Umwelt | Gewässer

Überkonzessionierte Gewässer?

Franz Ploner hat sich den Schutz der Auwälder und Feuchtgebiete auf die Fahnen geschrieben. Seiner Ansicht nach müsste die Landesregierung sorgfältiger damit umgehen.
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Foto: Dan Meyers on Unsplash
In einer Landtagsanfrage wollte Franz Ploner vom Team K in Erfahrung bringen, wie es um den Schutz der Auwälder und Feuchtgebiete in Südtirol steht. Der Landtagsabgeordnete fordert von der Landesregierung im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels, Revitalisierungs-Maßnahmen an den Gewässern vorzunehmen. Denn seiner Ansicht nach lässt die Landesregierung hier zu wenig Sorgfalt walten.
Wie aus dem Antwortschreiben des zuständigen Landesrates Arnold Schuler hervorgeht, liegen im Amt für Jagd und Fischerei keine Informationen über großflächige Revitalisierungs-Maßnahmen vor. Allerdings werden beispielsweise entlang der Etsch in Pfatten derzeit umfangreiche Renaturierungsarbeiten durchgeführt. Die Grundverfügbarkeit bei derartigen Maßnahmen stellt dabei das größte Problem dar.
 
Die Grundverfügbarkeit ist in Südtirol das größte Problem.
 
 
„Die Agentur für Bevölkerungsschutz verfolgt südtirolweit sowohl Ziele des Hochwasserschutzes als auch der ökologischen Verbesserung der Fließgewässer“, wird im Antwortschreiben mitgeteilt. Der ökologische Zustand von Fließgewässern sei dabei das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen physikalischer, chemischer und biologischer Faktoren. Zu letzteren gehöre die Fließgewässer-Morphologie, die auch in Südtirols Gewässern Aufwertungsbedarf habe wie beispielsweise aufgrund eines unterbrochenen Gewässerkontinuums durch Querbauwerke und Strukturarmut durch kanalartige Verbauungen von Sohle und Ufer. Wie aus Schulers Antwort weiters hervorgeht, werden seit 2011 Hochwasserschutz- und Verbesserungsmaßnahmen an der Fließgewässer-Morphologie mit Hilfe des Entwicklungsplanes für die Fließgewässer Südtirols (EFS) programmiert und koordiniert.
 
 
 
 
Ein zentraler Grundsatz laute dabei, dass die Fließgewässer als dynamische und zusammenhängende Systeme betrachtet werden. Dementsprechend wird auch das Gewässerumland miteinbezogen und das Planungsinstrument laufend weiterentwickelt. Im Plan werden die Fließgewässer aufgrund von Gefälle, Höhenlage und ökologischer bzw. auch fisch-ökologischer Gemeinsamkeiten in 19 eigenständige Fließgewässersysteme (FGS) eingeteilt. Umfangreiche Renaturierungsarbeiten werden derzeit entlang der Etsch in Pfatten durchgeführt. Die Kosten für diese Revitalisierungs-Maßnahmen werden zum Teil über Umweltgelder finanziert.
 
 

Knappe Ressource Wasser

 
Im Hinblick auf den Schutz der aquatische Flora und Fauna und den Klimawandel erklärt Landesrat Schuler, dass generell die Überwachung der Restwassermengen immer wichtiger wird, „da die wertvolle Ressource Wasser immer knapper und vielfach begehrter wird“. Die Folgen des Klimawandels seien auch bei der Erneuerung bzw. bei der Erteilung neuer Wasserkonzessionen zu berücksichtigen. Derzeit sind einige Gewässer nämlich überkonzessioniert, so Schuler. Welche dies sind, geht aus dem Antwortschreiben leider nicht hervor.
 
 
Derzeit sind einige Gewässer überkonzessioniert.
 
 
Für die Gewässer und das gesamte Umfeld selbst sind eine gut ausgebildete Begleitvegetation, Feuchtgebiete und Auwälder sehr vorteilhaft. Dadurch würden die Gewässer weniger stark der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kleinere Wassermengen würden sich langsamer erwärmen und auch der Lebensraum für die Fische würde dadurch klimaresilienter gestaltet. „Aufgrund des Klimawandels nehmen Ereignisse mit Starkniederschlägen zu, daher würde sich eine allgemeine Aufweitung der Gewässer auch für den Hochwasserschutz positiv auswirken“, so Schuler, der auf Maßnahmen seitens der Wildbachverbauung verweist, die an einer fortlaufenden Verbesserung des Hochwasserschutzes und der Verbesserung der Struktur der Fließgewässer arbeitet. Diese beinhalten hauptsächlich den Bau von neuen Geschieberückhaltebecken, Dammverstärkungen, Uferverbauungen, Flussaufweitungen, Fischrampen, Uferstrukturierungen und vieles mehr.
 
 
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Peter Gasser Fr., 31.03.2023 - 08:45

Zitat: „Aufgrund des Klimawandels nehmen Ereignisse mit Starkniederschlägen zu, daher würde sich eine allgemeine Aufweitung der Gewässer auch für den Hochwasserschutz positiv auswirken“:
diese Aussage ist differenziert zu betrachten, und trifft auch nicht immer zu:
- eine „allgemeine Aufweitung“ zum Beispiel des Eisack ist wohl aufgrund der Eisackschlucht nicht möglich; eine solche für die Etsch zwischen Meran und Salurn wohl auch nicht.
- Flussaufweitungen oberhalb von Ortschaften können zudem große Gefahren bergen, wie sich im Alpenraum bereits gezeigt hat: in der Aufweitung verringert sich die Fließgeschwindigkeit, dadurch lagern sich Sediment und Geschiebe ab, das Flussbett hebt sich an, worauf der Fluss aus dem ursprünglichen Bett ausbricht und die Ortschaft überfluten kann: gerade in Hinblick auf Starkregen sind lokale Flussaufweitungen von geschiebeführenden Gewässern in Gebirgen mitunter sehr kritisch zu betrachten.

Fr., 31.03.2023 - 08:45 Permalink