Kultur | Film der Woche

Heiliges Ufo

Nur die wenigsten kennen Südtirols skurrilsten Musikfilm "Das Ufo". Er schlummerte bis vor wenigen Wochen im Archiv der Filmschule ZeLIG. Salto.bz hat ihn wachgeküsst.
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Foto: Zelig

Es mag manchen orts- und landesunkundigen Bewohner*innen Südtirols eigenartig vorkommen, wenn in den Nachtstunden an einem bestimmten Sonntag im Frühsommer in der Ferne lodernde Lichter und Symbole erstrahlen, als wären Außerirdische gelandet. Die überirdische Tradition geht auf einen Schwur der Tiroler*innen mit dem Herzen Jesu zurück. Es ist also nichts anderes als ein alter lokaler Brauch. Um einen besonderen Bauch geht es hingegen im ZeLIG-Film Das Ufo. Der Kurzfilm belegt mehr als eindrucksvoll wie die Techno-Musik in den 1990ern nach Südtirol kam. Und welchen Schwur die Jugend mit dem Ufo geschlossen hat...
Während dieses einmalige Filmdokument bei der ausführlichen Recherche des MUSEION zu den Anfängen von Techno in Südtirol vergessen (oder unter Verschluss gehalten) wurde, ist es Salto.bz gelungen, diesen Südtiroler Filmschatz mit vielen bekannten Gesichtern zu heben und nun einem aufgeschlossenen Publikum zuzuführen.
 

Des isch eppes bsunders, do konnsch oanfoch stolz drauf sein...
(aus: Das Ufo)


„Ich habe bereits ein Jahr vorher für einen ZeLIG-Film eine Rolle übernommen“, erzählt Eva Locher, Hauptdarstellerin in diesem außerirdischen Vergnügungsfilm, und erinnert sich, dass sie damals, Mitte der 1990er Jahre „eigentlich Grunge und Nirvana“ hörte, mit „Tanzen nicht viel am Hut hatte“ und „für diese Rolle, sich in das vorgegebene enge Kleid zwängen“ musste. Nach ihren frühen ZeLIG-Filmerfahrungen war für die damalige Schülerin am Sprachengymnasium allerdings Schluss mit der Schauspielerei. „Ich fühlte mich eigentlich nie wirklich wohl vor der Kamera“, sagt sie heute. Sie freue sich aber dennoch mit Salto „diese Erinnerung zu teilen.“
 

Wahrscheinlich hat mich das Leben in einer kleinen, beschaulichen und eher konservativen Stadt (ich wohnte davor in Hamburg) auch zu dem Stoff inspiriert. 
(Regisseur Alexander Rott)


„Ich denke immer wieder gerne an die Zeit in Bozen. Die Zeit an der ZeLIG war eine große Chance für mich“, erinnert sie Regisseur Alexander Rott. „Ich kam ja eigentlich eher aus dem technischen Bereich und hatte davor als freiberuflicher Tonmann gearbeitet. An der ZeLIG hatte die Möglichkeit, mich mit Drehbuch und Regie völlig anders auszuprobieren. Das Umfeld war damals perfekt dafür: Zum einen konnten wir Studierenden die komplette Technik benutzen, zum anderen - das ist noch viel wichtiger - waren wir ein Haufen motivierter, junger Menschen, die Lust hatten Filme zu machen.“
 

Es gab in Bozen kaum Möglichkeiten Tanzen zu gehen (zumindest nicht für meinen Musikgeschmack) und es gab wenig Alternatives, Schräges oder Lautes. Deswegen habe ich mir dort eine alte Vespa gekauft und bin gerne in die Berge gefahren.
(Regisseur Alexander Rott)


Die Idee zu Das Ufo kam ihm aus verschiedenen Gründen, erzählt er: „Ich hatte mich mit Filmformaten befasst, in denen die Inszenierung und der künstliche Moment auch im fertigen Film zu sehen sind. Zum Beispiel hatte ich Die Bettwurst von Rosa von Praunheim gesehen und empfand die Herangehensweise als sehr schön schräg. Mein ursprünglicher Ansatz auch Fehler stehen zu lassen und immer nur einen Take aufzunehmen, habe ich letztendlich nicht durchgezogen. Eine andere Idee war, die Kamera nicht zu perfekt zu haben, alles aus der Schulter zu drehen, damit es etwas wackelig ist. Das war für Kameramann Agostino Fuscaldo eine ziemliche Herausforderungen, schließlich hatten wir an der ZeLIG ja genau das Gegenteil gelernt ...“  
Das beeindruckende Filmdokument ist in voller Länge und für eine Woche auf Salto einsehbar.
Tanzen und erinnern sie sich mit!

Die Frage aller Fragen: Wie kam Techno-Musik nach Südtirol? / Quelle: ZeLIG


Ein Produktion der Filmschule ZeLIG aus dem Jahr 1996
Regie: Alexander Rott
Regieassistenz: Fabrizio Favro
Kamera: Agostino Fuscaldo
Kameraassistenz: Jiri Maria Gasperi
Ton Hans Vielberth
Tonassistenz: Georg Zeller
Schnitt: Leo Hauser
Produktionsleitung: Ralf Mayer
Aufnahmeleitung: Sybille Falkenbach
Special Effects, Ausstattung: Daniel Mahlknecht 
Musikalische Beratung: Michael Feser
Catering: Katia Assuntini
Drehbuchbetreuung: Kurt Lanthaler
Produktions- und Schnittbetreuung: Lotte Gibitz

Mit am Set waren: Stefan Pfaffstaller, Christian Rohrer, Fabian Seyer, Bodo Fink, Thekla Pliger-Maöojer, Karl-Heinz Macek, Stefan Untertrifaller, Atila Monsagratl, Markus Soppelsa, Josef Dissertori, Heinz Othmar, Michael Berlin, Eva Locher, Alexandra Seppi Manuel Esposito, Martin Abram, Manuel De Barba, Mathias Baur, Markus Scherer, Inge Esposito, Liz Marmsoler, Margit Geler u.v.m.