Wirtschaft | Biodiversität

Insektenhotels für bäuerliche Betriebe

Der VOG will die Südtiroler Apfelwiesen für Bienen attraktiver machen. Die Grünen fordern darüber hinaus mehr ökologische Ausgleichsflächen im Obstbau.
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Foto: VOG
Lebensreiche Landschaften und eine vielfältige Artenvielfalt spielen sowohl in der Ökologie als auch im Apfelanbau eine zentrale Rolle. Zu diesem Zweck hat der Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG) ein Projekt zur Förderung von Nützlingen im Apfelanbau ins Leben gerufen, das in Zusammenarbeit mit dem Dienst zur Arbeitsbeschäftigung J. Tschiderer in Sarnthein, einem Beschäftigungszentrum für Menschen mit Behinderung, entwickelt wurde. 
Das Projekt sei somit von doppeltem Nutzen, sowohl für die Umwelt als auch für die soziale Integration. Die Beschäftigten der Werkstätte J. Tschiderer haben in den letzten Monaten rund hundert Insektenhotels gebaut, die der Verband seinen Landwirten zur Verfügung gestellt hat. „Die Insektenhotels bieten einen Rückzugsort für Wildbienen und andere Nützlinge, in dem die fleißigen Helfer Unterschlupf finden und nisten können. Umgekehrt profitieren auch Bauern von den Nistkästen, da diese dabei helfen, die natürliche Vielfalt zu erhalten und weitere Nützlinge anzulocken“, erklärt VOG-Präsident Georg Kössler. 
 
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Das Insektenhotel vorgestellt: Tamara Stauder (Sozialbetreuerin des Arbeitsbeschäftigungsdienstes der Werkstatt J. Tschiderer Sarnthein), Georg Kössler (VOG-Obmann), Andreas Gasser (VOG-Bauer), Martin Mair (Betreuter des Arbeitsbeschäftigungsdienstes der Werkstatt J. Tschiderer Sarnthein) und Karl Steiner (Tischler des Arbeitsbeschäftigungsdienstes der Werkstatt J. Tschiderer Sarnthein); (Foto: VOG)
 
Beim Bau der Insektenhotels wurde auf die Bedürfnisse der verschiedenen Insektenarten Rücksicht genommen und auf regionale Rohstoffe Wert gelegt. Die einzelnen Arbeitsschritte wurden dann von den Mitarbeiter*innen des Beschäftiungszentrums J. Tschiderer durchgeführt. Besonders wichtig ist für Tamara Stauder, Sozialarbetreuerin der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern, dass die Werkstattprojekte einen konkreten Zweck haben. „Der Stolz unserer Betreuten ist umso größer, sobald sie realisieren, dass ihre geleistete Arbeit einen Mehrwert für die Bauern darstellt. Zudem steigert dieses Wissen die Genugtuung und sorgt für zahlreiche strahlende Augen bei uns“, so Stauder.  
Das Projekt zu Biodiversität und sozialem Zusammenhalt sei bei den VOG-Betrieben auf großes Interesse gestoßen. „Unserem Aufruf, ein Insektenhotel zu reservieren, sind weit mehr als 200 Bauern gefolgt. Wir haben daher beschlossen, die Initiative auszuweiten und im nächsten Jahr fortzusetzen“, erklärt VOG-Präsident Kössler. Die Insektenhotels seien ein kleines Symbol zur Förderung des Arten- und Naturschutzes und sollen daher in Zukunft im VOG-Gebiet von möglichst vielen Obstbaubetrieben genutzt werden.
 
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Das Insektenhotel: Die Grünen fordern darüber hinaus in einem Beschlussantrag mehr ökologische Ausgleichsflächen zur Förderung der Biodiversität. (Foto: VOG)
 

Mehr Artenvielfalt gefordert

 
Diese Woche soll des Weiteren auch ein Beschlussantrag zu Biodiversität im Landtag behandelt werden: In dem Antrag fordern die Grünen die Umsetzung der Richtlinien der Arbeitsgruppe für Integrierten Obstbau (Agrios): Die Schaffung ökologischer Ausgleichsflächen im Ausmaß von 5 Prozent der für den Obstbau genutzten Fläche. Zudem schlagen sie vor, für die intensive Grünlandwirtschaft eine analoge 5 Prozent-Richtlinie für ökologische Ausgleichsflächen zu erlassen.
Kleine ökologische Lebensräume sind oft auch Landschaftselemente wie Trockenmauern, Hecken, Baumgruppen, Gräben. Sie sind für das Überleben vieler Tiere und Pflanzen unerlässlich und sollten miteinander vernetzt sein, damit sie diese Funktion bestmöglich erfüllen können. Die intensive Landwirtschaft habe diese Flächen weitgehend vernichtet und zersplittert, was zu einem starken Verlust der Biodiversität beiträgt, von dem auch Südtirol betroffen sei. Die Notwendigkeit von ökologischen Ausgleichsmaßnahmen in der intensiven Obstwirtschaft wird von der Agrios seit langem anerkannt. Natürliche oder naturnahe Ökosysteme sind wichtige Rückzugsgebiete für wildlebende Tiere und Pflanzen und zudem CO2-Senken.