Politik | Landtagswahl 2023
AFI-Direktor kandidiert erneut
Foto: Stefan Perini
Salto.bz: Herr Perini, nach 2018 treten Sie erneut zu den Landtagswahlen an. Was sind Ihre Beweggründe?
Stefan Perini: Ich befasse mich nun schon seit 20 Jahren mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Südtirol und mit gesellschaftspolitischen Themen wie beispielsweise Wohnen, dem Wohlfahrtsstaat oder den Lebenshaltungskosten. Ich möchte Projekte in die Umsetzung begleiten, die seit Jahren in Studien erarbeitet und in Forderungskatalogen festgehalten wurden.
Bei diesen Wahlen treten Sie allerdings nicht mehr für die Grünen an, sondern für das Team K. Eine politische Neuausrichtung?
Wenn man sich zu einer Kandidatur für eine politische Partei entschließt, stellt sich immer die Frage, wo man die meisten Schnittmengen sieht. Natürlich sehe ich Schnittmengen mit den Grünen, die größeren sehe ich aktuell jedoch beim Team K, die sich als moderne Sammelpartei etabliert hat und welche in weiten Teilen die Philosophie der Bürgerlisten abbildet. Ich selbst bin Gründungsmitglied der Bürgerliste „Frischluft – Aria fresca“ in Klausen. Für diese saß ich bereits von 2010 bis 2015 im Klausner Gemeinderat und nun ein zweites Mal seit 2020.
Bei einer Kandidatur für eine politische Partei stellt sich immer die Frage, wo man die meisten Schnittmengen sieht.
Sie haben von Schnittmengen gesprochen …
Die Grünen haben natürlich eine sehr große Kompetenz bei ökologischen Themen, die natürlich sehr wichtig sind. Politik besteht aber nicht nur aus ökologischen Themen. Themen, die mir wichtig sind und die auch dem Team K ein Anliegen sind, sind leistbares Wohnen, gerechte Löhne, ein gut organisierter Wohlfahrtsstaat sowie ein gut ausgebautes Gesundheits- wie auch öffentliches Dienstleistungssystem. Von daher bin ich überzeugt, dass ich meine Fachkenntnis in diesen Bereichen gut einbringen kann.
Seit einiger Zeit nimmt sich auch das Team K vermehrt ökologischer Themen an. War das ebenfalls ein Aspekt, der Sie dazu bewogen hat, für diese Partei zu kandidieren?
Natürlich haben auch die ökologischen Themen einen großen Stellenwert beim Team K, das insgesamt gesehen jedoch thematisch sehr breit aufgestellt. Es sind darin Kandidaten der Wirtschaft wie auch aus dem Vereinswesen, dem sozialen Bereich und aus den Sozialverbänden vertreten. Das Spektrum reicht von den Gewerkschaftern bis hin zu den Unternehmern, somit ist die Bandbreite an politischen Themen sehr breit gefächert.
Kein Interesse an der SVP?
Angesichts der parteiinternen Konflikte in der SVP stellte sich diese Frage nicht. Ich bin weder aktiv auf die SVP zugegangen, noch wurde ich von der SVP kontaktiert.
Sie sind Gemeinderat der Bürgerliste „Frischluft – Aria fresca“ in Klausen. Welche Erfahrungen möchten Sie mit in den Landtag nahmen?
Ich habe durch meine Tätigkeit als Gemeinderat einen Einblick in die Prozeduren und Verwaltungsabläufe gewonnen, aber die Landespolitik spielt sich doch auf einer anderen Ebene ab. Mehr als die Erfahrungen als Gemeindepolitiker kann ich meine beruflichen Erfahrungen in die politische Tätigkeit auf Landesebene mit einbringen. Die Forschungen, die wir im Arbeitsförderungsinstitut durchgeführt haben, bilden dahingehend einen guten „Rucksack“ an Kompetenzen.
Die Forschungen, die wir im Arbeitsförderungsinstitut durchgeführt haben, bilden einen guten „Rucksack“ an Kompetenzen.
Welche zum Beispiel?
Wir haben im AFI Untersuchungen zu Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut durchgeführt, Handlungsvorschläge zum Thema Chancengleichheit ausgearbeitet und die Bewegung zwischen verschiedenen Positionen gesellschaftlicher Schichten bzw. die soziale Mobilität untersucht. Als AFI haben wir aber auch beim Thema Wohnen bestimmte Forderungen an die Politik gestellt, um das Angebot für ansässige Personen, die nicht über eine Erstwohnung verfügen, decken zu können.
Das Team K hat gestern in einer Presseaussendung die „Super GIS“als ineffektiv und ungeeignet bezeichnet. Teilen Sie diese Meinung?
Im Prinzip ist es richtig, Steuerungsinstrumente in die Hand zu nehmen bzw. den Steuer-Hebel dazu zu verwenden, bestimmte Handlungsfelder attraktiv oder unattraktiv zu gestalten. Dazu gehören der Abbau des Leerstandes bzw. ungenutzten Wohnraum für den Mietmarkt freizugeben. Insofern wurde mit der Anhebung des GIS-Steuersatzes ein klares Zeichen gesetzt. Ich sehe die Verwendung des fiskalischen Instrumentes, um Dinge in die richtige Richtung zu lenken nach dem Motto „Steuern müssen steuern“, positiv. Dass diese Maßnahme bisher keine spürbaren Auswirkungen auf den Mietwohnungsmarkt hatte, trifft zu, allerdings muss man die Effekte mittelfristig bewerten. Man kann schließlich nicht erwarten, dass die Super-GIS das Problem der Wohnungsnot alleine lösen wird.
Bitte anmelden um zu kommentieren
Ich lese immer wieder gern
Ich lese immer wieder gern seine sehr kompetenten Analysen. Für eine solche Kandidaten-Nominierung kann man Team K jedenfalls gratulieren.
Schade, dass es keine Soziale Fortschrittspartei, Sozialdemokratische Partei Südtirols hat.
Bravo Herr Perini, da kommt
Bravo Herr Perini, da kommt Freude auf. Es wird Ihnen beim Team K viel besser gehen, als es 2018 bei den Grünen der Fall war. Ich schätze Sie schon lange als kompetenten Fachmann, der die sozialen und wirtschaftlichen Probleme Südtirols gleich gut kennt. Zudem haben Sie auch den Mut, das offen zu sagen, was Sie denken und wovon Sie überzeugt sind. Damit wären Sie bei der SVP sowieso am falschen Platz. Wünsche einen guten Wahlkampf und ein waches Südtirol.