Gesellschaft | Jugendgewalt

Offener Brief einer Mutter

Andrea Zelger, Mutter des 13-Jährigen, der vor seiner Meraner Schule verprügelt wurde, geht an die Öffentlichkeit: Es brauche konkrete Lösungen gegen die Jugendgewalt.
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Foto: upi
Wo (k)ein Wille, da (k)ein Weg
...ist das ernüchternde, um nicht zu sagen schockierende Fazit 3 Wochen nachdem 4 minderjährige Jugendliche meinen 13jährigen  Sohn bei der Bushaltestelle vor seiner Schule in Meran verprügelt haben.
Diese mittlerweile fast schon zur Normalität in unserem Alltag gehörenden Zustände, was Sicherheit und Ordnung betreffen, werden von den zuständigen Behörden zwar bedauert und zur Kenntnis genommen, aber wirklich zuständig fühlt sich im Grunde Niemand!
In den vergangenen Tagen musste ich unzählige Male hören, was alles nicht gemacht werden kann und darf in Bezug auf straffällig gewordene Jugendliche.
In den vergangenen Tagen musste ich unzählige Male hören, was alles nicht gemacht werden kann und darf in Bezug auf straffällig gewordene Jugendliche. Gebetsmühlenartig wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass bereits unzählige präventive Maßnahmen ergriffen wurden, um minderjährige Straftäter wieder auf den "richtigen Weg zu bringen".
All diese Vorkehrungen haben aber offensichtlich nur bedingt funktioniert, denn sonst würden die Medien nicht tagtäglich von Vandalenakten, Messerstechereien und Übergriffen berichten!
Eine Gesellschaft funktioniert nur mit Regeln. Im Falle einer Straftat - vor allem bei Minderjährigen - müssen klare Grenzen gesetzt werden, so dass sich die in Folge harten und weitreichenden Konsequenzen mitunter auch auf die gesamte Familie auswirken.
Auch diese Handhabung ist in meinen Augen als eine Art der Prävention anzusehen, da härtere Strafen automatisch abschreckend wirken.
 
 
Mittlerweile geht es um viel mehr als um Gerechtigkeit für mein Kind und Bestrafung der Täter.
Der gewaltsame Übergriff auf meinen Sohn war der Anlass meines Handelns. Aber mittlerweile geht es dabei um viel mehr als um Gerechtigkeit für mein Kind und Bestrafung der Täter.
Es geht um unser aller Sicherheit - ein Grundrecht - das uns vom Gesetz her zusteht. Aber die erschreckende Wirklichkeit sieht derzeit anders aus. Da ist es zwar lieb gemeint - und ich selbst bin auch sehr dankbar dafür - dass die Gemeinde Burgstall auf eigene Kosten einen Bus für die Schüler von Meran nach Burgstall bis zum Ende des Schuljahres zur Verfügung stellt, aber das eigentliche Problem ist damit nicht einmal ansatzweise aus der Welt geschafft. 
Auch die derzeit erhöhte Präsenz der Ordnungskräfte mag vielleicht abschreckend wirken, aber all diese Maßnahmen sind nur kurzfristige Symptombekämpfung.
Mein Sohn wird auch im Herbst wieder nach Meran zur Schule fahren müssen, dann wird es vermutlich keinen eigenen Bus mehr geben und auch die Sicherheitskräfte werden nicht mehr vor Ort sein. 
Die Erkenntnis, dass ich mein Kind nicht beschützen kann, dass es sich nicht einmal annähernd sicher fühlen kann auf dem Weg zur Schule, ist ein beängstigendes Gefühl. 
Was muss noch Schlimmes passieren, damit endlich reagiert und gehandelt wird!?
 
 
 
Was muss noch Schlimmes passieren, damit endlich reagiert und gehandelt wird!?
 Deshalb fordere ich die Politiker, Behörden,  Ämter und Institutionen - unabhängig von ihrer politischen Gesinnung und Ausrichtung auf - einheitlich, konkrete und schnell umsetzbare Lösungen zu präsentieren, damit die derzeit vorherrschenden, unhaltbaren Zustände in unserem Land baldmöglichst behoben sind und wieder Ruhe und Sicherheit einkehren.
Denn wenn uns die Corona-Pandemie eines gezeigt hat, dann das, dass alles in kürzester Zeit umsetzbar ist, wenn man nur WILL und alle an einem Strang ziehen.
Denn geht nicht, gibt's nicht! 
 
Andrea Zelger
Burgstall