Wirtschaft | Online-Watten

Spiel aus, geboten!

Der Athesia hat sich den nächsten unabhängigen Onlinebetreiber gefressen. Die erfolgreiche Online-Plattform „watten.org“ wurde von der „Frist Avenue GmbH“ übernommen.
Watten
Foto: Salto.bz
Die beiden Gründer setzen bewusst auf Understatement.
Vergangene Woche veröffentlichten Stefan Peer und Lukas Weiss auf der „Pinnwand“, dem Kommentarbereich ihrer Onlineplattform „watten.org“ eine kurze unscheinbare Nachricht, die bisher nur in Insiderkreisen bekannt ist.
Es ist ein Abschiedspost:
 
„Hallo Online-Watter,
vor über 13 Jahren haben wir, Stefan und Lukas, watten.org in dieser Form ins Leben gerufen. Seitdem ist viel passiert und nun steht ein neuer Abschnitt bevor.
Wir möchten euch mitteilen, dass wir die Seite in Zukunft nicht mehr weiterführen werden, sondern dies an die First Avenue übergeben haben.
Die Seite wird weiterhin erhalten bleiben! Ihr dürft euch sicher auch auf einige Weiterentwicklungen und Neuerungen freuen!
Da sich in den vergangenen Jahren vieles geändert hat bei uns – beruflich und privat – konnten wir die Seite nicht mehr so weiterführen, wie sie das verdient hätte. Deshalb sind wir zu der Entscheidung gekommen, das Projekt abzugeben, damit wieder frischer Wind auf die Seite kommt.
 
 
 
Wir haben etwas einzigartiges in Südtirol aufgebaut und konnten auch viele der Leute kennenlernen, die der Seite ihren Charakter verleihen. watten.org wird uns immer am Herzen liegen und wir bleiben dem Projekt auch weiterhin beratend erhalten.
In diesem Zuge möchten wir uns bei euch allen für die jahrelange Unterstützung bedanken und hoffen, dass ihr auch weiterhin noch viel Freude mit watten.org habt! Bestimmt werden wir uns auch online mal wieder am Stammtisch begegnen.
LG,
Stefan und Lukas“
 
Damit geht die Geschichte eines äußerst erfolgreichen, unabhängigen Onlineprojekts in Südtirol still und leise zu Ende. Denn auch „watten.org“ wurde jetzt vom großen Monopolkonzern „Athesia“ geschluckt.
 

Die Erfolgsgeschichte

 
2007 haben die beiden damaligen Maturanten Stefan Peer (Tramin) und Lukas Weiss (St. Pauls) die Wattplattform „watten.org“ erfunden und entwickelt. Was als Spaßprojekt begonnen hat, ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden.
Ab Herbst 2010 konnte man online „blind Watten“. Das Spiel im Netz hat gleich schon von Beginn an einen enormen Zulauf. Hunderte Spielerinnen und Spieler "bieten" und "heben" täglich an den virtuellen Spieltischen. Inzwischen "karten" bis zu 5.000 Besucher gleichzeitig auf der Onlineplattform.
 
 
 
Vor allem in der Zeit des Corona-Lockdown hat der Zulauf noch einmal enorm zugenommen. In diese Phase fällt auch eine Zusammenarbeit zwischen Salto.bz und „watten.org“.
Im Frühjahr 2020 haben Salto.bz und watten.org gemeinsam den Saltopromi-Watter angeboten. Jeden Samstag um 20.30 Uhr traten zwei Prominente gegeneinander auf watten.org online an. Ihre Partner am Salto-Kartentisch wurden dabei unter all jenen Salto-Usern ausgelost, die sich getrauen mit diesen Kalibern mitzubieten. So spielten Luis Durnwalder gegen Norbert Rier, Bernd Gänsbacher gegen Tamara Lunger, Martha Stocker gegen Markus „Doggi“ Dorfmann, Cuno Tarfusser gegen Armin Zöggeler und Lisa Maria Gasser gegen Karl Zeller.
Der „Salto-Promiwatter“ war ein großer Erfolg, der watten.org noch einen zusätzlichen Bekanntheitsschub eingebracht hat.
Wenig später startete die Onlineplattform dann mit einer neuen Spielvariante. Das Spiel mit dem „Superguaten“. Auch dieses Spielsystem erfreut sich inzwischen größter Beliebtheit.
 

Die Übernahme

 
Es ist bekannt, dass der Athesia-Konzern versucht, alles aufzukaufen, was in Südtirols Medienbereich entsteht. Stefan Peer und Lukas Weiss sind beide berufstätig und sie haben watten.org lange als eine Art Hobby geführt. Den beiden Machern ging es nie um dem zügellosen Profit.
Irgendwann tauchte auf der Seite zwar der erste Werbebanner auf, doch die Werbung fristete auf der Plattform eher ein Nischendasein. Seit längerem macht aber der Athesia-Konzern Avancen, um watten.org zu übernehmen. Lange haben die Gründer dem finanziellen Lockruf des Ebner-Verlages widerstanden.
Doch jetzt hat sich der Koloss durchgesetzt. Nach Informationen von Salto.bz war das Angebot der Athesia finanziell so lukrativ, dass es Stefan Peer und Lukas Weiss vor einigen Wochen angenommen haben. Beide haben einen „Beratervertrag“ mit der „Athesia“, der sie - wenigsten pro forma - weiterhin an die Plattform bindet und verhindern soll, dass das Duo mit einem ähnlichen Projekt in Südtirol wieder online geht.
 
 
 
Offiziell gekauft wurde watten.org von der „First Avenue“ und von dessen Kopf Michael Hölzl. Der ehemalige JG-Vorsitzende hatte die First Avenue als Plakat- und Werbefirma gegründet und zum Markführer in Südtirols Außenwerbung gemacht. So betreibt das Unternehmen alle Plakatflächen an Südtirols Bushaltestellen. Schon bald steigt die Athesia AG in die First Avenue ein und übernimmt nach und nach die Mehrheit. Heute gehört das Unternehmen zu 90 Prozent der Athesia und nur mehr zu 10 Prozent Michael Hölzl.
Über die First Avenue hat das Ebner-Verlag in den vergangenen Jahren im Onlinebereich aber eine Plattform nach der anderen übernommen. Gleichzeitig hat der Athesia-Konzern begonnen unter dem First-Avenue-Dach seine Onlineportale zu sammeln.
Heute gehören die Newsportale stol.it, sport.news.bz und südtirol.News formal der Athesia-Tochter First Avenue. Dazu kommen noch die Infoportale „Bautipps.it“, „Shopping.st“, „Restaurants.st“, „meinhandwerker“, „telmi.it“, second-hand.it“, „kultur.bz.it“ und „Cippy“. Ebenso die Community-Portale „Outdoor“, „sentres“ und „südtirol.live“.
Wie lange wird man am Athesia-Watttisch noch gratis spielen können?
Mit watten.org hat der Ebner-Verlag jetzt das 15. Onlineportal aufgekauft.
Spannend wird jetzt zu sehen, wie lange man am Online-Watttisch der Athesia noch sitzen kann. Ohne, dass man zahlen muss.
Bild
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Dietmar Holzner Mo., 03.04.2023 - 14:37

Also, solange Athesia nur solche Plattformen kauft, kann ich damit leben. Wer für solche Dinge zahlen will, soll zahlen. Und wenn niemand zahlen will, wird die Seite freigegeben oder eingestampft. Das ist nur wirklich keine Geschichte wert....

Mo., 03.04.2023 - 14:37 Permalink