Gesellschaft | 1. Mai

Per-Speck-Tiefe

Tag der Arbeit - Wichtig darüber zu reden, offen und ohne Vorbehalte.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Bearbeit KMR

1. Mai – „TAG DER ARBEIT“ und somit Tag der Arbeiter und Arbeiterinnen. Heute würde es Tag der Arbeitnehmer- und Innen heißen. Also Tag jener, die als Lohnempfänger gelten und nicht nur selbst für das Gewicht ihres Geldbeutels verantwortlich sind.
Hanspeter Staffler hat dazu hier auf Salto mit „Das Maß ist voll“  einen Gastbeitrag verfasst und dabei natürlich viele Dinge auf den Punkt gebracht. Aber er hat in seinem Vergleich mit Österreich auch vergessen, dass Südtirol zuletzt gar einiges in Sachen Pflegegeld, Kindergeld, Familiengeld, Mietbeihilfen und Sozialgeld „richtig“ gemacht hat. An Verhältnisse wie in Österreich kommen wir da zwar nicht hin, aber ganz so schlecht wie beschrieben dürfte es dann auch nicht sein.
Schlimmer wird es, wenn ein Sepp Noggler am 1. Mai über Facebook postet, dass der Landwirtschaft die steigenden Kosten und die Inflation sehr zu schaffen machen. Am 1. Mai macht er das.

Dass es bei den Gewerkschaften einiges schief läuft, steht außer Frage.
Es handelt sich dabei mittlerweile um Dienstleistungsbetriebe die Steuererklärungen verfassen, Hilfen bei den Beitragsansuchen leisten und keine Mühen scheuen ihre Mitgliederzahlen stabil zu halten. Und das selbst mit sehr dubiosen Mitteln. Es mögen Einzelbeispiele sein, aber dass eine Gewerkschaft ein Mitglied verteidigt welches offiziell im Krankenstand weilt, während es trainiert und dann am Reschenseelauf teilnimmt (im Krankenstand wohlgemerkt), sagt alles … dann hat eine Gewerkschaft längst ihren Sinn verloren. Speziell den anderen Mitglieder gegenüber, die solche Auswüchse sicherlich nicht mittragen.
Der Selbsterhaltungszweck hat bei den Gewerkschaften längst den echten Sinn und Auftrag in die zweite Reihe gedrückt.
Und es stellt sich mir die Frage, warum sich die Massen an Arbeitnehmern nicht mehr mobilisieren lassen? Parteiunabhängig versteht sich. Da mag der gute Toni Tschnenett bei der Feier in Völs noch so poltern (ich mag das), aber ohne Wind in den Segeln lässt sich schwer eine Regatta gewinnen. Will heißen, die Mitglieder sind der Wind der die Segel aufbläst und das Boot weiterbringt. Bzw. anders herum: Wollen die die Regatta nicht gewinnen? Reicht auch das laue Lüftchen? Reicht der Segelspaß? … der Genuss auf dem See?  ohne Bedarf für Meer oder Mehr?  … Geht es uns doch noch grad gut genug?  … zu bequem den Hintern zu lupfen?

Also wenn es wirklich so ist, dass die SüdtirolerInnen mit den Gehältern nicht mehr das Monatsende erreichen, dann muss es diesen „Calcio in culo“ geben. Andernfalls bedeutet es nichts anderes, als dass wir uns weiterhin die Pizza für 15 oder gar 19:80 € (neulich in Brixen gesehen), zwei Mal Urlaub auf den Kanaren oder auf Sizilien, oder auch das neue E-Bike für 7000€ leisten können. Und wenn dann auch noch der Camper oder der neue BMW für 90.000€ dazu kommt, dann reicht es auch in Österreich nicht mehr bis zum 31. Mai.

Ansichtssache … oder Sache der Perspektive!  Im Wort steckt alles drin: Per (für) Speck (fett) Tiefe (Abgrund).

Abspann: Es scheint so, als ob die gute, alte Tante SVP zumindest nicht alles ganz falsch macht. Mit einem charismatischen Steuermann, der das Große Ganze zumindest im Hinterkopf hat, wird sich auch die nächste Herbst-Regatta gewinnen lassen. Und zwar weil wahrscheinlich immer noch genug Wein, Bier und Speck an Bord ist. Und weil die Tiefen des Meeres eben nur einen sehr kleinen Teil des ganzen Ozeans ausmachen.

Gewerkschaften & Opposition: schaut speziell darauf, dass dieser kleine Teil (die wirklich Bedürftigen) nicht abdriftet. Er hat keine Mehrheit, keine Lobby, keine Macht …

P.s.; das ist kein Verteidigungsplädoyer für SVP, Landeshauptmann und schon gar nicht LRin Deeg. Es gibt noch viel zu tun … auf Regierungseite, in der Opposition und bei den Gewerkschaften.

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Josef Fulterer Mi., 03.05.2023 - 06:19

Der Autor lebt wohl im Bereich der 90.000 € für den BMW und dem E-Fahrrad für 7.000 € und nicht im Bereich der zunehmenden Menge, deren Arbeit deren Arbeit mit einer schäbigen Bezahlung, aber auch ohne ..., für das Wohl der Ersterern auch getan werden muss.

Mi., 03.05.2023 - 06:19 Permalink
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Klemens Riegler Sa., 06.05.2023 - 14:21

Antwort auf von Josef Fulterer

Lieber Herr Fulterer! Der Autor lebt nicht dort, sieht es aber täglich.
Und ich habe neulich zufällig eine Dolomiten-Ausgabe aus den 70ern zu Gesicht bekommen: Titel: Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander. Inhalt: zunehmende Verarmung / Inflation / zu geringe Bezahlung usw. ... einzig das Wort "Mittelstand" hat es damals anscheinend noch nicht gegeben.
Der Autor wollte hier nichts anderes als klarstellen, dass die Löhne durchaus nach oben sollten, dass die Betroffenen aber dafür auch ihren Hintern lupfen müssen. (Wann wäre das erfolgsversprechender als JETZT ?) Und er wollte auch sagen, dass es in Südtirol sehr vielen RELATIV GUT geht. Zumindest wenn man irgendwann mit irgendwas auch zufrieden ist.

Sa., 06.05.2023 - 14:21 Permalink
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Josef Fulterer So., 07.05.2023 - 18:52

Antwort auf von Stefan S

In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist der danach erfundene MITTELSTAND noch recht ordentlich zurecht gekommen.
Inzwischen braucht der NEO-LIBERALE WIRTSCHAFTS-UN-GEIST und die MARIONETTEN-KREUZE bewegenden VERBÄNDE, auch den ARM-GEMACHTEN MITTELSTAND um die TASCHEN zu füllen und die BILANZEN möglichst ohne Steuer zu stricken!

So., 07.05.2023 - 18:52 Permalink