Gender - Wissenschaft oder Ideologie?
Die Diskussion um Gender ist vielfältig. Eingangs möchte ich eine Position skizzieren, die durchaus verbreitet ist.
„Anatomie ist ein soziales Konstrukt.“ glaubt zumindest Judith Butler, Professorin in Berkeley. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist das Unsinn. Professorin Hannelore Faulstich-Wieland aus Hamburg meinte einmal, es sei auf gesellschaftliche Gründe zurückzuführen, dass Männer bessere Leistungen im Marathonlauf erzielen als Frauen.
Kein vernünftiger Mensch würde dem zustimmen und hier liegt das Problem.
Es gibt sehr viele positive Ansätze der Genderwissenschaft. Frau und Mann sind unterschiedlich! Und das ist gut so! Strukturell und funktionell unterscheiden sich Mann und Frau. Anatomische Unterschiede existieren bei den Geschlechtern, im Knochenbau, der Verteilung der Leitungsbahnen im Gehirn, dem Aufbau des Bindegewebes sowie in der topographischen Anatomie des Beckens. Funktionell haben Frauen und Männer ganz andere hormonelle und immunologische Voraussetzungen. Zahlreiche Autoimmunkrankheiten treten geschlechtsgehäuft auf.
Wir könnten über die Manipulationsmöglichkeiten im Geschlechterbereich natürlich eine langatmige, theoretische Debatte führen. Sinnvoller ist es, das Wissen um die Diversität fruchtbar zu machen. Wenn wir wissen, dass Mann und Frau unterschiedlich sind, lässt sich dies zum Vorteil beider Geschlechter nutzen.
Studien zeigten beispielsweise, dass Aspirin in der Prophylaxe gegen Herzinfarkte oder Schlaganfälle bei Männern und Frauen anders wirkt. Männer unter 65 profitieren von niedrig dosiertem Aspirin als als Herzinfarktprophylaxe, während Frauen unter 65 nicht profitieren. (1)
Das ist auch ein Problem der evidenzbasierten Medizin (EBM). Sie lädt durch ihre Rationalität leider zum Irrglauben ein, nach der richtigen Diagnose sei die Therapie gegessen. Leider ist es nicht so einfach. Wenn eine Studie beweist, dass Medikament X den meisten Patientinnen und Patienten mit Erkrankung Y hilft, so sagt das nichts über die individuelle Patientin oder den individuellen Patienten aus. Im Idealfall findet man Kriterien (Zielgrößen), an welchen man den individuellen Behandlungserfolg messen kann. So kann die Ärztin bzw. der Arzt Therapien anpassen und konkret jeder Patientin bzw. jedem Patienten so gut wie möglich helfen. Damit erzielt man nicht nur das beste Ergebnis für das so oft zitierte „Kollektiv“, sondern man kann Behandlungsstrategien individuell adaptieren. Das wäre Medizin wie wir sie uns wünschen: individuell zugeschnitten.
Ich sehe hier im Bereich der Genderforschung enormes Potential. Leider setzen die Leitfiguren dieser Bewegung ihre Schwerpunkte so, dass Konfrontation vorprogrammiert ist. Die Versteifung auf die gesellschaftlichen, sprachlichen und kulturellen Aspekte im Sinne von Foucault, der 68er-Bewegung und unter anderem auch der Frankfurter Schule wird dem Stellenwert dieser Thematik nicht gerecht. Gleichstellung in der Medizin und die Forderung nach individuellen Behandlungskonzepten würde der Genderwissenschaft gut stehen, ich bin gespannt, ob ich ein derartiges Umdenken erleben darf. Prost!
(1) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?Db=pubmed&Cmd=ShowDetailView&TermToSearch=15753114&ordinalpos=11&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVDocSum
@Hopfgartner
Das Problem der evidenzbasierten Medizin ist nicht ihre Rationalität, sondern ihre inkonsequente Umsetzung, oder das Bild des Normierten Menschen, das mehr ein mitgeschlepptes Zeitgeistphänomen des Indistriezeitalters aus dem 19. Jahrhundert. Wahrscheinlich wurde die differenzierte Indikation nach Alter/Geschlecht für Aspirin als Herzinfarktprofilaxe durch EBM festgestellt. Oder?
Das Problem ist bei Medikamenten doch wohl am öftesten mit der Pharmaindustrie bzw. der Gesetzgebung verbunden, so dass Medikamente nicht für die einzelnen Geschlechter getestet werden müssen. Außerdem, weil man ja keine Test an Kleinkinder und Neugeborenen machen kann, muss man in der Ausbildung lernen dass man die Indikation bei den Dosierungen nicht einfach linear an das Gewicht anpassen soll, sondern meisten unterproportional.
P.S. Bevor ich überhaupt den Artikel geöffnet habe, viel mir als Witz ein: Schau mal runter zwischen den Beinen: Das was du da siehst ist nur ein soziales Konstrukt!
Aber das Argument ist wohl todernst zu nehmen . . . zumindest für Feministen.
