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Foto: Alena Klinger
Gesellschaft | Journalismus

Gipfel der Systemmedien

Beim Journalismusfest Innsbruck wirft man einen medialen Blick auf die Euregio. Geladen wurden zweimal Athesia und zweimal die RAI. Alternative Medien gibt es nicht.
Zum zweiten Mal findet diese Woche vom Freitag bis Sonntag in Innsbruck das internationale Journalismusfest statt. Es ist eine vorbildliche und spannende Veranstaltung für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte, um über aktuelle Entwicklungen in der Medienwelt zu informieren, zu diskutieren und sich auszutauschen. Zum Fest werden 120 Mitwirkende aus 20 Ländern und drei Kontinenten zu rund 50 Veranstaltungen im Zentrum von Innsbruck erwartet.
Für einen kleinen Provinzjournalisten wie den Autor dieser Zeilen ist es eine Art Hochamt, das man an diesen drei Tagen im Mai unter der Nordkette zelebriert.
Heuer aber wird die (Vor)Freude auf die Veranstaltung etwas getrübt.
 
Für einen kleinen Provinzjournalisten wie den Autor dieser Zeilen ist es eine Art Hochamt, das man an diesen drei Tagen im Mai unter der Nordkette zelebriert.
 
 
Das Landespresseamt hat gestern unter dem Titel „Journalismusfest Innsbruck wirft medialen Blick auf die Euregio“ eine Presseaussendung verschickt. Darin heißt es:
 
Im Rahmen des Journalismusfests in Innsbruck diskutieren am Freitag Medienvertretende aus Tirol, Südtirol und dem Trentino über den Stellenwert der Euregio in der Berichterstattung. Neben dem Stellenwert der Euregio in überregionalen Medien wird im Rahmen der Diskussionsveranstaltung auch die Regional- und Lokalberichterstattung analysiert. Thematisiert werden zudem die Veränderungen in der Berichterstattung aufgrund des Einflusses von Social Media. Im Zuge dessen setzen sich die Diskussionsteilnehmenden zudem mit der Frage auseinander, inwieweit auch junge Bürgerinnen und Bürger der drei Länder erreicht werden.
Alternative Medien, die nicht zur Systemberichterstattung gehören, kommen in der von der Euregio mit Steuergeldern finanzierten Veranstaltung nicht vor.
Besonders interessant aber ist die Liste der sechs geladenen Medienvertreter aus den drei Ländern.
An der Gesprächsrunde beteiligen sich Gianfranco Benincasa von Rai TGR Trento (Präsident der Journalistenkammer Trentino-Südtirol), Pierluigi Depentori (Chefredakteur der Tageszeitung L’Adige, Trient), Toni Ebner (Chefredakteur der Tageszeitung Dolomiten, Bozen), Heidy Kessler (Chefredakteurin von Rai Südtirol, Bozen), David Runer (Chefredakteur von ORF-Südtirol Heute, Bozen) und Alois Vahrner (Mitglied der Chefredaktion der Tiroler Tageszeitung, Innsbruck).
 
 
 
Das heißt: Zweimal Athesia (L´Adige gehört zum Ebner-Verlag) und zweimal RAI. Dazu die großen Player am Medienmarkt. Alternative Medien, die nicht zur Systemberichterstattung gehören, kommen in der von der Euregio mit Steuergeldern finanzierten Veranstaltung nicht vor. Die Neue Südtiroler Tageszeitung, den Corriere oder Salto.bz gibt es anscheinend nicht.
Ach ja, die Wochenzeitung FF darf in der Debatte mit Verena Pilger die Rolle der Moderatorin übernehmen.
Dass es mit Salto.bz in der Euregio auch ein zweisprachiges Medium gibt, das längst zur Medienlandschaft dieser Länder gehört und gerade in diesen Wochen seinen 10. Geburtstag feiert, scheint den Herren und Damen in den Landhäusern in Innsbruck, Bozen und Trient nicht aufgefallen zu sein.
Oder ist der Bückling der Politik fünf Monate vor den Landtagswahlen in zwei der drei Länder vor den großen Platzhirschen im Weinbergweg so groß, dass man sich nicht getraut, auch eine Stimme einzuladen, die nicht in diesen Chor passt?
 
Ist der Bückling der Politik fünf Monate vor den Landtagswahlen vor den großen Platzhirschen im Weinbergweg so groß, dass man sich nicht getraut, auch eine Stimme einzuladen, die nicht in diesen Chor passt?
 
Wir dürfen in einem Land leben, in dem die Pressefreiheit ein wesentliches Grundrecht in der Verfassung darstellt. Objektiver und unabhängiger Journalismus ist eine unverzichtbare Säule unserer Demokratie. Es freut mich, dass im Rahmen des Journalismusfestes in Innsbruck die unterschiedlichen Facetten von Journalismus erlebbar sind", betont der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle in der Aussendung.
Genau das aber wird man mit dieser Veranstaltung verhindern.
Schade nur, dass sich die Organisatoren des wunderbaren Journalismusfestes vor diesen Karren spannen lassen.