Politik | SVP

Frischer Wind in der Landespolitik?

Die Gespräche um die noch ausstehenden Plätze auf der Kandidatenliste der SVP für die Landtagswahlen verdichten sich. Darunter auch einer für Magdalena Perwanger?
magdalena_perwanger_seehauserfoto77.jpg
Foto: Seehauserfoto

Die Bozner Anwältin Magdalena Perwanger mischt seit knapp einem Jahr unterm Edelweiß mit und hielt schon nach wenigen Monaten ein Amt als stellvertretende Landesfrauenreferentin inne. Nun wirft sie den Blick hoffnungsvoll auf die Landtagswahlen.

salto.bz: Es wird zurzeit gemunkelt Sie treten als Kandidatin für die SVP bei den Landtagswahlen im Oktober an. Können Sie die Gerüchte bestätigen?

Magdalena Perwanger: Offiziell müssen im Bezirk Bozen alle Kandidaten bis zum 30. April nominiert sein. Ich habe aber großes Interesse daran zu kandidieren, auch der Bezirk hat großes Interesse.

Was war für Sie der Auslöser sich der Politik zu widmen?

Ich möchte, dass Südtirol wieder lebenswert wird und auch lebenswert bleibt. Die Richtung, in die sich das Land entwickelt, besorgt mich nämlich etwas. Die Lebenshaltungskosten, wie auch die Wohnkosten sind sehr hoch – Tendenz steigend. Viele Südtiroler, vor allem aus der Generation Ü25, gehen deshalb ins Ausland und bauen sich dort eine Zukunft auf. Südtirol konkurriert auf dem Arbeitsmarkt mit umliegenden Ländern - wie Österreich, Deutschland und der Schweiz - ist hier aber nicht immer wettbewerbsfähig. Die Gehälter im Ausland sind höher, die Karrieremöglichkeiten besser.  Es geht uns in Südtirol zwar sehr gut, es gibt aber auch hier noch Ausbaubedarf. Ich möchte Südtirol wieder attraktiver machen. Einerseits für all jene, die bereits hier leben, aber auch um die Generation zwischen 25 und 40 Jahren wieder zurückzuholen. Südtirol hat durch seine Mehrsprachigkeit und seine Lage im Herzen Europas enormes Potential. Wir sind ein Land, das alle Voraussetzungen für eine moderne Zukunft hat. Südtirol soll auf den Zug aufspringen können und internationaler werden. Es sollen Karrieremöglichkeiten für junge Leute geschaffen werden. Damit gehen natürlich zahlreiche andere Themen einher: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, leistbares Wohnen, Mobilität …

Warum haben Sie sich trotz der vielen Unruhen (SAD-Affäre, parteiinterne Uneinigkeiten, die medial ausgetragen wurden usw.) im Frühjahr 2022 für die SVP entschieden?

Die Antwort ist für mich relativ einfach. Südtirol hat es geschafft innerhalb weniger Jahrzehnte eine Autonomie aufzubauen, das ist ein sehr großer Verdienst der SVP. Dass es uns heute so gut geht und wir über solche Rechte verfügen, ist der SVP zu verdanken. Meiner Meinung nach ist sie der Garant für eine Autonomie. Wenn die Partei stark ist, dann schaffen wir es auch unsere Werte der Autonomie weiter auszubauen.

 

 

Bei welchen Inhalten sehen Sie noch Verbesserungspotenzial in der aktuellen Politik?

Besonders wichtig ist mir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Frauen in meinem Alter, in dem die Karriere häufig steil nach oben geht, sollten sich nicht entscheiden müssen zwischen Beruf und Familie. Als stellvertretende Landesfrauenreferentin möchte ich natürlich auch viele Frauen dazu bewegen in der Politik aktiv mitzumischen.

Die SVP hat in der Vergangenheit nie mehr als das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß von einem Drittel an Frauen auf die Kandidat*innenliste für die Landtagswahlen gesetzt. Woran liegt das?

