Den ganzen Artikel könnt ihr hier lesen: http://www.welt.de/vermischtes/article127872170/Super-einiges-Europa-Deine-Queen-heisst-Conchita.html
Und zu Recht hat Conchita in ihrer ersten Stellungnahme in Kopenhagen, nach getrockneten Emotionstränen, gerufen: we are unstoppable – wir sind nicht aufzuhalten.