Stellen Sie sich vor, Sie haben 80 Prozent des Medienmarktes in einer Region in der Hand, dürfen aber keine Zeile über die Nachricht in den eigenen Medien veröffentlichen. Denn zum Selbstverständnis im Hause Ebner gehört auch ein klares Credo: „In Südtirol passiert nur das, was wir schreiben“. Was also weder in den Dolomiten oder auf STOL noch im Alto Adige steht, das gibt es eigentlich erst gar nicht in diesem Land.
Stellen Sie sich vor, Sie haben 80 Prozent des Medienmarktes in einer Region in der Hand, dürfen aber keine Zeile über die Nachricht in den eigenen Medien veröffentlichen.
Vor diesem Hintergrund war es absehbar, dass man in den Athesia-Medien keine Zeile über die Pressekonferenz von salto.bz und das Solidaritätsmanifest von Hans Heiss lesen wird, das inzwischen von weit über 1.000 Südtirolerinnen und Südtirolern unterzeichnet wurde. Am heutige Samstag ist in den Dolomiten zwar ein triefsinniger Kommentar des Chefs vom Dienst Klaus Innerhofer erschienen, aber auch er hält sich an den ungeschriebenen Leitsatz im Ebnerreich, den Parias auf keinen Fall beim Namen zu nennen. So philosophiert der Samstag-Kolumnist eben über die „Taschenspielertricks eines kleinen Onlineportals“.
Gleichzeitig hat man am Bozner Weinbergweg aber ein anderes Problem. Der Athesia-Konzern hat in seinen über zwei Dutzend Unternehmen rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit Tagen in den lokalen, nationalen und internationalen Medien die Geschichte mitbekommen. Auch auf der Kommandobrücke des medialen Flugzeugsträgers muss man davon ausgehen, dass die Belegschaft, den „Il fatto quotidiano“, „Domani“, die „Süddeutschen Zeitung“ den „Standard“ oder die FAZ liest, die allesamt auf die „Taschenspielertricks“ hereingefallen sind und über die „Medienaffäre in Südtirol“ (FAZ) berichten.
Wie soll man dagegen vorgehen, ohne gegen das eigene Totschweige-Edikt zu verstoßen?
Die Antwort ist ein Brief des eigenen Konzernanwaltes.
So haben die Beschäftigten des Athesia-Konzerns am vergangenen Donnerstag Post von Anwalt Giancarlo Massari erhalten. Der Ebner-Anwalt versucht in dem Rundschreiben die Aussagen aus der Salto-Pressekonferenz aber auch den Inhalt einer Pressesaussendung der Journalistenkammer Trentino Südtirol „richtigzustellen“. „I contenuti, per come esposti dai legali di Salto e dal legale rappresentante di Demos.02, sono stati confezionati in maniera tale da mistificare il reale oggetto e portata dell’iniziativa di miei mandanti“, heißt es in dem Massari-Brief. Das Schreiben endet mit der Feststellung, „dass die zuständigen Stellen, die Ansprüche der Athesia bewerten werden“.
Damit dürfte das Bozner Landesgericht gemeint sein.
Es sind längst über ein Dutzend SVP-Funktionäre, die das Solidaritätsmanifest von Hans Heiss unterschrieben haben. Auffallend ruhig ist es an der Spitze der Regierungspartei. SVP-Obmann Philipp Achammer hat bekanntlich einen besonders guten Draht in den Bozner Weinbergweg. Deshalb weiß Achammer auch zu gut, dass eine neutrale Haltung in diesem Konflikt im Hause Ebner kaum goutiert wird.
Philipp Achammer weiß nur zu gut, dass eine neutrale Haltung in diesem Konflikt im Hause Ebner kaum goutiert wird.
Auch deshalb dürfte sich der SVP-Obmann recht klar positioniert haben. Auf Twitter.
Salto.bz-Kolumnistin Alexandra Kienzl hat vor drei Tagen das Manifest von Hans Heiss gepostet und dazu geschrieben: „Viel Unterstützung, aber auch viel Stille. Dabei geht die Sache uns alle an: Wenn ein Medium eingeschüchtert wird, zahlt die Meinungsfreiheit drauf. Deshalb: Farbe bekennen!“
Es ist Willy Vontavon, der wenig später antwortet.
„Na ja, Meinungsfreiheit in der Presse hat aber auch ihre Grenzen, die vom Gesetz geregelt sind. Und wo es Regeln gibt, sollte es von einem Betroffenen auch die Möglichkeit geben, diese einzufordern. Journalisten sind schließlich nicht unfehlbar. Oder doch? ;-)“, laut sein Retweet.
Willy Vontavon ist der Chefredakteur des „Brixner“, SVP-Gemeinderat und er war bis vor eineinhalb Jahren Vizepräsident der Journalistenkammer Trentino-Südtirol.
Es sind zwei bekannte Personen, die diese Erwiderung Vontavons liken. hds-Präsident Philipp Moser und SVP-Obmann Philipp Achammer.
Achammer gibt sein „Gefällt mir“ von seinem offiziellen Twitter-Account als „Obmann der Südtiroler Volkspartei - Landesrat für Deutsche Bildung und Kultur, Handel und Dienstleistung, Handwerk, Industrie, Arbeit und für Integration“ ab.
Auch so kann im Jahr der Landtagswahlen seine Verbundenheit erklären.