Politik | Klimaprotest
„Friedliche Aktion“
Foto: (Foto: salto.bz)
„Ich will von der Landesregierung eine klare Stellungnahme zu diesem Vorfall und ein klares, unzweifelhaftes Bekenntnis zum Schutz der Landesmuseen“, polterte Ulli Mair Anfang Februar. Die freiheitliche Landtagsabgeordnete weiter: „Die Verantwortlichen für diese Aktion müssen zur Rechenschaft gezogen werden, denn es stellt sich die Frage, wer für die Schäden, das Entfernen der Farbe und die Reinigung des Aquariums geradesteht“. Mair forderte eine rasche Aufklärung des Vorfalls und kündigte notfalls auch eine Eingabe beim regionalen Rechnungshof an.
Anlass der blauen Aufregung war eine Aktion der Klima-Aktivistengruppe Extinction Rebellion (XR) im Bozner Naturmuseum am 8. Februar 2023. Drei XR-Aktivistinnen und Aktivisten haben das Korallenriffaquarium im Naturmuseum Südtirol mit schwarzer Farbe übermalt, um damit ein Zeichen gegen die Klimakrise und die unzureichenden Maßnahmen zu setzen. Die Aktion war aber zuvor mit dem Direktor des Naturmuseums, David Gruber abgestimmt worden. Er unterstützte laut einer Aussendung der Klima-Aktivisten die Aktion.
Die Anfrage
Ulli Mair reicht fünf Tage später ein Landtagsanfrage zu dieser Protestaktion ein.
In der Anfrage heißt es:
„Die von Beobachtern einhellig als radikal eingestufte Umweltschutzbewegung „Extinction Rebellion“ führte am Mittwoch, den 8. Februar im Bozner Naturmuseum, welches zu den Südtiroler Landesmuseen in öffentlicher Hand gehört, eine Schmieraktion durch, bei dem das Korallenriffaquarium mit schwarzer Farbe verunstaltet wurde. Die Aktivisten warfen der Südtiroler Landesregierung vor, „immer noch deutlich zu wenig“ zu tun, um „die Klimakrise und die ökologische Krise zu bekämpfen“ und richteten entsprechende Forderungen an sie. Der Direktor des Museums hat die Aktion mit der Begründung, Museen spielten bei der Bewältigung des Klimawandels und der biologischen Vielfalt eine zentrale Rolle und könnten diese Themen einem breiten Publikum vermitteln, mitunterstützt.
Auf der Facebook-Seite von „XR.BZ Extinction Rebellion South Tyrol“ ist zudem Folgendes zu entnehmen:
„[...] Diese Fotos zeigen Michele, Vic, Nikodem und Nau während der gewaltfreien direkten Aktionen auf der UN- Klimakonferenz, die im September 2021 in Mailand stattfand. Aufgrund dieser Aktionen wird der Prozess gegen diese vier Mitglieder unserer Ortsgruppe und vier weitere Rebell:innen aus anderen italienischen Städten morgen, den 24. Januar, beginnen. Ein Prozess, der für Nau und Vic zu bis zu einem Jahr Gefängnis führen könnte „
„[...] Diese Fotos zeigen Michele, Vic, Nikodem und Nau während der gewaltfreien direkten Aktionen auf der UN- Klimakonferenz, die im September 2021 in Mailand stattfand. Aufgrund dieser Aktionen wird der Prozess gegen diese vier Mitglieder unserer Ortsgruppe und vier weitere Rebell:innen aus anderen italienischen Städten morgen, den 24. Januar, beginnen. Ein Prozess, der für Nau und Vic zu bis zu einem Jahr Gefängnis führen könnte „
Dann stellt die freiheitliche Landtagsabgeordnete insgesamt 9 Fragen an die Landesregierung. Dabei wollte Ulli Mair wissen, wie die Südtiroler Landesregierung zu dieser Aktion steht und ob sie vom Direktor gegenüber der Landesregierung angekündigt wurde? Was die Landesregierung dazu sagt, „dass ein Landesmuseum sich an einem politisch aufgeladenen Aktionismus beteiligt bzw. Aktivisten bei der Durchführung desselben unterstützt?“.
Ob Kompatscher & Co informiert sind, dass sich Mitglieder derselben Gruppe vor der Justiz verantworten müssen und welche Rolle Museumsdirektor David Gruber gespielt habe?
Ulli Mair wollte aber auch wissen, ob die Aktion während der Besuchszeiten stattfand, ob die Aktivisten Eintritt bezahlt haben und wer für die Reinigungs- und Aufräumarbeiten aufkommt.
Die Antwort
Jetzt hat Landeshauptmann Arno Kompatscher, in seiner Funktion als Landesrat für Museen auf die Landtagsanfrage von Ulli Mair geantwortet.
