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Presseagentur deeg.it
Foto: upi
Kommunikationstechnisch befinden sich die Mitglieder der Südtiroler Landesregierung in einer äußerst privilegierten Position. Um ihre institutionelle Arbeit und ihr Wirken an die Öffentlichkeit zu bringen, können sie auf das Landespresseamt mit acht Journalistinnen und Journalisten zurückgreifen. Dazu hat jede Landesrätin und jeder Landesrat in seinem Ressort einen eigenen Pressereferenten oder -referentin sitzen. Es ist ein professionelles Netzwerk, das sowohl die wichtigsten institutionellen Botschaften verbreitet als auch politisch die Amtsinhaberinnen ins richtige Licht rückt.
Doch nicht allen scheint diese Pressearbeit zu genügen. Nur so ist zu erklären, dass Landeshauptmannstellvertreterin Waltraud Deeg seit Jahren immer wieder Pressemitteilungen in eigener Sache verbreitet. Verschickt über einen privaten E-Mail-Account.
Muttertag & Selbstlob
So etwa trudelte heute Morgen eine offizielle Aussendung der Landesrätin für Familie, Senioren, Soziales und Wohnbau in den Redaktionsstuben ein. In der Aussendung heißt es:
„Landesrätin Deeg zum Muttertag: „Es braucht mehr Einsatz für eine mütterfreundliche Gesellschaft“ Zum Muttertag am kommenden Sonntag, 14. Mai erinnert Familienlandesrätin Waltraud Deeg an die zentrale Rolle, die Mütter in der Familie einnehmen und ruft dazu auf, Müttern auch im gesellschaftlichen Leben mehr Verantwortung zu übertragen.“
Laut Deeg seien auch Politik und Wirtschaft gefragt, die Rahmenbedingungen für ein Mehr an gesellschaftlichem Engagement von Müttern zu verbessern. Dies beziehe sich unter anderem auf die Bereiche Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Bildung, Betreuungsangebote und viele mehr. Einiges sei in den vergangenen Jahren verbessert worden, (hier führt Deeg den Bereich der Kleinkindbetreuung an, der politisch in ihr Ressort fällt.), weitere Maßnahmen gelte es umzusetzen (v.a. im Bereich einer gerechteren Entlohnung in zahlreichen Wirtschaftsbereichen). „Wir brauchen eine mütterfreundliche Gesellschaft“, fordert die Landesrätin.
Der Account
Der Absender dieser Pressemitteilung ist aber nicht der institutionelle E-Mail-Account der Landesrätin: [email protected]. Die Pressemitteilung kommt von einem privaten Account: [email protected].
Diese E-Mail-Adresse wurde von „RA Dr. Waltraud Deeg“ am 22. September 2008 angemeldet und ist auf ihre Privatadresse in Bruneck registriert. Demnach verschickt die Landeshauptmannstellvertreterin angeblich institutionelle Nachrichten nicht etwa von ihrer Amtsadresse, sondern über einen privaten E-Mail-Account.
Dass es sich dabei um kein Versehen handelt, sondern diese Kommunikationsart seit Jahren System hat, wird durch einen Blick ins Archiv deutlich. Die Muttertagsmeldung ist bereits die siebte Deeg-Aussendung, die der Salto-Redaktion in den vergangenen zwei Jahren über [email protected] zugestellt wurde.
Auffallend dabei: Es handelt sich immer um Aussendungen eines bestimmten Typs. So verschickte die Brunecker Landesrätin und SVP-Vizeobfrau am 3. Dezember 2021 eine Pressemitteilung zum „Tag des Ehrenamtes“, am 7. März 2022 eine Presseaussendung zum „Tag der Frau“, am 18. März 2022 eine Presseaussendung zum Vatertag, am 6. Mai 2022 eine Aussendung zum Muttertag, am 14. Mai 2022 eine Aussendung zum „Internationalen Tag der Familie“ und am 30. September 2022 eine Presseaussendung zum „Internationalen Tag der älteren Generation“.
Alle Aussendungen sind dabei mit einer Werbung in eigener Sache garniert. So heißt es etwa in der Pressemitteilung zu Tag der älteren Generation:
„Zum Internationalen Tag der älteren Generation am morgigen 1. Oktober erinnert Seniorenlandesrätin Waltraud Deeg an die wichtige Funktion der Seniorinnen und Senioren für Gesellschaft, Politik und Familien unter anderem über das neue Landesgesetz zum Aktiven Altern weiter gestärkt werden.“
Die Einbringerin dieses Gesetzes heißt selbstverständlich Waltraud Deeg.