Antwort auf @Hopfgartner von gorgias
Wenn jemand von
Wenn jemand von "Genderwissenschaften" spricht hat die Gehirnwäsche schon gegriffen. Wenn man Weltanschauungen und Ideologien als Wissenschaft verkleidet dann ist es nicht mehr weit bis wir Kreationswissensschaften (Intelligent Design), Astrologiewissenschaften und Homöopathie gleichberechtigt neben echten wissenschaftlichen Disziplinen stehen haben.
Antwort auf @Hopfgartner von gorgias
@gogias
im prinzip kann man jede wissenschaft ausrufen, ohne wissen zu schaffen. Ich befuechrte, man braucht noch bar und budel um denke anzuregen.
Antwort auf @Hopfgartner von gorgias
Ja lieber Gorgias was sind
Ja lieber Gorgias was sind den "richtige" Wissenschaften und in wie fern spielen dort Ideologien keine Rolle?
Antwort auf @Hopfgartner von gorgias
ich werde hier jetzt nicht
ich werde hier jetzt nicht anfangen hier über Wissenschaftstheorie zu dosieren, wenn ein echtes Interesse besteht können Sie sich für den Anfang mit dem gleichnamigen Wikipedia Artikel machen.
Dann werden Sie sich die Frage selbst beantworten.
Da ich verstehe dass diese Antwort nicht befriedigend sein kann möchte ich Ihnen als negativ Beispiel intelligent design anbieten. es gibt dazu mehre Bücher und Dokumentationen die zeigen mit welchen Mitteln man versucht eine Weltanschauung als Wissenschaft zu verkaufen.
Antwort auf @Hopfgartner von gorgias
Ok ich verstehe, wenn
Ok ich verstehe, wenn Wissenschaft sich auf Wikipedia reduziert, dann ist mir schon klar was Sie darunter verstehen.
Antwort auf @Hopfgartner von gorgias
Wenn Sie nur so naiv fragen
Wenn Sie nur so naiv fragen können und lakonische Antoworten geben, dann sind Sie wohl schon längst am Ende angelangt.
Ein aussagekräftiges Beispiel
Ein aussagekräftiges Beispiel für die Frage wo die Grenze, wenn es überhaupt eine (zumindest klare) gibt, zwischen Ideologie und Wissenschaft liegt.
Die untastbare Heiligkeit der wissenschaftlichen "Wahrheiten" sollte viel öfter, wohl bemerkt auch im medizinischen Bereich, hinterfragt werden.
Antwort auf Ein aussagekräftiges Beispiel von Mensch Ärgerdi…
1. Medizin ist keine
1. Medizin ist keine Wissenschaft
2. Von ihrem Vokabular und ihrer Argumentation schließe ich dass sie kein klares Bild haben was Wissenschaft ist.
feyman on science:
https://www.youtube.com/watch?v=EYPapE-3FRw
Prost
Eigenartig: wenn man den Text so liest, scheint er durchaus in Zusammenhängen ein Problem zu analysieren und dabei Lösungsvorschläge aufzuzeigen. Man kommt dann zum Schluss, dass die Genderwissenschaften sich tatsächlich um Wichtigere Dinge kümmern sollten.
Tatsächlich operiert der Text nach der Methode von Rechts- und Linkspopulisten: Man konstruiert ein Problem auf halbwahren oder erfundenen Aussagen und bietet dann selbst die Lösung an.
Ich bin - ganz ehrlich - zu faul, um auf jedes einzelne Argument einzugehen, hier aber ein Artikel der die Grundzüge der Genderwissenschaften erklärt:
http://www.taz.de/!118080/
@Gorgias: Genderwissenschaften sind Wissenschaften. Es wird sehr schwer das Gegenteil zu beweisen.
Dazu ein interessanter
Dazu ein interessanter Beitrag zur Situation von Buben in der heutigen weiblichen pädagogischen Welt: http://m.welt.de/debatte/kommentare/article6521441/Jungs-von-heute-verw…
Arme Rotzbuben: sollen sie aussterben?
bollini rosa
Das Phänomen der Unterschiedlichkeit zwischen den Geschlechtern bei Diagnose und Therapie wird bereits seit 7 Jahren vom italienischen Gesundheitsministerium über die Zertifizierung von Krankenhäusern durch die sogenannten "bollini rosa" aufgewertet (www.bollinirosa.it). So haben wir in Südtirol bereits in 6 von 7 Spitälern diese Auszeichnung bekommen (http://www.sabes.it/de/krankenhaeuser/innichen/news-in.asp?aktuelles_ac…).
Die Weltanschauung des "normierten Menschen" ist eigentlich schon lange passé, da hat Gorgias recht. Kinder sind nicht "kleine Erwachsene", Frauen keine "Männer mit Gebärmutter", usw..
Dass die Probleme der Menschheit nicht nur mit den "reinen Wissenschaften" lösbar sind, sondern nur über Systemtheorien, d.h. über die verschiedensten Verknüpfungen von Erkenntnissen aus allen Wissensbereichen, ist auch schon ein alter Hut und die Diskussion, was "Wissenschaft" ist und was nicht, entfernt uns nur von den realen Problemen. Nicht nur die reinen Wissenschaften "schaffen Wissen" (eigentlich gerade die am wenigsten...)