Eingehend stellt Kompatscher dabei klar: „Diese Sensibilierungsveranstaltung im Naturmuseum wurde ohne das Wissen der Landesregierung durchgeführt. Die Landesregierung begrüßt es aber, dass besonders auch Museen auf Veranstaltungen rund um das Thema der Nachhaltigkeit setzen. Gerade das Naturmuseum Südtirol ist ein geeigneter Ort um auf die gravierenden Probleme wie die Klimaerwärmung und das Artensterben hinzuweisen.“
Dann schreibt der Landeshauptmann: „Um unkontrollierten Aktionismus in Museen zu vermeiden, wie in jüngster Vergangenheit in einigen Museen in Europa geschehen, findet es die Landesregierung angemessen, mit Akteuren eine gemeinsame und koordinierte Sensibilisierungsmaßnahme durchzuführen, um genau dadurch Kultur- und Naturgüter vor potenziellen Schäden zu schützen.“ Und weiter: „Die Südtiroler Landesregierung hat die Probleme im Bereich Klimakrise und Nachhaltigkeit erkannt, nimmt diese ernst und kann nachvollziehen, dass sich Personen und Gruppierungen um ihre Zukunft sorgen.“
Es ist ein klares Bekenntnis zur Botschaft der XR-Aktion. Gleichzeitig tritt Kompatscher aber auch einer Kriminalisierung der Aktivisten energisch entgegen: „Keiner der an der Veranstaltung im Naturmuseum Teilnehmenden war laut eigenen Angaben vorbestraft.“
Die Landesregierung stellt sich aber auch offen hinter Museumsdirektor David Gruber.
„Der Direktor des Naturmuseums war über die Gruppierung und auch das offene Verfahren informiert. Die Sensibilisierungsveranstaltung im Naturmuseum zum Thema Klimawandel und Artensterben hat sich kurzfristig im Rahmen der laufenden Tätigkeiten ergeben und wurde mit der Direktorin des Betriebs Landesmuseen abgesprochen“.
Dem Museum seien durch diese Sensibilisierungsveranstaltung zu keinem Zeitpunkt Kosten entstanden. Denn auch die Reinigungs- und Aufräumarbeiten wurden von zwei Teilnehmerinnen am Montag nach der Veranstaltung, außerhalb der Besuchszeiten des Naturmuseums, und ebenso auf eigene Kosten durchgeführt.
Es handelte sich also um eine friedliche und vorab vereinbarte und nicht um eine gewalttätige und illegale Aktion.“
Das Resümee in der Antwort ist klar und deutlich. „Es handelte sich also um eine friedliche und vorab vereinbarte und nicht um eine gewalttätige und illegale Aktion“, schreibt der Landesrat für Museen.
Auch dem Vorwurf von Ulli Mair, dass es verboten sei, in einem Landesmuseum eine politische Kundgebung abzuhalten, widerspricht Arno Kompatscher.
In der Antwort heißt es dazu: „Es handelte sich bei dieser Veranstaltung nicht um eine politische Kundgebung, sondern um eine Sensibilisierungsveranstaltung des Naturmuseums zu den naturkundlichen Themen Klimawandel und Biodiversitätsverlust.“
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Anfrage an die
Anfrage an die Landesregierung: gibt es im Ötzi-Museum noch freie Vitrinen zum Archivieren für Autor*innen von solchen unsinnigen Anfragen?
Die Landesregierung fördert
Die Landesregierung fördert gesetzeswidrige Aktionen weil diese dem Zeitgeist entsprechen.
Wenn derartige Aktionen tatsächlich erwünscht sind, dann möge sie den gesetzlichen Rahmen schaffen.
Wenn LH. Kompatscher glaubt auf diese Weise Wähler zu gewinnen, dann ist das Populismus in Reinkultur: die Regierung ruft zu zivilem Ungehorsam auf!
Antwort auf Die Landesregierung fördert von Otmar Pattis
wo ist dieser Aufruf zum
wo ist dieser Aufruf zum zivilen Ungehorsam nachzulesen? Möchte mich anschließen.
Ulli, die Rebellen haben vor
Ulli, die Rebellen haben vor ihrer Aktione sogar den Boden sauber abgeklebt?
Wahrscheinlich sauberer als so mancher Maler es gemacht hätte...
"Es handelte sich bei dieser
"Es handelte sich bei dieser Veranstaltung nicht um eine politische Kundgebung, sondern um eine Sensibilisierungsveranstaltung des Naturmuseums" aha, deshalb mußte auch logischerweise kein Eintritt bezahlt werden. Die Teilnehmer waren also keine Rebellen, sondern Kooperations- bzw. Projektpartner des Museums. Was ich aber nicht verstehe, weshalb die Medien nicht neutral diesen Sachverhalt berichtet haben und mit Schlagzeilen wie: "Die Klima-Aktivisten haben auch in Bozen zugeschlagen. Ziel: Das Bozner Naturmuseum." gezielt Emotionen schürten. https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2023/02/tag-Bozner-Natur…
Antwort auf "Es handelte sich bei dieser von Daniel Kraler
Besser etwas Legales zu
Besser etwas Legales zu machen und es (in den Medien) illegal erscheinen zu lassen. Normalerweise läuft es genau umgekehrt. Und nur darüber sollten wir uns aufregen!