Jede Aussendung wird zudem mit einem entsprechenden Foto der SVP-Politikerin garniert und sie werden meistens groß in den Südtiroler Medien wiedergegeben.
Klare Regeln
Die Frage aber ist, warum werden diese lebenswichtigen Botschaften nicht über das Landespresseamt verteilt?
Die Antwort darauf ist einfach.
Um den Selbstdarstellungstrieb mancher Politiker und Politikerinnen etwas einzubremsen, hat das Landespresseamt seit einigen Jahren, klare Regeln und Bestimmungen für die unzähligen Jahr-, Gedenk- und Aktionstage eingeführt.
Eine offizielle Aussendung wird nur dann verschickt, wenn die Botschaft des Landesrates oder der Landesrätin auch durch eine offizielle Aktion der Landesverwaltung begleitet wird. Wenn etwa am Tag des Wassers, kostenlos wiederverwertbare Flaschen verteilt werden.
Bestehen die Mitteilungen zu diesen Tagen aber ausschließlich aus einem Statement eines Mitglieds der Landesregierung, werden sie vom Landespresseamt abgelehnt und nicht mehr verschickt. Da diese Gedenktagsmeldung von manchen augenscheinlich als billige Werbeschiene in eigener Sache genutzt wurden und diese Art der Wahlwerbung auszuarten drohte, hat man hier seit einigen Jahren bewusst einen Riegel vorgeschoben.
Die umtriebige Waltraud Deeg hat aber anscheinend auch hier ein Schlupfloch gefunden.
Dabei stehen der SVP-Politikerin für ihre Kommunikation neben dem Landespresseamt und der eigenen Medienreferentin auch die Presseämter der Regionalregierung, der SVP-Fraktion und der SVP zur Verfügung. Doch das ist anscheinend nicht genug. Die Landeshauptmannstellvertreterin braucht auch noch eine eigene private Presseagentur.
In der Hoffnung, dass es niemand merkt.
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Selbstdarstellung ist in der
Selbstdarstellung ist in der heutigen Politik alles!
...mit Wehmut denke ich da an Magnago zurück!
Wer die privaten Mitteilungen
Wer die privaten Mitteilungen der Frau Deeg liest, ist selbst schuld. Es gibt kein Entschuldigung dafür.
"In der Hoffnung, dass es
"In der Hoffnung, dass es niemand merkt."
Das ist ja wohl eine äußerst dumme Bemerkung. Die Absenderadresse einer email-Adresse ist normalerweise einfach zu ermitteln; auch wenn die Empfänger maskiert werden können, ist der Absender einfach zu erkennen. Wie es auch im gegenständlichen Fall gewesen zu sein scheint.
Die Deeg soll mehr ins Lot
Die Deeg soll mehr ins Lot bringen und weniger Selbstlob rumsenden.
Viel Lärm um nichts. Ich
Viel Lärm um nichts. Ich halte Deeg für inkompetent und entbehrlich, aber sie ist nicht Hilary Clinton (wer‘s kapiert).
Und Email-Schreiben ist meines Wissens nicht verboten - wurscht von welchem Account. Und ihr Ziel hat sie auch erreicht: Salto veröffentlicht ihre Aussendungen.
Wenn ich das nun richtig
Wenn ich das nun richtig verstanden habe, versendet Frau Deeg über eine private Email Presseaussendungen die von einer eigenen Presseagentur zusammengestellt wurden.
Das ist zwar peinlich, aber noch formal korrekt. Problematisch wird es, wenn diese istitutionellen Karakter oder Elemente haben. So darf das Wappen des Landes oder eine istitutionelle Adresse nicht angegeben werden. Auch darf Sie sich bei der Adressenliste nicht aus öffentlichen Datenbanken bedienen, die vom Landespresseamt oder ähnlichen Quellen stammen.
Wäre interessant wenn es sich darüber mehr Informationen gäbe.
Antwort auf Wenn ich das nun richtig von gorgias
Sehr richtig !
Sehr richtig !
Wobei man sich als Ausrede die 10 wichtigsten Redaktionsadressen schnell aus dem Netz saugen kann.
Peinlich ist es eher, wenn die Redaktionen sowas auch noch veröffentlichen. Kann ja direkt in den digitalen Papierkorb verschoben werden. bzw. Wo steht, dass eine Zeitung oder Medium jede Pressemitteilung veröffentlichen muss?
Und wenn ich keine Mail von der Domain Deeg.it mehr will, kann ich diese ja auf die BlackList setzen ... oder als Spam melden hi hi hi