Ich denke man sollte hier nicht der Partei in erster Linie den Schwarzen Peter zuschieben. Es muss zunächst ein Bewusstsein unter uns Frauen als Wählerinnen geschaffen werden selbst auch Frauen zu wählen. Natürlich braucht es zudem genügend Frauen, die zur Wahl stehen, in Kombination mit Inhalten, mit denen sich die Wähler identifizieren können. Ein Wahlkampf ist sehr zeitintensiv und kostspielig, zudem ist das Risiko hoch. Viele Frauen schreckt das ab. Ich denke es braucht Vorbilder, mutige Frauen, die sich trauen und die Herausforderung annehmen. Das ist auch für mich eine große Motivation.

Sehen Sie die Verantwortung mehr Frauen für die Politik anzusprechen bei sich als stellvertretende Landesfrauenreferentin und Ihren Kolleginnen oder eher bei der Parteispitze?

Ich denke es ist bereits ein großes Bemühen vorhanden Frauen dafür zu gewinnen zu kandidieren. Die Landesfrauenleitung, aber auch die Bezirksleitung zeigen große Anstrengungen, haben aber nur mäßigen Erfolg. Ich bin dennoch überzeugt von unserer Politik und hoffe, dass wir künftig mehr Frauen auf die Liste bringen werden.

Die Meraner SVP-Frauen haben sich bei der Wiederwahl von Renate Gebhard als SVP-Frauenvorsitzende vergangenen November der Stimme enthalten. Gebhard sei zu unkritisch in Bezug auf den Sieg von Giorgia Meloni. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?

In diesem Fall ist es am besten die Meraner SVP-Frauen selbst danach zu fragen. Ich persönlich arbeite mit Renate Gebhard sehr gut zusammen und bin froh, dass wir zusammen im Team sind.

Die SVP hat in der vergangenen Zeit bei vielen Wähler*innen an Vertrauen eingebüßt, die Wahlergebnisse verschlechtern sich langsam aber stetig seit fast drei Jahrzehnten. Schätzen Sie das Erreichen der 40 Prozent bei den Landtagswahlen im Oktober als realistisch ein?

Ja. Ich bin zuversichtlich, dass wir trotz der Zeit, die hinter uns liegt, ein gutes Ergebnis einfahren werden, wenn wir in der Lage sind eine Liste mit interessanten Kandidaten aufzustellen. Daran arbeiten wir zurzeit.

Was sind Ihre Vorsätze, falls Sie den Weg in den Landtag schaffen?

Meine Generation, ist momentan in der Politik nur schwer vertreten, sie ist aber die Zukunft Südtirols. Deshalb ist es wichtig, dass sich jemand für sie einsetzt. Das Bedürfnis nach einem frischen Wind und neue Gesichter in der Politik ist im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen groß. Ich möchte ein Vorbild für meine Generation sein, sich politisch zu engagieren, denn es ist unsere Zukunft, um die es geht. Wir dürfen die Verantwortung nicht immer an andere abgeben, sondern müssen selbst mitgestalten.

Ich möchte mich aber nicht nur für die großen südtirolweiten Themen einsetzen, mir sind auch die lokalen Themen im Bezirk wichtig. Ich komme selbst aus Bozen und weiß, wo der Schuh drückt. Der Bezirk Bozen Stadt und Land braucht mehr Vertreter, bei den letzten Landtagswahlen war er nur schwach vertreten. Auch im Unterland hat es lange an einer Vertretung in der SVP gemangelt.

Bild
Profil für Benutzer Lollo Rosso
Lollo Rosso Do., 30.03.2023 - 10:03

Nix für ungut, aber wir brauchen mehr Vertreter von den Menschen ganz unten, nicht nur immer die aus derselben privilegierten Kaste.

Do., 30.03.2023 - 10:03 Permalink